Shannara VIII
Jerle Shannara zurückgeholt, Aden. Aber Hawk hat es erwischt, und dafür muss jemand bezahlen. Das habe ich auch schon Donell erzählt. Die Hexe hat uns regelrecht ausgesetzt. Jetzt beabsichtige ich, das Gleiche mit euch zu machen. Wenn ich könnte, würde ich sie töten. Mir genügt es aber auch, sie einfach hier mit ihren Rets in der Falle sitzen zu lassen.«
Er nickte langsam. »Dazu willst du meine Hilfe?«
»Ich möchte nur, dass du mir nicht in die Quere kommst.« Sie hielt kurz inne und dachte nach. »Also gut. Du kannst mir ruhig helfen. Das ist vielleicht gar keine so schlechte Idee, vor allem, wenn man bedenkt, was diese Reise dich ansonsten vermutlich kosten wird. Doch selbst wenn du mir nicht helfen willst, solltest du dich wenigstens besser nicht einmischen. Die Kontrolle über die Schwarze Moclips liegt bereits in meiner Hand.«
Aden Kett blickte Donell Brae an, der daraufhin nur mit den Achseln zuckte. »Ich habe nur einen weiteren Mann gesehen.«
Sie lachte. »Du glaubst doch nicht, ich wäre nur mit einem einzigen Mann Verstärkung an Bord gekommen? Hältst du mich für wahnsinnig?«
»Manchmal schon«, meinte Kett. »Es gibt kaum ein Risiko, das du nicht eingehen würdest, Kleine Rote.« Er sah sie abschätzend an, und sie hielt seinem Blick stand. »Wie dem auch sei«, sagte er, »ich werde dir die Schwarze Moclips nicht einfach so übergeben, nur weil du mich lieb darum bittest.«
»Ich will sie mir nur leihen«, erinnerte sie ihn. »Nur so lange, bis ich meine Freunde gefunden und zur Küste gebracht habe. Danach erhältst du dein Schiff zurück, und niemand wird Schaden nehmen.«
»Die Hexe sieht die Sache vielleicht anders.«
»Die Hexe wird vermutlich nichts davon erfahren.«
Er grunzte. »Darauf würde ich mein Leben nicht verwetten. Lieber nicht.«
»Sag ihr, du hättest keine andere Wahl gehabt. Oder lass sie einfach hier und segele heim. Diese Auseinandersetzung ist sowieso nicht Sache der Föderation. Sie geht nur die Hexe und den Druiden etwas an. Niemanden von uns interessiert das eigentlich. Dem Großen Roten und mir geht es bloß ums Geld.«
Er hörte die Lüge aus ihrer Stimme heraus oder las sie ihr von den Augen ab; was, das wusste sie nicht zu sagen. »Es geht um etwas ganz anderes, Kleine Rote, nämlich darum, dass wir grundverschieden sind«, erwiderte er. »Du bist kein Soldat, du bist ein Söldner. Ich bin ein Frontoffizier. Von mir erwartet man, den Befehlen zu gehorchen, die man mir erteilt, und sie nicht meiner Laune entsprechend abzuwandeln. Außerdem erlaubt man mir nicht, mitten im Gefecht die Seiten zu wechseln. Das nennt man Fahnenflucht, wenn ich dich daran erinnern darf.«
Sie studierte stumm seine Miene und ließ seine Worte in der Stille nachklingen. Kurz schweifte sein Blick zu den Waffen, die an einem Haken hingen. »Falls du noch einmal in die Richtung guckst«, sagte sie rasch, woraufhin er ihr den Blick wieder zuwandte, »bringe ich dich um, ehe ich es mir ein zweites Mal überlegen kann.«
Sie spürte, wie Doneil Brae zuckte, und sofort packte sie ihn wieder fester am Arm. »Wag es nicht«, warnte sie ihn.
Dann hörte man draußen im Gang plötzlich Schritte. Sofort wechselten Pilot und Kommandant einen Blick, dessen Bedeutung nicht zu verkennen war. »Kommandant«, rief eine tiefe Stimme vor der Tür.
Donell Brae fuhr herum und wollte Rue Meridian ergreifen, aber sie hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Sie schlug seinen erhobenen Arm zur Seite und versetzte ihm mit dem Knauf des Dolchs einen harten Hieb an die Schläfe. Während er zu Boden sackte, sprang sie über ihn hinweg und fing Aden Kett ab, der vergeblich seine Waffen zu erreichen suchte. Sie stieß ihn gegen das Bullauge und schlug ihn zu Boden. Wütend setzte sie sich rittlings auf ihn und drückte ihm den Dolch so fest an die Kehle, dass Blut hervortrat.
»Kommandant!« Laut und eindringlich klopfte es an der Tür.
»Es gibt nur einen einzigen Grund, warum ich dich nicht töte, weil du nämlich ein anständiger Kerl und ein guter Offizier bist, Aden.« Ihr Gesicht war seinem so nah, dass sie den Schreck in seinen dunklen Augen erkennen konnte. »Jetzt antworte ihm!«
Kett, der auf den Boden gedrückt wurde und nach Luft schnappte, schluckte. »Was gibt’s denn?«, rief er in Richtung Tür.
»Die Rets sind auf dem Rückweg, Kommandant! Ein Boot hat gerade vom Ufer abgelegt! Ihr habt gesagt, man solle Euch Bescheid geben!«
Sie legte ihm die freie Hand über den Mund und
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