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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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anderen gegenüber zu wahren. Grianne war ein kluges Mädchen, und sie verstand schnell, was es bedeutete, etwas zu besitzen, das andere begehrten oder fürchteten. Sie schenkte ihren Eltern Gehör, obgleich sie die Ermahnungen, wie und zu welchem Zweck die Gabe benutzt werden sollte, wenig beherzigte. Doch sie war klug genug, ihnen nur das zu zeigen, was sie von ihr erwarteten, und alles andere vor ihnen zu verbergen.
    Deshalb hatte sie am letzten Tag ihrer Kindheit längst verstanden, wie sie ihre Magie einzusetzen hatte. Sie hatte Schutzmaßnahmen gegen Gefahren getroffen und sich gute Ausflüchte für das Verbot ihrer Eltern überlegt, sie bis an die Grenzen auszutesten. Ihr Panzer aus starker Entschlossenheit und sturem Beharren hatte sich zu einer Festung erweitert, in der sie das Wunschlied ungestraft verwenden konnte. Ihre kindliche Welt war bereits komplexer und anspruchsvoller als die vieler Erwachsener, und gerade lernte sie, dass sie niemandem je verraten durfte, wer und was sie war. Und es sollten am Ende ihre Gabe der Magie und ihr Verständnis für die Wirkungsweise sein, die sie retten würden.
    Gleichzeitig und ohne ihre Schuld wurde dadurch das Schicksal ihrer Eltern und ihres jüngeren Bruders besiegelt.
    Schon einige Wochen vor diesem letzten Tag fiel ihr auf, dass in ihrer Kinderwelt etwas nicht stimmte. Es offenbarte sich ihr in Kleinigkeiten, die weder ihre Eltern noch andere Leute bemerkten. Eigentümliches lag in der Luft - Gerüche und Geschmäcke und Geräusche, die auf verborgene Wesen und finstere Absichten hindeuteten. Mit den Vibrationen ihrer Stimme, die zu ihr zurückkehrten, wenn sie die Magie ihres Liedes einsetzte, erhaschte sie Blicke aus den Schatten. Auch spürte sie Veränderungen in Hitze und Kälte, die sich sonst nur einstellten, wenn sie bedroht wurde, bloß konnte sie für gewöhnlich die Spuren bis zu ihrer Quelle zurückverfolgen, was ihr diesmal nicht gelang. Ein- oder zweimal spürte sie die Nähe dunkel verhüllter Gestalten, vielleicht jener Gestaltwandler, die sie schon bei verschiedenen Gelegenheiten zuvor entdeckt hatte, die sich stets versteckten und außer Reichweite aufhielten und dennoch ständig anwesend waren.
    Ihren Eltern erzählte sie nichts davon, weil sie keine Beweise hatte und sich lediglich auf Vermutungen hätte stützen können. Trotzdem blieb sie wachsam. Ihr Haus stand am Rand eines Ahornwäldchens, davor breitete sich die flache grüne Schwelle des Rabbs aus, die sich bis zu den Ausläufern der Drachenzähne erstreckte. Während sich von Westen nichts und niemand nähern konnte, ohne schon von weitem sichtbar zu sein, schirmten Wald und Hügel die anderen drei Seiten ab. Von Zeit zu Zeit erforschte sie diese, eine Vorsichtsmaßnahme, die ihr ein Gefühl der Sicherheit verlieh. Doch wer immer sie beobachtete, ging vorsichtig zu Werke, und sie fand niemals heraus, was für ein Wesen es war. Es verbarg sich vor ihr, mied sie und entfernte sich, sobald sie auftauchte, kehrte jedoch stets zurück. Sie spürte die Blicke sogar, während sie danach suchte. Es war klug und geschickt und daran gewöhnt, sich zu verstecken, sobald andere es auftreiben wollten.
    Eigentlich hätte sie Furcht empfinden sollen, doch Angst hatte nicht zu ihrer Erziehung gehört, und so wusste sie ihren Nutzen nicht zu schätzen. Für sie stellte Furcht ein Ärgernis dar, das sie schlicht aus ihrem Leben verbannte und einfach nicht beachtete. Letzten Endes jedoch fragte sie ihren Vater dennoch, ob es jemanden gebe, der ihr oder ihm oder ihrer Mutter oder ihrem Bruder etwas antun wollte, woraufhin er nur lächelte und antwortete, sie würden nichts besitzen, das irgendwem Anlass biete, ihnen Schaden zuzufügen. Das sagte er ruhig und voller Überzeugung, wie ein Lehrer, der seinem Schüler Wissen vermittelt, und deshalb, so glaubte sie, musste er damit auch Recht haben.
    Die Gestalten in den schwarzen Mänteln kamen schließlich im Morgengrauen, jener Tageszeit, wenn das Licht so bleich und schwach ist, dass es kaum Schatten zeichnet. Sie töteten den Hund, den alten Beller, als der nachschauen ging, wer sich da näherte, ein Akt, der unmissverständlich für ihre finsteren Absichten sprach. Inzwischen war sie erwacht, denn eine innere, mit ihrer Magie verbundene Stimme hatte sie alarmiert, und sie eilte auf Zehenspitzen durch das Haus und forschte nach der Gefahr, die bereits auf der Schwelle stand. An diesem Morgen war die Familie allein, keiner der reisenden Gäste wohnte bei

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