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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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Besitzer des Saurabh getan hatte. Ich begleitete ihn bis zum Auto und sah zu, wie er sich bückte, um einzusteigen. Jemand hatte den Namen Sapna auf eine schmuddelige Wand in der Nähe geschmiert. Die Farbe war noch ziemlich frisch, sicher nicht älter als eine Woche. Falls Khader es gesehen hatte, ließ er sich nichts anmerken. Nasir knallte die Tür zu und lief dann auf die andere Seite des Autos.
    »Ich möchte, dass du nächste Woche bei meinem Freund Ghani mit den Pässen anfängst«, sagte Khader. Nasir ließ den Motor aufheulen und wartete auf den Befehl loszufahren. »Ich glaube, das Geschäft mit den Pässen wird dich interessieren.«
    Er lächelte mich an, während sie wegfuhren, doch länger als sein Lächeln blieb mir Nasirs finstere Miene in Erinnerung. Dieser Mann hasste mich offenbar, und früher oder später würde ich das ein für allemal mit ihm klären müssen. Dass ich mich auf den Kampf mit ihm sogar freute, zeugt davon, wie einsam und verloren ich mich in meinem Exil fühlte. Nasir war kleiner als ich, aber genauso kräftig, und vielleicht auch ein bisschen schwerer. Ich wusste, dass es ein guter Kampf werden würde.
    Ich legte ihn im Geiste unter »zu erledigen« ab, winkte ein Taxi herbei und machte mich auf den Weg ins Fort. Dieser Stadtteil mit seinen Druckereien, Schreibwarenhändlern, Lichtherstellern und den zahllosen Lagerhäusern, der einfach nur »Fort« genannt wurde, versorgte die Büroviertel ringsum. Die Gebäude und engen Straßen des Fort gehörten zu den ältesten der Stadt. In den Kanzleien, Verlagen und anderen Geistesschmieden, die das Glück hatten, schon seit Jahrzehnten eine Adresse im Fort vorweisen zu können, hatte sich die Atmosphäre einer anderen Zeit erhalten, einer Zeit der steifen, förmlichen Höflichkeiten.
    Eines der neueren Geschäfte im Fort war das Reisebüro, das Khaderbhai über Strohmänner gekauft hatte und von Madjid Rhustem leiten ließ. Das Reisebüro organisierte die zahllosen Reisen der Zeitarbeiter, die in den Golfstaaten arbeiteten. Der legale Teil der Reiseorganisation bestand darin, den Leuten Flugticket, Visum und Arbeitserlaubnis zu besorgen und ihre Unterbringung in einem Wohnheim zu arrangieren. Was den illegalen Teil betraf, so sorgten Madjids Agenten dafür, dass jeder der Rückkehrer ein- bis dreihundert Gramm Gold in Form von Halsketten, Armreifen, Ringen und Broschen am Körper trug. Das Gold gelangte aus vielen Quellen in die Häfen der Golfstaaten. Ein Teil wurde legal im Großhandel erworben. Viel häufiger jedoch handelte es sich um Hehlerware. Junkies, Taschendiebe und Einbrecher aus ganz Europa und Afrika stahlen Goldschmuck und verkauften ihn an Dealer und Schieber. Ein gewisser Prozentsatz dieses in Frankfurt, Johannesburg oder London gestohlenen Goldes gelangte über Schwarzmarkthändler in die Hafenstädte am Persischen Golf. Khaders Männer in Dubai, Abu Dhabi, Bahrain und den Hauptstädten der anderen Golfstaaten schmolzen das Gold ein und arbeiteten es zu massiven Armreifen, Ketten und Broschen um. Für ein kleines Entgelt schmuggelten die Arbeiter diesen Goldschmuck auf ihrer Rückreise nach Indien, und unsere Männer nahmen ihn dann am internationalen Flughafen in Bombay entgegen.
    Das Reisebüro im Fort organisierte pro Jahr die Reisen von mindestens fünftausend Zeitarbeitern. Das Gold, das sie mitbrachten, wurde, wenn nötig, in einer kleinen Werkstatt in der Nähe des Reisebüros umgearbeitet und dann auf dem Zhaveri Bazaar, dem Schmuckmarkt, verkauft. Der Gewinn, den allein dieser Bereich des Goldgeschäfts abwarf, belief sich auf über vier Millionen US-Dollar pro Jahr, steuerfrei, und Khaders Geschäftsführer waren allesamt reiche, hochangesehene Männer.
    Ich meldete mich bei den Mitarbeitern der Transact Travel Agency. Madjid war nicht da, und die drei Geschäftsführer hatten alle Hände voll zu tun. Nachdem ich erfahren hatte, wie der Goldschmuggel aufgezogen wurde, hatte ich vorgeschlagen, dass man die Geschäftsunterlagen von Khaders Reisebüro digital erfassen und eine Datenbank einrichten solle, in der sämtliche Zeitarbeiter verzeichnet waren, die erfolgreich eine Mission für uns durchgeführt hatten. Khader hatte meinem Vorschlag zugestimmt, und so waren die Männer jetzt damit beschäftigt, die einschlägigen Daten in den Computer einzugeben. Ich überprüfte ihre Arbeit und war zufrieden mit ihren Fortschritten. Wir unterhielten uns eine Weile, und als Madjid immer noch nicht auftauchte, suchte ich in

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