Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke
spielen. Dem Verlierer werde ich den Kopf abschlagen.«
Die Männer spürten, dass es dem Meister ernst war, und sie begannen das Spiel. Der junge Mann bemerkte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat und wie das Schachbrett, das vor ihm stand, zur ganzen Welt wurde. Er war völlig konzentriert auf jeden Zug. Zu Beginn schien es schlecht um ihn bestellt, doch dann machte sein Gegner einen überhasteten Zug, und er begann die Verteidigungsformation des Mönches systematisch zu zerstören.
Als er eine Figur des Mönches nach der anderen schlug, da sah er verstohlen in dessen Gesicht. Es war das Gesicht eines aufrichtigen Mannes, geläutert durch Jahre der Meditation und des Strebens nach Befreiung. Da kam ihm sein eigenes, wertloses Leben in den Sinn, und eine Welle von Mitgefühl erfasste sein Herz. Absichtlich beging er einen Fehler, dann noch einen.
Da beugte sich plötzlich der Meister nach vorn und stieß das Brett mitsamt den Figuren zu Boden und sagte zu dem Jungen gerichtet: »Es gibt niemals einen Gewinner oder Verlierer. Zwei Dinge sind erforderlich auf dem Weg zur Befreiung: Konzentration und Mitgefühl. Heute hast du beides gelernt. Du warst vollständig konzentriert und hast doch auch Mitgefühl empfunden. Bleibe hier, und schule deinen Geist in dieser Haltung, und auch du wirst Befreiung erlangen.«
Übungen
Das Weiche besiegt das Harte
Tief drinnen glauben die meisten Menschen, sehr nachgiebig zu sein. Die Fragen im Anschluss sollen Ihnen zeigen, wo Sie wirklich stehen. Schreiben Sie die Antworten bitte in Ihr Heft.
Wo fällt es Ihnen schwer, nachzugeben?
Warum?
Würden Sie mit jemandem Geschäfte machen, der sich konsequent weigert, Sie mit Ihrem Titel anzusprechen?
Wo sind Sie auf »vermeintliches Nachgeben« hereingefallen?
Wo haben Sie durch Nachgeben gewonnen?
Müssen Sie immer das letzte Wort haben?
Finden Sie ein Beispiel, bei dem das Weiche das Harte besiegt.
Wie würde Ihr Gegenpol handeln, wenn er zornig wäre?
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Teil 3 Lerne zu siegen
Ein weiser Mensch erringt einen Sieg und belässt es dabei. Er geht nicht zu Gewalttaten über.
(Laotse)
Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen.
(Sunzi)
10. Das Prinzip der Überlegenheit
Spanne den Bogen, aber schieße nicht los! Noch gefürchtet zu sein ist wirksamer.
(aus China)
Lerne, dass wahre Überlegenheit die Kunst ist, kampflos zu siegen
Ein König, so erzählt man sich in Shaolin, wollte einen besonders starken Kampfhahn besitzen und gab daher einem der Mönche den Auftrag, einen Hahn entsprechend auszubilden. Dieser lehrte den Hahn zunächst die Technik des Kämpfens.
Nach zehn Tagen fragte der König: »Kann man mit dem Hahn jetzt einen Kampf veranstalten?«, doch der Ausbilder sagte: »Nein, nein! Er ist stark, doch diese Stärke ist leer. Er will immerzu kämpfen. Er ist aufgeregt, und seine Kraft ist unbeständig.«
Zehn Tage später fragte der König wieder: »Nun, kann man jetzt den Kampf beginnen?« – »Nein, nein, noch nicht!«, war die Antwort. »Er ist noch voller Leidenschaft und will immerzu kämpfen. Wenn er einen anderen Hahn hört, selbst aus dem Nachbardorf, so kommt er in Wut und will sich gleich in den Kampf stürzen.«
Nach nochmals zehn Tagen fragte der König erneut: »Geht es jetzt?« Der Ausbilder antwortete: »Jetzt zeigt er keine Leidenschaft mehr, und wenn er einen anderen Hahn hört oder sieht, bleibt er ruhig. Seine Haltung ist aufrecht, und er zeigt kraftvolle Spannung. Er kommt auch nicht mehr in Wut. Seine Energie und seine Kraft zeigen sich nicht mehr an der Oberfläche.« Beim Turnier waren sämtliche anderen Hähne unfähig, sich dem Hahn des Königs zu nähern. Sie flohen erschreckt. Er brauchte überhaupt nicht zu kämpfen. Er hatte die Stufe der technischen Übung hinter sich gelassen. Er war allen überlegen.
Überlegenheit entsteht im Kopf
Überlegenheit, das muss man wissen, ist keine Eigenschaft, sondern ein Prinzip. Macht ist nicht etwas, das man wie eine Auszeichnung bekommt. Sie ist etwas, das man sich nimmt. Und etwas, das im Kopf wohnt.
Ich will Ihnen ein Beispiel geben. Sie und ich, nehmen wir das einmal an, besitzen beide eine Villa. Wir sind beide sehr reich, beide Häuser wirken gleich wertvoll, sind prächtig ausgestattet und wirken für Kriminelle gleich attraktiv. Das Einzige, was einen Einbrecher vielleicht bei der Auswahl seines Einbruchsobjekts beeinflussen könnte, ist ein hartnäckiges Gerücht.
In meinem
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