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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Stirn und sprach ihn an mit einer Art frohem Selbstvertrauen, das ihn bannte und zugleich erstaunte.
    »Als wir hörten, Herr«, sagte sie, »daß Ihr hier seid, banden wir Kränze, um Euch und Eure Diener in Zeray willkommen zu heißen. Wir brachten sie zu Eurem Haus, aber Lirrit sagte uns, Ihr hättet Euch auf den Weg zum Statthalter begeben. ›Wenn ihr lauft‹, sagte sie, ›könnt ihr ihn erreichen‹, daher kamen wir Euch nach, um Euch die Kränze zu bringen und zu sagen: ›Willkommen, Herr, in Zeray.‹«
    »Was sagen sie, Herr?« fragte Thyval, der die Kinder erstaunt angestarrt hatte. »Wollen sie uns die Blumen verkaufen?«
    »Nein, anscheinend ist das ein Geschenk«, antwortete Siristru. Sosehr er Kindern zugetan war, das war eine Situation, in der er keine Erfahrung besaß und daher ein wenig ratlos war. Er wandte sich an das dunkelhaarige Mädchen.
    »Besten Dank«, sagte er, »ihr seid alle sehr lieb.« Es fiel ihm ein, daß er wahrscheinlich versuchen sollte, etwas mehr zu erfahren. Vielleicht erwartete der Urheber dieser recht reizvollen Artigkeit später von ihm eine weitere Anerkennung. »Sag mir, wer hat euch aufgetragen, mir diese Kränze zu bringen? War es der Statthalter?«
    »Ach nein, Herr, wir haben die Blumen selbst gepflückt. Es hat uns niemand geschickt. Wir arbeiteten nicht weit vom Strand im Garten, weißt du, und da hörten wir – «, und sie erging sich in einer plappernden, fröhlichen Erklärung, der er nicht zu folgen vermochte, während zwei ihrer Begleiterinnen sich auf die Zehenspitzen stellten, um ihm und Thyval einen Kranz um den Hals zu hängen. Die meisten Blumen waren von gleicher Art, klein, lavendelblau, und dufteten leicht und scharf.
    »Wie heißen diese hier?« fragte er lächelnd und die Blumen betastend.
    »Planella«, antwortete sie und küßte seine Hand. »Wir nennen sie Planella. Und die roten sind Trepsis.«
    »Singen wir ihnen etwas vor«, rief ein hinkender, dunkelhäutiger Junge hinten in der Gruppe. »Kommt, laßt uns etwas singen!«
    Und darauf begann er, die anderen stimmten ein wenig atemlos und in verschiedenen Tonarten in das Lied ein. Thyval kratzte sich den Kopf.
    »Was singen sie, Herr, könnt Ihr es verstehen?«
    »Nur ganz wenig«, antwortete Siristru. »Sie singen in einer anderen Sprache, nicht beklanisch – wenn auch das eine oder andere Wort gleich klingt. ›Irgend etwas – fängt – einen Fisch‹ (glaube ich) ›am Fluß – ‹ Ach, du kennst ja die Art Lieder, welche die Kinder überall singen.«
    »Gleich werden sie Geld haben wollen, nehm ich an«, sagte Thyval.
    »Hast du schon irgendwelches Geld von ihnen in der Hand gehabt?«
    »Nein, Herr.«
    Aber das Lied ging zu Ende, und die Kinder faßten einander bei der Hand und liefen lachend und winkend davon, wobei sie den lahmen Knaben trugen, und ließen Siristru in der Sonne zurück, der ihnen, umgeben vom Duft des Planellakranzes um seinen Hals, nachstarrte.
    »Ein komisches Spiel«, murmelte Thyval und wollte den Kranz abnehmen.
    »Nicht abnehmen!« sagte Siristru schnell. »Wir dürfen nichts riskieren, was diese Leute beleidigen könnte.«
    Thyval zog seine duftenden Schultern hoch, und sie gingen weiter. Ankray wies den Weg zu einem Steinhaus, das auf einem Hügel stand. Es war neu gebaut, aber nicht sehr groß oder eindrucksvoll, fand Siristru, auf den Oberstock blickend, der über der Umrandungsmauer sichtbar war. In Zakalon würde ein solches Haus vielleicht für einen wohlhabenden Kaufmann, einen Marktvorsteher oder dergleichen angemessen sein. Es war nicht das Haus eines Adeligen. Aus Ankrays Worten ging aber hervor, daß die Stadt erst in jüngster Zeit zu wachsen begonnen hatte, wahrscheinlich nach Fertigstellung der Fähre. Vielleicht war der Statthalter, wenn nicht selbst der Planer der Fähre, ein alter Soldat oder irgendein Praktiker, der mit der Aufgabe betraut worden war, der ersten, groben Aufgabe beim Aufbau eines brauchbaren Hafens. Wer immer er war, von Stil verstand er gewiß nicht viel.
    Das Tor in der Mauer – ein schweres, mit den breiten Köpfen von Eisennägeln beschlagenes, aus gekreuzten Blockplatten bestehendes Ding – stand halb offen, und Siristru folgte Ankray, der ohne Umstände eintrat, in einen Hof, der halb dem eines Bauernhofs, halb dem eines Baumaterialhändlers glich. Überall standen Materialien aller Art umher – Säcke, die nach Saatkorn aussahen und auf Lattenplanken lagen, welche vom Boden erhöht standen, mehrere frisch geformte

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