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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Quadrat, die regelmäßig drei Fahrten machen. Zuerst wird das Überfahrtseil durch Eisenringe festgemacht und das Floß von Zeray über den Fluß gezogen; der Punkt am gegenüberliegenden Ufer liegt so weit stromabwärts, daß das Floß fast mit der Strömung fährt. Nach der Landung wird das Floß vom Seil losgemacht, entladen und im stillen Wasser knapp am Ufer von Ochsen stromaufwärts gezogen. Die Entfernung muß etwa zwei Kilometer betragen und wurde auf ihrer vollen Länge ausgebaggert und am Ufer gesäubert, die Uferlinie wurde begradigt und für die Viehhufe gepflastert. An dem stromaufwärts liegenden Punkt, tausend Meter oberhalb von Zeray, wird das Floß an dem zweiten Seil befestigt und macht so die Rückfahrt, wieder unter dem Druck der Strömung.
    Wie ich höre, müssen die Seile einmal jährlich erneuert werden, und das bedeutet, daß die Herstellung eines zwei Kilometer langen Seiles alljährlich eine Hauptsorge der Instandhaltung darstellt. Die Flöße – es sind die ersten, die gebaut wurden – sind noch recht plump und primitiv, erfüllen aber ihren Zweck. Die Hauptbehinderung stellen, wie ich erfuhr, schwimmende Äste und dergleichen dar, die auf dem Fluß treiben, die Seile beschädigen und entfernt oder losgeschnitten werden müssen; man kann ihnen aber bis zu einem gewissen Grad ausweichen, indem man die Seile, wenn sie nicht verwendet werden, schlaff läßt.
    Wir wohnen nun hier in einem Haus, das – die ganze Stadt ist noch im Rohzustand – recht dürftig, aber immerhin intakt und sauber ist. Am Spätnachmittag treffe ich mit dem Statthalter zusammen, dem ich natürlich Euer Majestät Freundschaftsgruß überbringen werde. Bald darauf werden wir, glaube ich, in eine fünfzig oder sechzig Kilometer westlich von hier liegende Stadt namens Kabin reisen, wo es, wenn ich recht verstanden habe, einen Wasserspeicher gibt, der die Stadt Bekla speist. Dort und in einer anderen Stadt, die Igat oder Ikat heißt, hoffen wir mit der Regierung über den Handel mit Zakalon zu sprechen.
    Etwas in dieser Stadt würde Eure Majestät sicher ebenso überraschen wie mich, das sind die vielen Kinder, die manchmal ohne die Leitung eines Erwachsenen zu arbeiten scheinen und einen Großteil der Geschäfte des Ortes selbständig durchführen. Wo eine Aufgabe fachmännische Führung erfordert, wie zum Beispiel beim Bau der neuen Lagerhäuser am Ufer, arbeiten sie unter der Leitung von Maurern, bei anderen, einfachen Arbeiten scheinen sie aber ihre eigenen Vorarbeiter zu haben, ältere Kinder, die sie ohne sonstige Überwachung dirigieren. Ihre Arbeit ist, soviel ich gesehen habe, zwar brauchbar, aber grob, für diesen Ort jedoch durchaus ausreichend, und die Kinder scheinen zumeist guter Stimmung zu sein. In diesem Hause werden wir von drei höchstens elf- oder zwölfjährigen Mädchen betreut, die ihre Aufgabe sehr ernst nehmen und es sichtlich als eine Ehre betrachten, für die Bedienung ausländischer Gäste ausgewählt worden zu sein. Meine Leute starren sie an, aber die Mädchen lassen sich nicht aus der Fassung bringen. Sie sprechen einen Dialekt, und ich kann nur wenig davon verstehen, aber das macht nichts.«
    Es wurde leise an die Tür geklopft. Siristru blickte auf, und da ihm der beklanische Ausdruck für »Herein« nicht einfiel, brummte er etwas in der Hoffnung, es werde als Ermutigung und Zustimmung zum Eintreten betrachtet werden. Eines der dienenden Mädchen öffnete die Tür, hob die Hand an die Stirn und trat zur Seite, um den größten Mann einzulassen, den Siristru je gesehen hatte. Sein mit dem Bärenemblem und Kornähren geziertes Lederwams schien auf seiner massiven Brust zum Platzen gespannt, und seine Lederhose – offenbar für einen Mann von normaler Größe gemacht – reichte ungefähr bis zur Hälfte seiner Waden. Auf einer Schulter trug er anscheinend unbeschwert einen großen und sehr voll wirkenden Sack. Er grinste Siristru freundlich zu, hob die Hand an die Stirn und sagte: » Crendro.«
    Siristru kannte das Wort nicht, da es aber offenbar ein Gruß war, erwiderte er: »Crendro« und wartete. Die nächsten Worte seines Besuchers waren ihm völlig unverständlich, er sprach also wohl in einer fremden Sprache oder in einem Dialekt.
    »Kannst du Beklanisch?« fragte er stockend. »Ich verstehe – ein wenig Beklanisch.«
    »Ich auch, Herr«, antwortete der Riese und verfiel, wieder liebenswürdig lächelnd, in ein entstelltes, aber verständliches Beklanisch. »Wenn man hier lebt,

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