Sharon: die Frau, die zweimal starb
gelbsüchtige Hautfarben. Es waren drei Vierteldollars in meiner Tasche. Ich warf zwei aus dem Fenster.
Ich legte mich ins Bett, ließ den Fernseher auslaufen und horchte auf Geräusche. Dumpfer Bass von der Jukebox aus der Bar nebenan, so laut, dass es schien, als würde jemand im Zweivierteltakt gegen die Wand geschleudert; nerviges Gelächter und verstümmelter Streettalk auf Englisch, Spanisch und in tausend nicht zu entziffernden Sprachen, eingespieltes Zuschauerlachen vom Fernseher aus dem Zimmer nebenan, Toilettenspülungen. Wasserhahnkreischen, Krachen und Knacken von Bewegungen, zugeschlagene Türen, Autohupen, ein Geknatter, das Gewehr- oder Pistolenschüsse oder Autostottern oder Händeklatschen sein konnte. Und hinter alledem das Freeway-Dröhnen mit dem Dopplereffekt.
Eine Überland-Symphonie. Innerhalb weniger Augenblicke war ich um zwölf Jahre beraubt.
Das Zimmer war ein Schwitzkasten. Ich blieb drei Tage lang drin, nährte mich von Pizza und Cola aus einem Laden, der kalt und heiß zu servieren versprach und in beiden Fällen log. Die meiste Zeit tat ich das, was ich so lange vermieden hatte. War hinter den Unzulänglichkeiten anderer hergewesen, hatte Deckmäntel über Sündenpfuhle gebreitet. Introspektion. So ein großes Wort für eine Schöpfkelle voll aus dem Springquell der Seele. Die Schöpfkelle scharf und zackig geschliffen.
Drei Tage machte ich alles durch: Wut, Tränen, eine so eingeweidetiefe Spannung, dass die Zähne klapperten und meine Muskeln im Starrkrampf zu verharren drohten. Eine Einsamkeit, die ich gern mit Schmerzen betäubt hätte.
Am vierten Tag fühlte ich mich ausgepumpt, aber meine Seelenruhe war fürs Erste wiederhergestellt, und ich war stolz, das nicht mit einer Heilung zu verwechseln.
Nachmittags verließ ich das Motel, um meine Verabredung einzuhalten: einen Sprung den Block hinunter zum Zeitungsautomaten am Straßenrand. Den restlichen Dollar in die Ladeluke, und die Abendausgabe war mein, klemmte sie fest unter den Arm, als wäre es Pornografie.
Unten links auf Seite eins, vollständig mit Fotografie:
ANKLAGE WEGEN SEXUELLEN FEHLVERHALTENS:
L.A.-POLIZEIHAUPTMANN TRITT ZURÜCK
von Maura Bannon, eig. Bericht
Ein Hauptmann der Los Angeles Police, dem man sexuelle Beziehungen zu mehreren minderjährigen Polizeipfadfinderinnen während der Dienstzeit vorgeworfen hatte, trat heute zurück, nachdem eine Untersuchungskommission der Polizei seine Entlassung vorgeschlagen hatte.
Der dreiköpfige Untersuchungsausschuss empfahl die sofortige Entfernung von Cyril Leon Trapp, 45, aus dem aktiven Dienst und die rückwirkende Aberkennung aller Pensionsansprüche, Zuschüsse und Privilegien. In Übereinstimmung mit dem, was Trapps Anwalt und ein Polizeisprecher als Vereinbarung bezeichneten, erklärte sich Trapp mit seiner Registrierung als Sexualstraftäter und dem Verzicht auf Berufung bei der Kommission einverstanden, unterzeichnete außerdem eine eidesstattliche Erklärung, dass er nie wieder eine Tätigkeit als Polizist aufnehmen und einen »beträchtlichen finanziellen Schadensersatz, einschließlich aller Kosten für eine medizinische und therapeutische Behandlung seiner Opfer« zahlen würde, die auf über ein Dutzend geschätzt wurden. Im Austausch dafür wird man ihn nicht unter Anklage stellen, was eine Verurteilung wegen Unzucht mit Minderjährigen, Drogenmissbrauchs, sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und zahlreicher anderer Vergehen hätte bedeuten können.
Die Straftaten, die Trapp nicht bestritt, fanden über einen Zeitraum von fünf Jahren statt, während seines Dienstes als Sergeant in der Hollywood Division, und wurden möglicherweise während seiner Dienstzeit als Lieutenant in der Ramparts Division und der West Los Angeles Division fortgesetzt, wo man ihn letztes Jahr, nach dem plötzlichen Herzanfall und Tod des vorherigen Captain, Robert L. Rogers, zum Hauptmann befördert hatte.
Während seiner Dienstzeit in Hollywood wurde Trapps Name 1984 im Zusammenhang mit dem Einbruchsserienskandal genannt, als Polizeibeamte auf ihren Patrouillenfahrten die rückwärtigen Fenster von Läden und Lagerhäusern aufgebrochen, die Alarmanlagen ausgelöst und dann der Polizeibereitschaft gemeldet hatten, sie kümmerten sich um den Fall. Die Beamten plünderten die Räume, benutzten Polizeiwagen zum Wegschaffen des Diebesguts und fertigten dann falsche Einbruchsberichte an. Obwohl in diesem Fall ein halbes Dutzend Beamte unter Verdacht standen, wurden damals
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