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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nicht, wenn du nicht bereit bist, dafür zu zahlen, richtig?«
    Ich streckte die Hand aus. Sie schüttelte den Kopf, biss sich auf die Lippe.
    »Es war da ein anderer Mann«, begann sie. »Nichts Ernstes - alte Flamme vom College, Kaffee und Kuchen. Ich hab’s gleich am Anfang abgewürgt. Aber es kam so nah. Ich hab immer noch das Gefühl, dich betrogen zu haben.«
    »Ich habe dich auch betrogen.«
    Sie seufzte leise und schloss die Augen. »Mit wem?«
    »Alte Flamme vom College.«
    »Ist sie … Seid ihr noch …«
    »Nein, es ist nicht so, war nie so. Sie hat meinen Kopf eingefangen, nicht meinen Körper. Jetzt ist sie für immer fort. Aber sie hat mich verändert.«
    Sie ging zum Ende des Zimmers, verschränkte die Arme über der Brust und sagte eine Weile nichts. Dann: »Alex, was wird aus uns werden?«
    »Ich weiß es nicht. Ein glückliches Ende wäre am besten. Aber ich werde noch allerhand Zeit brauchen, bis ich für dich von großem Nutzen bin - oder für irgendwen.«
    »Ich mag dich genauso, wie du bist.«
    »Ich mag dich auch«, sagte ich, so automatisch, dass wir beide lachen mussten.
    Sie sah mich an. Ich streckte die Hand aus. Sie kam zurück, sah zu mir auf. Wir berührten uns, verschmolzen, fingen an, einander wortlos auszuziehen, fielen zurück auf die Couch und liebten uns dort. Sex, kompetent, nahtlose Vereinigung, geboren aus der Praxis und dem Ritual, so nahtlos, dass es an Inzest grenzte.
    Als es vorbei war, setzte sie sich auf und sagte: »Es wird nicht so leicht sein, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wofür lohnt es sich sonst zu leben?«
    Sie löste sich von mir, stand auf, stand vor meinem Fenster mit der atemberaubenden Aussicht. Im Gegenlicht, nackt, Locken hingen wie Weintrauben an ihrem Rücken herunter.
    »Die Werkstatt ist wahrscheinlich in einem fürchterlichen Durcheinander«, sagte sie. »Unter der Tür durchgeschobene Zettel und all die unerledigten Aufträge.«
    »Dann los«, sagte ich. »Tu, was du tun musst.«
    Sie wandte sich um, lief zu mir zurück, legte sich auf mich, schluchzte auf meiner Brust. Wir blieben zusammen, Wange an Wange, bis die Ruhelosigkeit einsetzte, dann gingen wir unsere getrennten Wege.
     
 
    Sharon. Kruse. Der Rattenmann. Sogar Larry. Genug Probleme zwischen uns, um ein ganzes Lehrbuch damit zu füllen.
    Wieder allein, dachte ich an meine eigenen, all diese unerledigten Sachen. Ich bewältigte es, indem ich den leichten Weg ging: fand eine Nummer in meiner Rollkartei und wählte.
    Viertes Läuten: »Hallo?«
    »Mrs. Burkhalter? Denise? Hier spricht Dr. Delaware.«
    »Oh. Hallo.«
    »Wenn es jetzt nicht die richtige Zeit ist -«
    »Nein, nein, es ist … Ich bin … Es ist komisch, ich dachte gerade an Sie. Darren weint … immer noch sehr viel.«
    »Mit so etwas muss man rechnen.«
    »Tatsächlich«, sagte sie, »weint er mehr. Viel mehr. Seit dem letzten Mal, als er bei Ihnen war. Und isst nicht richtig und schläft nicht.«
    »Hat sich was geändert, seit ich Sie letztes Mal gesehen habe?«
    »Nur das Geld - obwohl ich davon noch nichts merke. Es ist noch nicht da. Ich meine, Mr. Worthy sagte, das könnte monatelang dauern, bis es kommt. Inzwischen kriegen wir immer noch Zahlungsbefehle von den Banken, und die Versicherung meines Mannes zieht ihre verdammte … Warum erzähle ich Ihnen das alles? Das wollen Sie doch nicht hören.«
    »Ich möchte alles hören, was Sie mir darüber erzählen wollen.«
    Pause. »Es tut mir wirklich leid. Was ich da zu Ihnen gesagt habe.«
    »Das ist okay. Sie haben eine Menge durchgemacht.«
    Eine weitere Pause, diesmal meine. Therapeutisch.
    Sie schnäuzte sich hindurch.
    Ich sagte: »Tut mir leid, Denise. Ich wollte, ich könnte Ihnen den Schmerz abnehmen.«
    »Nehmen Sie ihn, und stopfen Sie ihn in einen Sack, und werfen Sie ihn in die Kanalisation«, sagte sie. »Nehmen Sie den von allen Menschen.«
    »Das wäre was.«
    »Ja.« Leichtes Lachen. »Was soll ich tun, Doktor? Mit Darren.«
    »Hat er gespielt - so wie er bei mir in der Praxis gespielt hat?«
    »Das ist es ja«, antwortete sie. »Er will nicht. Ich gebe ihm die Autos und sage ihm, was er tun soll, aber er sieht mich nur an und fängt an zu schreien.«
    »Wenn Sie ihn hierherbringen wollen, würde mich das freuen«, sagte ich. »Oder wenn Ihnen die Fahrt zu weit ist, kann ich Sie auch an jemanden verweisen, der näher bei Ihnen praktiziert.«
    »Nein, nein, das war alles … Es ist nicht so weit. Was habe ich schließlich sonst zu tun, als den ganzen

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