Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Fragen konnten warten. »Ich habe heute Abend Geschäfte außerhalb des Armenhauses«, sagte er. »Es ist Freitag. Trinken Sie ein Ale mit mir, Major?«
    »Es wäre mir ein Vergnügen, Master«, log Sharpe.
    Oder vielleicht war es keine Lüge, denn Sharpe war zornig, und Rache war für ihn ein Vergnügen. Und diese Rache hatte seit zwanzig Jahren in seinen Träumen geschwelt.
    Er schaute ein letztes Mal auf die Aufschrift an der Wand.
    Sei sicher, dass deine Sünde ans Licht des Tages kommen wird ...
    Da hatte wohl jemand ein Bibelzitat frei übersetzt.
    Jem Hocking hätte es verinnerlichen und beten sollen.
    Denn Richard Sharpe war heimgekommen.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2011

KAPITEL 2
 
    Die Kneipe hatte keinen Namen. Nicht mal ein Schild hing draußen, das sie von den benachbarten Häusern unterschied. Sie strahlte nur eine Spur von Wohlstand in der Vinegar Street aus wie eine Herzogin in einem Hurenhaus. Einige Leute nannten sie »Malones Schenke«, weil Beaky Malone der Besitzer war und sie betrieb. Doch Beaky war jetzt tot. Andere nannten sie das »Vinegar Alehouse«, weil sie in der Vinegar Street war, während einige sie nur als das »Haus des Masters«, bezeichneten, weil Jem Hocking seine »Geschäfte« oft in der Schankstube erledigte.
    »Ich interessiere mich für mehr als nur meine Gemeinde«, sagte Jem Hocking großspurig, »ich habe viel am Hals, Major.«
    Das heißt, dachte Sharpe, dass er auch noch andere als nur seine Schutzbefohlenen im Arbeitshaus schikaniert. Er war im Laufe der Jahre reich genug geworden, um ganze Häuserblocks in Wapping zu besitzen, und am Freitagabend brachten ihm die Mieter die Miete. Kleine Beträge, doch auch Pennys summieren sich, und Hocking nahm sie in der Schenke entgegen, wo sie in einem Lederbeutel verschwanden, während ein grauhaariger Clerk die Beträge in einem Buch vermerkte. Zwei junge Männer, beide groß und muskulös, bewaffnet mit Knüppeln, waren in der Schenke die einzigen anderen Gäste, und sie bewachten jede Transaktion. »Meine Bulldoggen«, hatte Hocking die beiden Schläger vorgestellt.
    »Ein Mann mit Verantwortung braucht Schutz«, hatte Sharpe gesagt und zwei seiner drei Schillinge zum Kauf eines Krugs Ale ausgegeben.
    Die Serviererin brachte vier Krüge. Der Clerk bekam anscheinend nichts von der Runde ab. Nur Sharpe, Hocking und die beiden »Bulldoggen« waren eingeschlossen.
    »Nur ein Mann mit Autorität erkennt Verantwortung«, sagte Hocking und trank aus seinem Krug. »Was Sie hier sehen, Major, sind Privatgeschäfte.« Er beobachtete, wie eine dünne Frau dem Clerk einiges Kupfergeld aushändigte, und schaute zu, wie sein Mann es zählte. »Aber bei meiner Gemeindearbeit«, fuhr Hocking fort, »bin ich zuständig für die öffentlichen Gelder und die Obhut von unsterblichen Seelen. Ich nehme keine der Pflichten leicht, Major.« Die öffentlichen Gelder waren vier Pence und drei Farthing pro Tag für jeden Armen, von denen Jem Hocking zwei Pence für sich abzweigte und den Rest widerwillig für altbackenes Brot, Zwiebeln, Gerste und Hafermehl ausgab. Die Obhut der Seelen brachte keinen Profit, erforderte aber auch keine Ausgaben.
    »Haben Sie eine Inspektion?«, fragte Sharpe und schenkte Hocking und sich Ale nach.
    »Ich habe eine Kommission aus Inspektoren«, bestätigte Hocking. »Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Also halten wir uns daran.«
    »Und wer trägt also die Verantwortung?«, fragte Sharpe. »Sie? Oder die Kommission?« Er sah, dass die Frage Hocking beleidigt hatte. »Ich nehme an, Sie, aber ich muss ganz sicher sein.«
    »Die Verantwortung liegt allein bei mir«, sagte Hocking großspurig. »Bei mir, Major. Die Kommission ist mit Mitgliedern der Gemeinde besetzt, Major, und in der Gemeinde haben die verdammten Waisen das Sagen. Und nicht nur unsere eigenen! Einige sind von Schiffen gestrandet. Erst in der letzten Woche fanden die Drecksammler ein Mädchen. Das muss man sich mal vorstellen!« Er schüttelte den Kopf und senkte seinen Kopf zum Schaum des Ales, während sich Sharpe vorstellte, wie die »Drecksammler«, die Männer und Frauen, die das Ufer der Themse nach verwertbarem Angespültem absuchten, ein Kind zur Brewhouse Lane brachten. Armes Kind, das in Hockings Obhut gegeben wurde. »Das Komitee kann sich nicht mit jedem Kind beschäftigen. Es beschränkt sich darauf, jedes Quartal die Rechnungen zu prüfen, bis auf den Penny genau, und es bewilligt jährlich zur

Weitere Kostenlose Bücher