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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Weihnachtszeit eine Prämie als Dank für mich, aber ansonsten ignoriert es mich. Ich bin ein Geschäftsmann, Major, und ich erspare der Gemeinde den Ärger mit den Waisen. Ich habe jetzt sechsundvierzig von diesen kleinen Bastarden im Haus. Und was würde das Komitee ohne mich und meine Frau machen? Wir sind für die Gemeinde ein Gottesgeschenk.« Er hob die Hand, um Sharpe nicht zu Wort kommen zu lassen. Nicht, um ein Kompliment abzuwehren, sondern weil ein dünner junger Mann von der Hintertür der Schenke gekommen war und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Ein rauer Ruf ertönte hinter der Tür.
    Sharpe ignorierte den jungen Mann, der einen Strom von Geldmünzen in den Lederbeutel des Clerks kippte und dann Hocking einige schmutzige Zettel gab, die der große Mann in seiner Tasche verschwinden ließ. »Geschäfte«, sagte Hocking schroff.
    »In Lewes«, sagte Sharpe, »zahlt die Gemeinde jedem, der eine Waise aus dem Arbeitshaus holt, drei Pfund.«
    »Wenn ich so viel Bargeld hätte, Major, würde ich in fünf Minuten all die kleinen Bastarde aus Brewhouse Lane herausholen.« Hocking lachte. »Für ein Pfund pro Kopf! Ein Pfund! Aber wir sind keine so reiche Gemeinde. Wir sind nicht Lewes. Wir haben nicht die Mittel, um die kleinen Bastarde an andere abzugeben. Nein, wir verlassen uns darauf, dass andere uns bezahlen!« Er trank einen Schluck Bier. Dann bedachte er Sharpe mit einem misstrauischen Blick. »Was wollen Sie also, Major?«
    »Trommlerjungs«, sagte Sharpe. Das 95. Schützenregiment beschäftigte keine Trommlerjungs, doch er bezweifelte, dass Jem Hocking das wusste.
    »Trommlerjungs«, murmelte Hocking. »Ich habe Jungs, die eine Trommel schlagen können. Sie taugen zu nichts anderem, aber das schaffen sie. Aber warum kommen Sie deswegen zu mir, Major? Warum gehen Sie nicht nach Lewes? Warum kassieren Sie nicht drei Pfund pro Junge?«
    »Weil das Komitee in Lewes die Jungs nicht zu den Soldaten gehen lässt.«
    »Nicht?« Hocking konnte sein Erstaunen nicht verbergen.
    »Es sind Frauen im Komitee«, sagte Sharpe.
    »Ah, Frauen.« Hocking nickte wütend. »Frauen sind das Ende des normalen Menschenverstands. Es gibt davon keine in unserem Komitee, das garantiere ich Ihnen. Frauen!«
    »Und die Behörden in Canterbury bestehen darauf, dass die Jungs zuvor zum Magistrat gehen«, sagte Sharpe.
    »Canterbury?« Hocking blickte verwirrt drein.
    »Wir haben ein zweites Bataillon in Canterbury«, erklärte Sharpe, »und wir könnten die Jungs von dort bekommen, doch der Magistrat spielt nicht mit.«
    Hocking war immer noch verwirrt. »Warum wollen die verdammten Behörden keine Jungs zu den Soldaten schicken?«
    »Die Jungs sterben«, sagte Sharpe. »Sie sterben wie die Fliegen. Sie müssen verstehen, Mister Hocking, dass die Schützen die Soldaten sind, die in vorderster Front stehen. Wir sind praktisch vor den Nasen unserer Feinde, und die Jungs müssen die Munition transportieren, wenn sie nicht trommeln. Immerzu werden die Jungs getötet. Wohlgemerkt, wenn sie überleben, haben sie ein feines Leben. Sie können zu den Auserwählten zählen.«
    »Eine seltene Gelegenheit«, sagte Hocking, der offenbar jedes Wort von Sharpes Blödsinn glaubte. »Und ich kann Ihnen versichern, Major, dass sich hier keine Komitees oder Magistrate einmischen. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.« Er trank wieder von seinem Ale. »Also, worüber genau sprechen wir hier?«
    Sharpe lehnte sich zurück und schien zu überlegen. »Zwei Bataillone?«, schlug er vor. »Zwanzig Kompanien? Sagen wir, wir verlieren vier Jungs pro Jahr an den Feind und weitere sechs sterben an Fieber oder schaffen es, aufzuwachsen. Zehn Jungs pro Jahr? Sie müssen elf Jahre jung sein oder nahe genug dran, um dafür durchzugehen.«
    »Zehn Jungs pro Jahr?« Hocking schaffte es, seine Begeisterung zu verbergen. »Und Sie würden bezahlen?«
    »Die Armee würde bezahlen, Mister Hocking.«
    »Aye, aber wie viel, Major? Wie viel?«
    »Zwei Pfund pro Kopf«, sagte Sharpe. Er wunderte sich über seine Zungenfertigkeit. Er hatte von seiner Rache geträumt, in seiner Fantasie geplant, aber nie überlegt, wie er es tatsächlich durchführen würde, doch nun kamen ihm die Worte ganz leicht über die Lippen.
    Hocking stopfte eine Tonpfeife und dachte über das Angebot nach. Zwanzig Pfund pro Jahr war eine feine Summe, aber das klang ein wenig zu einfach. Wo war der Haken? Er zog eine Kerze zu sich heran und zündete die Pfeife an. »Die Behörden wollen geschmiert werden«,

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