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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zu schießen, und einer von ihnen näherte sich ihm mit einem erhobenen tulwar , schlug jedoch nicht zu. Er würde den Jungen erst Sharpe erschießen lassen und ihn dann töten.
    »Lasst ihn in Frieden«, sagte Sharpe. »Tretet zurück!«
    Die Marathen grinsten, rührten sich jedoch nicht.
    Die Pistolenkugel sollte erst Sharpe treffen, dann würde der Junge mit dem Säbel in Stücke geschlagen werden.
    Der Junge machte einen Schritt auf Sharpe zu.
    »Sei kein verdammter Narr, Junge«, sagte Sharpe. Der Junge verstand offensichtlich kein Englisch, doch Sharpes Tonfall war beruhigend. Aber das änderte nichts. Die Hand, mit der er die Pistole hielt, zitterte, die Furcht war ihm anzusehen, doch der Trotz beherrschte ihn. Er wusste, dass er sterben würde, aber er würde eine feindliche Seele mit in den Tod nehmen, und so ermutigte er sich mit dem Gedanken, dass sein Sterben gut sein würde. »Steck die Pistole weg«, sagte Sharpe sanft. Er wünschte jetzt, er hätte nicht eingegriffen. Der Junge war jetzt verwirrt und wütend genug, um zu feuern, und Sharpe wusste, dass er nichts dagegen tun konnte.
    »Sei kein verdammter Narr, Junge«, sagte er abermals. Immer noch zielte der Junge mit der Pistole. Sharpe wusste, dass er sich herumwerfen und rennen sollte, aber stattdessen machte er einen weiteren Schritt auf den Jungen zu. Nur noch einen Schritt, dann hoffte er, nahe genug heran zu sein, um dem Jungen die Pistole aus der Hand zu schlagen.
    Dann sagte der Junge etwas auf Arabisch, etwas über Allah, und drückte ab.
    Der Hammer bewegte sich nicht. Der Junge blinzelte überrascht und betätigte noch einmal den Abzug.
    Sharpe begann zu lachen. Der Ausdruck des Kummers auf dem Kindergesicht war so plötzlich und echt, dass Sharpe nur lachen konnte. Der Junge sah aus, als würde er in Tränen ausbrechen.
    Der Marathe hinter dem Jungen schwang seinen tulwar . Er nahm an, er könne den schmuddeligen Turban des Jungen glatt durchschneiden und ihn so enthaupten. Sharpe hatte den zusätzlichen Schritt auf ihn zu gemacht, packte jetzt eine Hand und zerrte ihn an sich. Die Klinge zischte dicht hinter dem Nacken des Jungen vorbei. »Du sollst ihn in Frieden lassen!«, sagte Sharpe. »Oder willst du stattdessen mit mir kämpfen?«
    »Keiner von uns will mit Ensign Sharpe kämpfen«, sagte eine ruhige Stimme hinter Sharpe.
    Sharpe wandte sich um. Einer der Reiter saß noch auf seinem Pferd, und das war der Mann, der gesprochen hatte. Er trug eine verschlissene Uniformjacke, die mit kleinen silbernen Ketten behängt war, und er hatte ein schmales, vernarbtes Gesicht mit Hakennase, die der Sir Arthur Wellesleys Nase ähnelte. Er grinste jetzt auf Sharpe herab.
    »Syud Sevajee«, sagte Sharpe.
    »Ich habe Ihnen noch nicht zu Ihrer Beförderung gratuliert«, sagte Sevajee und neigte sich hinab, um Sharpe die Hand zu geben.
    Sharpe ergriff sie. »Es war McCandless’ Verdienst«, sagte er.
    »Nein«, widersprach Sevajee, »es war Ihres.« Sevajee, der diese Horde Reiter anführte, winkte Sharpe von seinen Männern fort und blickte dann auf den Jungen in Sharpes Griff. »Wollen Sie diesem Bengel tatsächlich das Leben retten?«
    »Warum nicht?«
    »Ein Tigerjunges spielt wie ein Kätzchen«, sagte Sevajee, »aber trotzdem wächst es zu einem Tiger heran und frisst Sie eines Tages.«
    »Dieser hier ist kein Kätzchen«, sagte Sharpe und versetzte dem Jungen eine Kopfnuss, damit er aufhörte, sich aufzubäumen.
    Sevajee sprach in schnellem Arabisch mit dem Jungen, und er wurde ruhig. »Ich habe ihm gesagt, dass Sie ihm das Leben gerettet haben«, erklärte Sevajee, »und deshalb ist er Ihnen jetzt dankbar.« Sevajee sprach wieder mit dem Jungen, der, mit einem scheuen Blick zu Sharpe, antwortete. »Sein Name ist Ahmed«, sagte Sevajee, »und ich habe ihm gesagt, dass Sie ein großer englischer Lord sind, der tausend Männer kommandiert und über deren Tod oder Leben bestimmt.«
    »Sie haben ihm – was gesagt?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass Sie ihn blutig schlagen, wenn er Ihnen nicht gehorcht«, sagte Sevajee und blickte zu seinen Männern, die weiter bei den Toten nach Beute suchten. »Gefällt es Ihnen, Offizier zu sein?«
    »Ich hasse es.«
    Sevajee lächelte. »McCandless hat sich das gedacht, aber er wusste nicht, wie er Ihr ehrgeiziges Streben zügeln konnte.« Sevajee glitt aus dem Sattel. »Es tut mir leid, dass McCandless tot ist«, sagte der Inder.
    »Mir auch.«
    »Sie wissen, wer ihn getötet hat?«
    »Ich nehme an, es war

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