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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Dodd.«
    Sevajee nickte. »Ich auch.«
    Syud Sevajee war ein hochgeborener Marathe, der älteste Sohn eines der Kriegsherrn des Radschas von Berar. Ein Rivale im Dienst des Radschas hatte seinen Vater ermordet, und seither wollte er sich rächen. Wenn die Erfüllung seiner Rachegedanken bedeutete, dass er mit den verfeindeten Briten marschierte, dann war das ein kleiner Preis für den Stolz der Familie. Sevajee war mit Colonel McCandless geritten, als der Schotte Dodd verfolgt hatte, und so hatte er Sharpe kennengelernt. »Beny Singh war heute nicht bei dem Feind«, sagte Sevajee.
    Sharpe musste einen Moment überlegen, bis ihm einfiel, dass Beny Singh der Mann war, der Sevajees Vater vergiftet hatte. »Woher wissen Sie das?«
    »Sein Banner war nicht bei den Marathen-Fahnen. Heute standen wir Manu Bappu, dem Bruder des Radschas, gegenüber. Er ist ein besserer Mann als der Radscha, doch er weigert sich, den Thron zu übernehmen. Er ist auch ein besserer Soldat als der Rest, aber anscheinend nicht gut genug. Dodd war dort.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, er war hier, aber er ist entkommen.« Sevajee drehte sich um und spähte nordwärts. »Und ich weiß, wohin er reitet.«
    »Wohin?«
    »Nach Gawilgarh«, sagte Sevajee leise, »zur Himmelsfestung.«
    »Gawilgarh?«
    »Ich bin dort aufgewachsen.« Sevajee sprach leise und schaute immer noch zum nördlichen Horizont. »Mein Vater war Killadar von Gawilgarh. Es war ein ehrenvoller Posten, Sharpe, denn es ist unsere größte Festung. Es ist die Himmelsfestung, die uneinnehmbare Zuflucht, der Ort, der nie von unseren Feinden erobert worden ist, und Beny Singh ist jetzt dort Kommandant. Irgendwie sollten wir dort reinkommen, Sie und ich. Und ich werde Singh töten, und Sie werden Dodd töten.«
    »Deshalb bin ich hier«, sagte Sharpe.
    »Nein.« Sevajee blickte Sharpe mürrisch an. »Sie sind hier, Ensign, weil ihr Briten gierig seid.« Er schaute zu den arabischen Leichen hinüber und stellte seinen Männern eine Frage. Es folgte ein kurzer Wortwechsel, dann sah Sevajee Sharpe wieder an. »Ich habe dem Kerlchen gesagt, dass Sie ihn totprügeln werden, wenn er Sie bestiehlt.«
    »Das würde ich nicht tun«, protestierte Sharpe.
    »Aber ich«, sagte Sevajee, »und er glaubt, dass Sie es tun würden, doch das wird ihn nicht abhalten, Sie zu beklauen. Besser, ihn jetzt zu killen.« Er schwang sich grinsend in den Sattel. »Wir sehen uns in Gawilgarh, Mister Sharpe.«
    »Ich werde nach Ihnen Ausschau halten«, sagte Sharpe.
    Sevajee ritt davon, und Sharpe ging in die Hocke, um seinen neuen Diener zu betrachten. Ahmed war dünn wie eine halb ertränkte Katze. Er trug ein schmutziges Gewand und einen zerlumpten Turban, der mit einem ausgefransten Strick festgebunden und blutbefleckt war. Das Blut rührte offensichtlich von Sharpes Schlag mit der Muskete während der Schlacht her. Ahmed hatte strahlende Augen und ein trotziges Gesicht, und obwohl er noch nicht im Stimmbruch war, war er tapferer als viele erwachsene Männer. Sharpe nahm seine Feldflasche und drückte sie dem Jungen in die Hände, nachdem er ihm die nicht funktionierende Pistole abgenommen und weggeworfen hatte. »Trink, Kleiner«, sagte er, »und dann komm mit auf einen Spaziergang.«
    Ahmed blickte den Hügel hinauf, doch seine Armee war längst fort. Sie war in den Abend jenseits des Hügelkamms verschwunden und wurde jetzt von rachsüchtiger Kavallerie verfolgt. Er sagte etwas auf Arabisch, trank den Rest von Sharpes Wasser und bedankte sich mit einem widerwilligen Nicken.
    Sharpe hatte also einen Diener, eine Schlacht war gewonnen, und jetzt machte sich Sharpe auf die Suche nach den puckalees .
 
    Colonel William Dodd beobachtete die Löwen Allahs beim Rückzug und spuckte angewidert aus. Es war dumm gewesen, hier überhaupt zu kämpfen, und jetzt hatte die Blödheit mit einer bitteren Niederlage geendet. »Jemadar!«, rief er.
    »Sahib?«
    »Wir formieren uns zum Karree. Nehmt eure Geschütze ins Zentrum. Und das Gepäck.«
    »Und die Familien, Sahib?«
    »Auch die Familien.« Dodd beobachtete Manu Bappu und seine Adjutanten, die im Galopp vor den Briten flohen. Die Kanoniere waren bereits geflüchtet, was bedeutete, dass alle schweren Marathen-Geschütze vom Feind erbeutet werden würden. Dodd war versucht, die kleine Batterie von Vierpfündern seines Regiments aufzugeben und zurückzulassen, doch sein Soldatenstolz war dagegen. Bappu mochte all seine Geschütze verlieren, doch es würde eher einen eiskalten

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