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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Tag in der Hölle geben, bevor William Dodd seine Artillerie einem Feind überließ.
    Seine Kobras hielten sich an der rechten Flanke der Marathen auf, und dort waren sie im Moment beim Vorrücken der Briten aus dem Weg. Wenn der Rest der Marathen-Infanterie standhaft blieb und kämpfte, dann würde Dodd bei den Männern bleiben, aber er sah, dass die Niederlage der Araber Bappus Armee demoralisiert hatte. Die Reihen begannen sich aufzulösen, die ersten Männer rannten nach Norden, und Dodd wusste, dass diese Armee verloren hatte. Zuerst Assaye, und jetzt dies! Eine Katastrophe. Er zog sein Pferd herum und lächelte seinen Männern mit den weißen Jacken zu.
    »Ihr habt keine Schlacht verloren!«, rief er ihnen zu. »Ihr habt heute nicht mal gekämpft, und so habt ihr euren Stolz nicht verloren! Aber ihr werdet jetzt kämpfen! Wenn ihr das nicht tut, wenn ihr aus den Reihen flüchtet, werdet ihr sterben. Wenn ihr kämpft, werdet ihr leben! Jemadar! Marsch!«
    Die Kobras würden jetzt versuchen, eine der schwierigsten aller soldatischen Taten zu vollbringen – einen kämpfenden Rückzug. Sie marschierten in einem lockeren Karree, dessen Mitte sich allmählich mit ihren Frauen und Kindern füllte. Einige Infanteristen versuchten, sich zu den Familien zu gesellen, doch Dodd schnarrte seinen Männern zu, sie weg zu prügeln. »Feuert, wenn sie nicht zurück in ihre Reihen gehen!«, rief er. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war, dass seine Männer von der Panik angesteckt wurden.
    Dodd ritt neben dem Karree. Er hörte Kavallerie-Trompeten, drehte sich im Sattel um und sah eine Masse irregulärer leichter Reiter über den Hügelkamm kommen. »Halt!«, schrie er. »Die Reihen schließen! Bajonette aufpflanzen!«
    Die Kobras mit den weißen Jacken umschlossen jetzt das lockere Karree. Dodd beobachtete das Nahen der Kavalleristen. Er beizweifelte, dass sie nahe herankommen würden, nicht, wenn sie leichtere Beute im Osten fanden. Sobald die Reiter an der Spitze sahen, dass das Karree mit schussbereiten Musketen wartete, würden sie bestimmt abschwenken.
    Dodd schob seine Pistole ins Holster. »Lass weiter marschieren, Jemadar!«
    Noch zweimal ließ Dodd halten und Reihen bilden, doch beide Male wurden die bedrohlichen Reiter von der ruhigen Disziplin der weiß berockten Soldaten abgeschreckt. Die rot berockte Infanterie folgte nicht. Sie hatte das Dorf Argaum erreicht und blieb zufrieden dort, überließ die Verfolgung den Reitern, und diese Kavalleristen verfolgten den aufgeriebenen Haufen, der nach Norden strömte, doch keiner riskierte es, Dodds formierte Reihen anzugreifen.
    Dodd ließ nach Westen abschwenken, fort von den Verfolgern. Bei Einbruch der Nacht fühlte er sich sicher genug, um aus dem Bataillon eine Kolonne aus Kompanien zu formieren, und um Mitternacht, unter dem Vollmond, konnte er nicht einmal mehr die britischen Trompeten hören. Er wusste, dass immer noch Menschen starben, niedergeritten von der Kavallerie, durchbohrt von Lanzen oder von Säbeln abgeschlachtet, aber Dodd war ohne viele Verluste entkommen. Seine Männer waren erschöpft, aber sicher in einer dunklen Landschaft mit Hirsefeldern, ausgetrockneten Bewässerungsgräben und vereinzelten Dörfern, in denen Hunde kläfften, wenn sie die marschierende Kolonne witterten.
    Dodd behelligte die Dorfbewohner nicht. Er hatte ausreichend Proviant dabei. Früh in der Nacht hatten sie ein Bewässerungsreservoir entdeckt und genug Wasser für die Männer und Tiere abgezapft.
    »Weißt du, wo wir sind, Jemadar?«, fragte er.
    »Nein, Sahib.« Gopal grinste, und seine Zähne schimmerten weiß in der Dunkelheit.
    »Ich auch nicht. Aber ich weiß, wohin wir marschieren.«
    »Wohin, Sahib?«
    »Nach Gawilgarh, Gopal. Nach Gawilgarh.«
    »Dann müssen wir nach Norden marschieren, Sahib.« Gopal wies zu den Bergen, die eine dunkle Linie vor dem nördlichen Sternenhimmel bildete. »Es ist dort, Sahib.«
    Dodd marschierte zu der Festung, die nie erobert worden war. Zu der uneinnehmbaren Festung Gawilgarh.
 
    Der Morgen dämmerte über den Hirsefeldern. Vögel flattern neben den Leichen hinab. Der Gestank des Todes war bereits widerlich. Er würde noch schlimmer werden, wenn die Sonne aufging und am wolkenlosen Himmel höher stieg, um das Land in einen Backofen zu verwandeln. Hornisten bliesen zum Wecken, und die Außenposten, die die schlafende Armee um Argaum herum bewacht hatten, feuerten ihre geladenen Musketen ab, um sie anschließend zu reinigen. Beim

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