Sharpes Gefecht
Außerdem war eine Kunst wie das Fechten bei so schwerfälligen Waffen wie Kavalleriesäbeln verschwendet. Das Geräusch der beiden Klingen, die immer wieder aufeinanderkrachten, erinnerte an eine Schmiedewerkstatt.
»Bastard«, knurrte Sharpe und schlug zu. »Bastard«, sagte er erneut und stieß nach seinem Feind.
Loup parierte den Stoß. »Das ist für meine beiden Männer, die Sie ermordet haben«, sagte er, schlug von unten nach oben und zwang Sharpe so zu einer ungelenken Parade. Loup spie eine Beleidigung, als er mit dem Säbel nach Sharpes Gesicht stieß und der Rifleman zur Seite taumelte. Sharpe erwiderte den Stoß und schrie triumphierend, als er Loup an der Hüfte traf. Doch die Klinge drang nicht in Fleisch, sondern nur in die Säbeltasche und blieb dort hängen. Loup sprang sofort vor, um Sharpe den Todesstoß zu versetzen. Sharpe schloss ebenfalls die Lücke zwischen sich und seinem Feind und versuchte, Loup einen Kopfstoß zu verpassen. Der Franzose wich aus und riss das Knie hoch. Sharpe schlug ihn mit der linken Faust, riss dann seinen Säbel heraus und versuchte, seinen Gegner im selben Augenblick mit dem Knauf zu treffen, als Loup ihn mit der Parierstange an der linken Schläfe erwischte.
Die beiden Männer taumelten auseinander. Sie starrten einander an, aber sie tauschten keine Beleidigungen mehr aus, denn sie brauchten all ihre Kraft für den Kampf.
Musketen feuerten über den Fluss, doch noch immer mischte sich niemand in das Duell ein. Briten und Franzosen erkannten gleichermaßen, dass dieser Kampf den beiden Männern allein gehörte. Eine Gruppe grauuniformierter Männer schaute vom Ostufer aus zu, und am Westufer feuerten Riflemen, Gardisten, Ranger und Highlander Sharpe an.
Mit der linken Hand schöpfte Sharpe Wasser und spritzte es sich auf den Mund. Er leckte sich die Lippen. »Zeit, dem ein Ende zu machen«, keuchte er und watete vorwärts. Loup hob seinen Säbel, als Sharpe die Waffe schwang, und er parierte einmal, zweimal, immer weiter. Sharpe hatte noch einen letzten, verzweifelten Rest Kraft gefunden, und er drosch wieder und wieder auf den Franzosen ein. Die Schläge folgten so schnell aufeinander, dass der Franzose keine Zeit mehr hatte, sich zu fangen und zum Gegenangriff überzugehen. Er wich immer weiter zurück, und Sharpe folgte ihm, und mit jedem mächtigen Schlag wurde Loups Verteidigung ein wenig schwächer. Dann sackte Loup unter einem mächtigen Hieb auf die Knie, und Sharpe schrie siegessicher, als er die schwere Klinge für den letzten, schrecklichen Schlag hob.
»Aufpassen, Sir!«, rief Harper.
Sharpe schaute nach links und sah einen grauuniformierten Dragoner auf einem grauen Pferd und mit einem glänzenden schwarzen Rosshaarschweif auf dem Helm, der ihm bis zur Hüfte reichte. Er hielt einen Karabiner in der Hand und zielte auf Sharpe. Sharpe sprang zurück und erkannte, dass das schwarze Haar gar keine Helmverzierung war.
»Juanita!«, rief er. Sie würde Loup retten, so wie sie einst Lord Kiely vor dem Tod bewahrt hatte. Allerdings hatte sie Kiely gerettet, um hinter den britischen Linien bleiben zu können. Loup würde sie um der Liebe willen retten. »Juanita!«, rief Sharpe erneut, um sie an einen grauen Morgen in einem grauen Wolfsbett hoch in den Bergen zu erinnern.
Sie lächelte. Und sie schoss. Juanita wandte sich zur Flucht, doch Harper war mit seinem Salvengewehr schon im Wasser, und seine Kugeln rissen Juanita in einer Wolke aus Blut vom Pferd. Ihr Todesschrei war bereits verhallt, als sie auf dem Boden aufschlug.
Sharpe fiel ebenfalls. Er hatte einen furchtbaren Schlag an der rechten Schulter erhalten, und der Schmerz brannte wie Feuer bis hin zu seiner plötzlich gefühllosen Hand. Er taumelte und sank auf ein Knie, und Loup stand plötzlich über ihm und hob den Säbel. Rauch aus einem brennenden Haus waberte über den Fluss, als Loup seinen Triumph gen Himmel schrie. Dann schlug er zu.
Sharpe packte das rechte Fußgelenk des Franzosen mit der linken Hand und zog. Loup schrie im Fallen. Sharpe fletschte die Zähne und warf sich nach vorne. Er tauchte unter dem herabsausenden Säbel hinweg, packte seine eigene Klinge mit der blutverschmierten linken Hand und rammte sie quer gegen den Hals seines Feindes. Blut aus seiner Schulter floss den Fluss hinab, als er den Brigadier unter Wasser und ins Flussbett drückte. Er drückte den rechten Arm durch, hielt die Spitze mit der linken Hand und biss die Zähne gegen den Schmerz in seinem Arm
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