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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ich fürchte, sie hatten recht damit.« Runciman wurde kreidebleich. »Ich werde Sie allein leiden lassen«, hatte er gesagt und sich das Taschentuch vor den Mund gehalten. Dann war er aus der Kirche gelaufen.
    Jetzt zog der Arzt die Kugel aus der Wunde und drückte Sharpe einen schmutzigen Lumpen auf die Schulter, um die Blutung zu stillen. »Knochen sind nicht gebrochen«, erklärte er ein wenig enttäuscht. »Aber da sind ein paar Splitter von den Rippen abgesprungen, die Ihnen noch ein paar Tage lang Probleme bereiten werden. Vielleicht für immer, falls Sie denn überleben. Wollen Sie die Kugel behalten?«, fragte er Sharpe.
    »Nein, Sir.«
    »Auch nicht als Andenken für die Damen?«, hakte der Arzt nach und holte eine Flasche Brandy aus der Tasche seiner blutverschmierten Schürze. Er nahm einen tiefen Schluck und wischte dann die Pinzette erneut an seiner Schürze ab. »Ich kenne da einen Mann bei der Artillerie, der Dutzende Kugeln, die man bei ihm rausgeholt hat, in Gold hat einfassen lassen, um eine Kette daraus zu machen«, erzählte der Arzt. »Er behauptet, jede einzelne von ihnen sei dicht an seinem Herzen gewesen. Er hat auch die Narben, um das zu beweisen, wissen Sie? Und er schenkt jeder Frau eine Kugel, mit der anbandeln will, und erzählt der dummen Schlampe, dass er immer von einer Frau wie ihr geträumt habe, wenn er wieder mal dem Tode nahe war. Er sagt, das funktioniert. Er ist zwar potthässlich, aber er sagt, die Frauen könnten es kaum erwarten, ihm die Hose runterzureißen.« Er bot Sharpe die Kugel noch mal an. »Wollen Sie das verdammte Ding wirklich nicht?«
    »Wirklich nicht.«
    Der Arzt warf die Kugel weg. »Ich werde Sie dann mal verbinden«, sagte er. »Halten Sie den Verband feucht, wenn Sie am Leben bleiben wollen, und geben Sie nicht mir die Schuld, wenn Sie doch noch sterben.« Er wankte davon und befahl einem Sanitäter, Sharpe die Schulter zu verbinden.
    »Ich hasse Ärzte«, sagte Sharpe, als er sich vor der Kirche zu Harper gesellte.
    »Mein Großvater hat das Gleiche gesagt«, sagte der Ire und bot Sharpe den erbeuteten Brandy an. »In seinem ganzen Leben war er nur einmal beim Arzt, und eine Woche später war er tot. Allerdings war er zu der Zeit auch schon sechsundachtzig.«
    Sharpe lächelte. »Ist das derselbe, dessen Bulle über die Klippe gestürzt ist?«
    »Aye, und er hat den ganzen Weg nach unten geschrien. Genau wie Grogans Schwein, als es in den Brunnen gefallen ist. Ich glaube, wir haben eine Woche lang gelacht, und das verdammte Schwein hatte noch nicht mal einen Kratzer! Es war nur nass.«
    Sharpe lächelte wieder. »Irgendwann musst du mir das mal erzählen, Pat.«
    »Dann bleiben Sie also bei uns?«
    »Es wird keine Untersuchungskommission geben«, sagte Sharpe. »Das hat Runciman mir erzählt.«
    »Sie hätten gar nicht erst darüber nachdenken dürfen«, schnaubte Harper verächtlich. Dann nahm er Sharpe die Flasche wieder ab und hob sie an den Mund.
    Sie wanderten durch das Lager, über dem der Rauch der Kochfeuer hing, und die Luft war vom Schreien der Verwundeten erfüllt, die noch auf dem Schlachtfeld lagen. Doch diese Schreie wurden immer schwächer, je weiter sich Sharpe und Harper vom Dorf entfernten.
    An den Feuern sangen die Männer von ihrer Heimat, und der Gesang war so sentimental, dass auch Sharpe so etwas wie Heimweh empfand. Doch seine Heimat war nicht England. Seine Heimat war hier in der Armee, und er konnte sich nicht vorstellen, diese Heimat jemals zu verlassen. Er war Soldat, und er marschierte, wohin er befohlen wurde, und wenn er dort ankam, dann tötete er die Feinde des Königs. Das war seine Arbeit, und die Armee war seine Heimat, und er liebte beides, obwohl er wusste, dass er für jede Beförderung, die andere als selbstverständlich erachteten, kämpfen musste wie eine Straßenratte. Und er wusste auch, dass man ihn nie nach seiner Geburt, nach seinem Verstand oder nach seinem Reichtum beurteilen würde, sondern nur nach dem letzten Kampf, den er gekämpft hatte, und dieser Gedanke ließ ihn lächeln. Denn Sharpe hatte seine letzte Schlacht gegen den besten Soldaten Frankreichs gekämpft, und Sharpe hatte den Bastard ersäuft wie eine Ratte. Sharpe hatte gewonnen. Loup war tot, und sie war endlich vorbei: Sharpes Schlacht.

HISTORISCHE ANMERKUNG
    Die königliche Garde Spaniens bestand in der napoleonischen Zeit aus vier Kompanien: der spanischen, der amerikanischen, der italienischen und der flämischen. Doch eine Real

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