Sharpes Gefecht
Infanterie. »Wer hat geladen?«, fragte Sharpe die Männer, die in seiner Nähe hockten. »Nach vorn«, befahl er dem halben Dutzend, das die Hände hob. »Schnell! Wir gehen um die Ecke«, sagte er zu ihnen. »Wartet, bis ich den Befehl gebe, dann kniet nieder, schießt und stürmt so schnell ihr könnt. Pat? Du folgst uns mit dem Rest in fünf Schritt Abstand.« Sharpe führte inzwischen eine wilde Mischung aus Riflemen, Connaught Rangern, Highlandern, Gardisten und Caçadores an. »Bereit, Jungs?« Er grinste sie an. »Dann –vorwääärts!«
Sharpe schrie das letzte Wort und führte seine Männer um die Ecke. Die Franzosen hinter der Barrikade taten Sharpe den Gefallen und schossen vor lauter Panik viel zu früh und zu hoch.
»Halt! Kniet nieder!« Sharpe stand zwischen den knienden Schützen. »Ausrichten!«
Harper führte die zweite Gruppe bereits um die Ecke.
»Feuer!«, schrie Sharpe, und die Kugeln hieben noch in die ersten Reihen der Grenadiere ein, als Sharpes Männer bereits aus dem Pulverdampf stürmten und über die noch warmen Leichen kletterten. Die Franzosen vor Sharpe luden verzweifelt nach, doch ihre aufgepflanzten Bajonette waren den Ladestöcken im Weg, und so waren sie immer noch damit beschäftigt, als Sharpes Angriff sie erreichte und das Töten erneut begann.
Sharpes Schwertarm war schwer. Er war heiser, und seine Augen brannten von Pulverdampf, Schweiß und Blut, doch er durfte sich nicht ausruhen. Er stieß mit dem Säbel zu, drehte die Klinge, riss sie heraus und stieß wieder zu. Ein Franzose zielte mit der Muskete auf Sharpe, drückte ab und wurde dafür geblendet, als sich das Pulver in der Pfanne entzündete, aber nicht das im Lauf. Der Mann schrie, als ihn der Säbel traf. Sharpe war so müde vom Töten, dass er den Säbel mit beiden Händen hielt, die rechte Hand am Heft und die linke am unteren Teil der Klinge. So arbeitete er sich immer weiter vor. Das Gedränge war so groß, dass Sharpe sich manchmal kaum noch bewegen konnte, und er schlug, trat und biss um sich, bis sich die verdammten Franzosen entweder bewegten oder tot zusammenbrachen, sodass er über sie hinwegklettern konnte.
Harper schloss zu ihm auf. Ein Querstück unter der ein Fuß langen Pikenspitze sollte verhindern, dass die Waffe zu tief in ein Pferd oder einen Mann eindrang, und Harper stieß die Klinge wiederholt genau so tief hinein und trat dann zu, um sie wieder herauszubekommen. Einmal, als ein französischer Sergeant versuchte, seine Männer zu sammeln, hob Harper einen Sterbenden hoch, den er gerade aufgespießt hatte und benutzte ihn als schreienden, blutenden Rammbock, um die Reihen des Feindes aufzubrechen. Zwei blutüberströmte Connaught Ranger hatten sich Harper angeschlossen, und zu dritt brüllten sie ihre irischen Kriegsschreie.
Highlander stürmten aus einer Gasse rechts von Sharpe. Er fühlte, dass sich das Schlachtenglück wieder wendete. Sie griffen jetzt bergab an und verteidigten sich nicht mehr bergauf, und die graue Infanterie von Loups Brigade zog sich mit dem Rest zurück.
Sharpe löste den Griff um den unteren Teil seiner Säbelklinge und sah, dass er sich die Hand aufgeschnitten hatte. Links von ihm blitzte eine Muskete in einem Fenster auf, und ein Gardist wurde herumgewirbelt und zu Boden geschleudert. Captain Donaju führte den Angriff auf das dachlose Haus an, und kurz darauf hallten die Schreie der Franzosen auf die Straße hinaus, die durch die winzigen Räume und in den Schweinestall gejagt wurden.
Rechts von Sharpe ertönte ein furchtbarer Triumphschrei, als eine Kompanie der Connaught Ranger zwei französische Kompanien in eine Sackgasse trieb. Die Iren machten sich ans blutige Werk, und kein Offizier wagte es, dem Schlachten Einhalt zu gebieten.
Unten auf dem Grasland nördlich von Poco Velha hatte diese Schlacht die feinsten und professionellsten Manöver seitens der Leichten Division gesehen, doch hier wurde auf die allerprimitivste Art gekämpft. Es war ein Albtraum, doch dieser Albtraum konnte die ganze Armee retten.
»Links!«, rief Harper, und Sharpe drehte sich um und sah grauuniformierte Franzosen durch eine Gasse kommen. Jetzt musste niemand mehr den Gardisten befehlen anzugreifen. Sie stürmten einfach in die Gasse und warfen sich mit wildem Heulen auf den Feind. Die Real Compañía Irlandesa hatte die großartige Freude eines tödlichen, aber siegreichen Kampfs kennengelernt. Sie hatte Blut geleckt.
Ein Mann wurde von einer Kugel in die Brust getroffen,
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