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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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beobachten, und Sharpe würde feststellen müssen, dass er weder etwas gegen die Befestigungen noch in dem Hohlweg ausrichten konnte, und dann würden die Gardisten und die Riflemen unverrichteter Dinge nach San Isidro zurückmarschieren, und außer wunden Füßen hätten sie nichts vorzuweisen.
    Kurz nach Mitternacht erreichte die Kolonne einen flachen Hügelkamm, von dem aus man das Tal von San Cristóbal überblicken konnte. Sharpe ließ seine Männer unterhalb des Kamms ausruhen, während er, Harper, Donaju und El Castrador nach oben krochen. Dort legten sich die Männer zwischen die Steine und spähten zum Dorf hinunter.
    Die grauen Steine, aus denen das Dorf gebaut war, wirkten im Mondlicht fast weiß, und tiefe Schatten fielen in die Gassen zwischen den Häusern. Der weiß verputzte Glockenturm der Kirche schien förmlich zu glühen, so klar war die Nacht und so hell der Halbmond, der über den schimmernden Hügeln schien.
    Sharpe richtete sein Fernrohr auf den Turm. Er konnte zwar das Storchennest auf dem Dach erkennen und das Mondlicht auf der Glocke, aber keine Wache. Allerdings hatte er das auch nicht erwartet, denn wer auch immer in so einer kalten Nacht dort oben Wache schieben musste, hatte sich vermutlich in einer windgeschützten Ecke zusammengekauert.
    San Cristóbal sah aus, als sei es einst ein hübsches Dorf gewesen, bevor Loups Brigade die Bewohner vertrieben und ihre Lebensgrundlage zerstört hatte. Die stabilen Mauern der Weiden waren dazu gedacht, Kampfstiere einzuzäunen. Und diese Kampfstiere hatten wohl auch die schöne Kirche bezahlt und die guten Häuser, die Sharpe durch das Fernrohr sah. In Fuentes de Oñoro, dem kleinen Dorf, wo Sharpe zum ersten Mal El Castrador getroffen hatte, waren die Hütten größtenteils niedrig und fast fensterlos gewesen, doch in San Cristóbal hatten einige Häuser sogar zwei Stockwerke, und alle Außenwände hatten Fenster und in einem Fall auch einen kleinen Balkon. Sharpe nahm an, dass in der Hälfte dieser Fenster Wachen saßen.
    Er ließ seinen Blick den Pfad entlang wandern, bis ein Weg von ihm abzweigte und auf die Hauptstraße des Dorfes führte, die an einer Stelle von einer Mauer zwischen zwei Häusern versperrt wurde. Da war eine Lücke in der Mauer, doch schattenhaft sah Sharpe eine zweite Mauer hinter der ersten. Er machte eine Zickzackbewegung mit der Hand und schaute zu El Castrador. »Das Tor, Senor?«
    »Si. Drei Mauern!« El Castrador übertrieb die Zickzackgeste, um zu verdeutlichen, wie labyrinthartig der Durchgang wirklich war. Solch ein Labyrinth würde jeden Angreifer verlangsamen, während Loups Männer ihn aus den oberen Fenstern mit Musketenfeuer eindeckten.
    »Wie bekommen sie ihre Pferde rein?«, fragte Donaju auf Spanisch.
    »Auf der anderen Seite«, antwortete El Castrador. »Da gibt es ein Tor. Ein sehr stabiles Tor. Und der Hohlweg ist auch auf der anderen Seite, Senor. Sehen Sie, wo die Straße in die Hügel führt? Dort sollten wir hingehen.«
    »Himmel, nein«, sagte Sharpe. Die Hoffnung, die er auf El Castradors Hohlweg gesetzt hatte, löste sich in dem Augenblick in Luft auf, als er sah, wo er war. Die Kluft mochte ja perfekt für einen Überraschungsangriff sein, aber sie war zu weit weg, und Sharpe wusste, dass sie sie nicht vor Sonnenaufgang erreichen konnten. So viel also zu einem Hinterhalt.
    Sharpe richtete sein Fernrohr wieder auf das Dorf und nahm eine Bewegung wahr. Unwillkürlich verspannte er sich, doch dann erkannte er, dass es sich nur um Rauch aus einem Kamin tief im Dorf handelte. Der Rauch war schon die ganze Zeit da gewesen, doch irgendjemand musste gerade Holz aufs Feuer geworfen haben, um die Glut wieder anzufachen, und das erklärte, warum plötzlich so ein Schwall aus dem Kamin gekommen war.
    »Die liegen alle gemütlich in ihren Betten«, sagte Donaju. »Sie schlafen tief und fest.«
    Sharpe richtete das Fernrohr auf die Dächer. »Keine Flagge«, sagte er schließlich. »Weht da für gewöhnlich eine Fahne?«, fragte er El Castrador.
    Der große Mann zuckte mit den Schultern. »Manchmal ja, manchmal nein.« Er wusste die Antwort offensichtlich nicht.
    Sharpe schob das Fernrohr wieder zusammen. »Stellen Sie ein Dutzend Mann als Wachen auf, Donaju«, befahl er, »und sagen Sie dem Rest, sie sollen eine Weile schlafen. Pat? Schick Latimer und ein paar Jungs zu der Anhöhe da.« Er deutete auf eine Felskuppe, von der aus man den besten Blick über das umliegende Gelände hatte. »Du und der Rest der

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