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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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es, Señor , dass man die Zähne von Toten verkaufen kann?«
    »In London, ja.«
    »Für Gold?«
    »Man zahlt Gold dafür, ja. Oder Silber«, sagte Sharpe. Aus den so erworbenen Zähnen machte man künstliche Gebisse für die Reichen, die mit Knochen oder Elfenbein nicht zufrieden waren.
    El Castrador schälte die Lippen weg, und darunter kam ein gutes Paar Schneidezähne zum Vorschein. »Wenn ich die Zähne raushole, Señor , kaufen Sie sie mir dann ab? Sie können Sie in London ja wieder verkaufen und machen dann Gewinn. Das ist doch ein gutes Geschäft, oder?«
    »Ich habe keine Zeit für Geschäfte«, sagte Sharpe und versuchte, sich seinen Ekel nicht anmerken zu lassen. »Außerdem nehmen wir nur französische Zähne.«
    »Und die Franzosen verkaufen britische Zähne in Paris, ja? Also kauen die Franzosen mit Ihren Zähnen und Sie mit denen der Franzosen, und keiner von Ihnen beißt mit den eigenen.« El Castrador lachte und stand wieder auf. »Vielleicht kaufen sie die Zähne ja in Madrid«, spekulierte er.
    »Wo ist San Cristóbal?«, wechselte Sharpe das Thema.
    »Hinter den Hügeln«, antwortete El Castrador vage.
    »Zeigen Sie es mir.« Sharpe zog den großen Mann zur Ostmauer. »Zeigen Sie es mir«, sagte er erneut, als sie oben angekommen waren.
    El Castrador deutete auf einen Pfad, der sich auf der anderen Seite des Tals den Hang hinaufwand. Es war derselbe Pfad, über den Doña Juanita vor den Dragonern geflohen war. »Wenn Sie diesem Pfad fünf Meilen folgen«, sagte El Castrador, »dann kommen Sie nach San Cristóbal. Es ist nicht groß, aber es ist der einzige Ort, den man über diesen Pfad erreichen kann.«
    »Und woher wissen Sie, dass Loup dort ist?«, fragte Sharpe.
    »Weil mein Vetter ihn heute Morgen hat ankommen sehen. Mein Vetter sagt, er hätte Verwundete dabei gehabt.«
    Sharpe schaute nach Osten. Fünf Meilen. Das waren zwei Stunden bei Mondlicht oder sechs, wenn es stockdunkel war. »Was hat Ihr Vetter da gemacht?«, fragte er.
    »Er hat einmal dort gewohnt, Señor , und von Zeit zu Zeit will er es einfach noch mal sehen.«
    Schade nur, dachte Sharpe, dass gestern Abend niemand Loup beobachtet hatte. »Erzählen Sie mir von San Cristóbal«, forderte er den Riesen auf.
    San Cristóbal liege hoch in den Hügeln, erzählte der Spanier. Es sei kein großes Dorf, aber wohlhabend und mit einer schönen Kirche, einem Dorfplatz und einer Reihe stabiler Steinhäuser. Einst war der Ort berühmt für seine Stiere gewesen, die man an die Arenen in den Grenzstädten verkauft hatte. »Doch heute nicht mehr«, sagte El Castrador. »Die Franzosen haben den letzten Stier geschlachtet.«
    »Liegt es auf einer Hügelkuppe?«, fragte Sharpe.
    El Castrador schüttelte den Kopf. »Es liegt in einem Tal wie dem hier …«, er deutete auf das Tal im Osten, »… aber nicht ganz so tief. Dort wachsen keine Bäume mehr, Señor . Deshalb kann man sich auch nicht anschleichen, ohne gesehen zu werden. Und El Lobo hat Mauern in den Lücken zwischen den Häusern errichten lassen, und im Kirchturm sind ständig Wachen postiert. Man kommt einfach nicht heran«, erklärte El Castrador mit besorgter Stimme. »Denken Sie etwa darüber nach, dorthin zu gehen?«
    Sharpe antwortete ihm zunächst nicht. Natürlich dachte er darüber nach, dorthin zu gehen, aber warum? Loup hatte eine ganze Brigade, während Sharpe nur über eine halbe Kompanie verfügte. »Wie nah kommt man heran, ohne gesehen zu werden?«, fragte er.
    El Castrador zuckte mit den Schultern. »Eine halbe Meile vielleicht. Aber es gibt dort auch einen Hohlweg, ein Tal, durch das die Straße verläuft. Ich habe schon oft gedacht, dass man El Lobo dort in die Falle locken könnte. Früher hat er immer Kundschafter in das Tal geschickt, bevor er hindurchgeritten ist, heute aber nicht mehr. Heute fühlt er sich zu sicher.«
    Also mussten sie zu dem Hohlweg, dachte Sharpe, und die Augen offen halten. Einfach nur beobachten. Sonst nichts. Kein Angriff, kein Hinterhalt, kein Ungehorsam und keine Heldentaten, nur Aufklärung. Und Wellington hatte ihm zwar befohlen, die Real Compañía Irlandesa ins Hauptquartier zu bringen, dachte er, aber er hatte ihm nicht gesagt, welchen Weg er nehmen sollte. Nichts und niemand hatte Sharpe verboten, einen Umweg über San Cristóbal zu machen, auch wenn dieser Gedankengang recht fadenscheinig war. Tatsächlich wäre es auch vernünftig gewesen, Loup schlicht zu vergessen, doch es widersprach Sharpes Naturell, einfach den Schwanz

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