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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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den Mauern, das Gewehr im Anschlag und den Finger am Abzug.
    Sharpe erreichte die zweite Öffnung und sah vor sich eine dritte Mauer, und auch da ging er hindurch, diesmal nach rechts und zu der letzten Öffnung in der letzten Mauer. Seine Stiefel schlurften über den Boden, und der Atem dröhnte ihm in den Ohren. Mondlicht fiel auf die dritte Mauer, doch in dem Labyrinth war es dunkel und kalt. Sharpe drückte sich mit dem Rücken an die mittlere Mauer, und das Gefühl des Steins auf seiner Uniform vermittelte ihm ein seltsames Gefühl von Sicherheit. Wieder rückte er seitwärts vor und versuchte, das Pochen seines Herzens zu ignorieren. Dann atmete er tief durch, ließ sich auf ein Knie nieder und machte eine rasche Seitwärtsbewegung, sodass er schließlich in der letzten Öffnung zu Loups Dorf kniete. Er zielte genau auf die weiß getünchte Kirche die Straße hinunter.
    Und vor ihm war nichts.
    Niemand stieß einen Triumphschrei aus. Niemand schnaubte verächtlich, und niemand befahl seine Gefangennahme.
    Sharpe atmete langsam aus. Die Nacht war kalt. Dennoch lief ihm der Schweiß über die Stirn und brannte ihm in den Augen. Er schauderte und senkte das Gewehr.
    Dann begann das Heulen.

KAPITEL SECHS
    »Er ist verrückt, Hogan«, sagte Wellington. »Vollkommen verrückt. Er redet wirr. Man sollte ihn in Bedlam wegsperren, wo wir ihn für einen Sixpence besuchen und verspotten können. Waren Sie schon mal in Bedlam?«
    »Einmal, Mylord, nur einmal.« Hogans Pferd war müde und gereizt, denn der Ire war lange und hart geritten, um den General zu finden, und diese Art der Begrüßung verwirrte ihn ein wenig. Und dass Hogan dazu noch ungewöhnlich früh hatte aufstehen müssen, stimmte ihn auch nicht gerade fröhlich. Dennoch gelang es ihm irgendwie, Wellington in dem gleichen scherzhaften Ton zu antworten. »Meine Schwester wollte sich die Verrückten ansehen, Mylord, aber wenn ich mich recht entsinne, haben wir beide nur zwei Pence bezahlt.«
    »Sie sollten Erskine wegsperren«, knurrte Wellington, »und meinetwegen können die Leute ihn sich umsonst anschauen. Trotzdem – selbst Erskine sollte das schaffen, oder? Schließlich muss er den Ort nur abriegeln, nicht einnehmen.« Wellington inspizierte gerade die Verteidigungsanlagen um die von den Franzosen gehaltene Stadt Almeida. Dann und wann feuerte ein Geschütz aus der Stadt, und das Echo des Schusses hallte noch kurz von den Hügeln wider, nachdem das Geschoss schon längst harmlos den Tau aufgewirbelt hatte. Ein Dutzend Adjutanten und Kurierreiter folgte Wellington, dessen Silhouette im Licht der aufgehenden Sonne gut zu sehen war. Seine Lordschaft gab ein hervorragendes Ziel für die französischen Kanoniere ab, doch er ignorierte die Gefahr. Tatsächlich hielt er sogar immer wieder an, wenn er meinte, eine gute Aussichtsposition erreicht zu haben, fast als wolle er die französischen Kanoniere verspotten. Immer wieder ließ er seinen Blick über die Kathedrale und die Zitadelle von Almeida schweifen, die von einer gewaltigen Schießpulverexplosion zerstört worden waren. Diese Explosion hatte die britischen und portugiesischen Verteidiger zur Kapitulation gezwungen, und jetzt standen die Briten wieder vor der Stadt, und die Franzosen waren die Verteidiger.
    Die britischen Truppen standen dabei unter dem Befehl von Sir William Erskine. Erskines Männer hatten den Befehl, die Garnison in der Stadt festzuhalten, nicht sie zu erobern, und tatsächlich waren Erskines Geschütze auch nicht schwer genug, um die sternförmigen Bastionen ernsthaft zu beschädigen.
    »Wie viele von den Gaunern sind da drin, Hogan?«, fragte Wellington und ignorierte die Tatsache, dass Hogan wohl kaum so weit und schnell geritten wäre, wenn er nicht etwas Wichtiges mitzuteilen hätte.
    »Wir gehen von fünfzehnhundert Mann aus, Mylord.«
    »Munition?«
    »Jede Menge.«
    »Und wie viel Proviant haben sie?«
    »Meinen Quellen zufolge für zwei Wochen bei halben Rationen. Also können sie vermutlich gut einen Monat lang durchhalten. Bisweilen kann man schon den Eindruck gewinnen, dass sich die Franzosen von Luft ernähren. Mylord, dürfte ich übrigens vorschlagen, dass wir weiterreiten, bevor ein Kanonier sein Geschütz ausgerichtet hat? Außerdem wäre da noch etwas, was die Aufmerksamkeit Eurer Lordschaft bedarf.«
    Wellington rührte sich nicht. »Ich errege absichtlich die Aufmerksamkeit der Kanoniere, Hogan«, erklärte Wellington scherzhaft. »Sie sollen ihr Zielvermögen

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