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Sharpes Lösegeld

Sharpes Lösegeld

Titel: Sharpes Lösegeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verspreche es Ihnen. Er kommt wieder.«

    Pater Defoy schloss die Messe mit dem Segen ab, dann machte er einige wenige Bekanntgaben: die morgige Messe werde eine Stunde früher abgehalten und es gebe keine Sonntagsschule. Zuletzt ermahnte er sehr eindringlich die Witwe Malan, ihren Sohn an sein bislang unerfülltes Versprechen zu erinnern, Brennholz zum Pfarrhaus zu bringen. Madame Malan verzog keine Miene, obwohl jeder in der Kirche wusste, dass sie sich für Jacques schämte. Er war ein guter Soldat gewesen, aber jetzt war er zum Tagedieb geworden, und die Witwe wusste nicht, wie sie ihn weiter ernähren sollte. Pater Defoy machte sich ebenfalls Gedanken um Jacques, denn der kräftige Mann sorgte im Dorf für nichts als Scherereien. »Werden Sie ihn erinnern, Madame?«, fragte Pater Defoy.
    »Das werde ich, Vater«, antwortete Madame Malan.
    »Ich kann das Brennholz bringen, Vater«, erbot sich ein Mann.
    »Ich finde, Jacques sollte einmal etwas Nützliches tun, meinen Sie nicht auch?«, entgegnete Pater Defoy, dann blickte er erschrocken hoch, denn jemand hatte die Kirchentür aufgestoßen. Wind trieb Schnee in das kleine Gotteshaus und ließ die Kerzen vor der Marienstatue flackern, die zur Feier der Geburt Christi Stechpalmenzweige mit roten Beeren umwanden.
    Drei Männer, zwei davon mit blutigen Gesichtern und alle mit gefesselten Händen, stolperten in die Kirche, und hinter ihnen folgte Monsieur Sharpe, der Engländer, mit einer großen Pistole.
    »Monsieur Sharpe!«, tadelte ihn Pater Defoy. »Dies ist ein Haus Gottes!«
    »Tut mir leid, Vater«, sagte Sharpe, schob die Pistole in eine Manteltasche und nahm seinen schneebedeckten Hut ab. »Ich bringe Ihnen drei Sünder zur Beichte.« Mit einem Tritt schickte er Brigadier Lebecque in den Kirchengang. »Drei erbärmliche Sünder, Vater, die ihre Seelen erleichtern müssen, ehe ich sie in die Hölle schicke.«
    »Monsieur Sharpe!«, protestierte der Priester erneut. »Sie haben die Tür offen gelassen!«
    »Das ist richtig, Vater«, sagte Sharpe. Die Gemeinde sah ihn stirnrunzelnd an, verärgert über die unverhohlene Entweihung ihrer Kirche. Sharpe schien ihre Missbilligung nicht zu bemerken und zwang seine drei Gefangenen vor der Kanzel auf die Knie. »Wartet hier, ihr Schweinehunde«, sagte er und wandte sich wieder dem Priester zu. »Ich habe die Tür offen gelassen, Vater«, erklärte er, »weil ich unterwegs am Wirtshaus haltgemacht und noch mehr von Ihren Schäfchen in die Kirche eingeladen habe.«
    Pater Defoy fragte sich, ob Sharpe betrunken war, doch das traf offenbar nicht zu. Der Pfarrer mochte den Engländer eigentlich ganz gern. Er wünschte, Sharpe käme wie Lucille zur heiligen Messe, doch davon abgesehen hatte er Monsieur Sharpe als aufrecht und unerschütterlich erlebt, einen Mann von gesundem Menschenverstand, der anzupacken verstand. Natürlich war es traurig, dass das übrige Dorf seine Meinung nicht teilte, doch Jacques Malan hatte jedem Prügel angedroht, der dem Engländer auch nur ein Stück entgegenkam.
    Und nun erschien zu Pater Defoys Überraschung Jacques Malan in der Kirchentür, begleitet von einem Dutzend Saufkumpanen, die nicht zur Messe gekommen waren, weil sie lieber im Wirtshaus Calvados tranken. Sie hatten ausgelassen gefeiert, zufrieden damit, dass ihre Mütter, Frauen oder Töchter dem Herrn huldigten, als Sharpe die Wirtshaustür aufgetreten und Brigadier Lebecque mit blutigem Kopf ins Wirtshaus gezerrt hatte.
    »Ich habe gerade drei Husaren zehn Sorten Scheiße aus dem Leib getreten«, hatte Sharpe feindselig in die Gaststube gerufen, »und wenn einer von euch wissen will, wieso, dann soll er jetzt in die Kirche kommen.« Mehr hatte er nicht gesagt, sondern seinen Gefangenen wieder hinaus ins Schneetreiben geschleift, und die Männer, erstaunt und neugierig, hatten ihre Getränke stehen lassen und waren ihm gefolgt.
    Jacques Malan nahm den Hut ab und bekreuzigte sich, aber er hielt den Knüppel, den er immer bei sich trug, fest in der Hand. Den Priester bedachte er mit einem mürrischen Nicken. »Der Engländer sucht Streit, Vater«, knurrte er.
    »Nein«, erwiderte Sharpe, »das tue ich nicht.«
    In der Befürchtung, dass die Kirche gleich Zeuge ungeziemender Gewalt werden könnte, eilte Pater Defoy vor, um die Situation an sich zu reißen, doch Sharpe bedeutete dem Pfarrer mit einer Handbewegung zu schweigen. Dann blickte er die Dorfbewohner an. »Ihr mögt mich nicht, was?«, fragte er herausfordernd. »Ihr denkt, ich

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