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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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doch gegen acht kommen die Macken.« Der Major, verantwortlich für Seringapatams Waffenkammer, war ein korpulenter, fröhlicher Mann mit vorzeitig ergrautem Haar. »Verstehen Sie was von Uhren, Sergeant?«
    »Das kann ich nicht behaupten, Sir. Ich bin ein einfacher Soldat, Sir, für den die Sonne die Uhr ist.« Im Gesicht des Sergeants zuckte es. Das krampfhafte Zucken verzerrte sein Gesicht alle paar Sekunden.
    »Sie haben nach Sharpe gefragt«, sagte Major Stokes und spähte in die Uhr. »Du meine Güte. Dieser Typ hier hat die Achsenlager aus Holz gemacht. Herr im Himmel. Aus Holz! Kein Wunder, dass die Uhr nicht korrekt läuft! Harrison hat einst eine hölzerne Uhr gemacht, wussten Sie das? Sogar die Zahnräder. Alles aus Holz.«
    »Harrison, Sir? Ist er in der Armee, Sir?«
    »Er ist ein Uhrmacher, Sergeant, ein Uhrmacher. Und ein sehr guter.«
    »Kein Franzmann, Sir?«
    »Mit einem Namen wie Harrison? Guter Gott, nein. Er ist Engländer, und er macht gute, genau gehende Uhren.«
    »Freut mich, das zu hören, Sir«, sagte Hakeswill, dann erinnerte er den Major an den Grund seines Besuchs in der Waffenkammer. »Sergeant Sharpe, Sir, mein guter Freund, Sir, ist er hier?«
    »Er ist hier«, sagte Stokes und blickte von der Uhr auf, »oder war es, genauer gesagt. Ich sah ihn vor einer Stunde. Doch er ging zu seinem Quartier. Er ist fort gewesen, wissen Sie? War in diese furchtbare Sache in Chasalgaon verwickelt.«
    »Chasalgaon, Sir?«
    »Schreckliche Sache, schrecklich! So habe ich Sharpe gesagt, er soll sich säubern. Der arme Kerl war mit Blut bedeckt. Sah wie ein gestrandeter Pirat aus. Du meine Güte, das ist aber interessant!«
    »Blut, Sir?«, fragte Hakeswill.
    »Ein sechszähniges Verbindungsrad! Mit einem gegabelten Verschluss. Ach, du meine Güte! Das ist, als ob man den Pudding mit Korinthen verfeinert! Sie sollten Geduld haben und warten, Sergeant. Sharpe wird bald zurückkommen. Er ist ein wunderbarer Mensch. Lässt mich nie im Stich.«
    Hakeswill zwang sich zu einem Lächeln, denn er hasste Sharpe abgrundtief. »Er ist einer der Besten, Sir«, sagte er, und in seinem Gesicht zuckte es. »Und er wird Seringapatam bald zu einem Botengang verlassen, nicht wahr, Sir?«
    »O nein«, widersprach Major Stokes und nahm ein Vergrößerungsglas, um genauer in die Uhr zu spähen. »Ich brauche ihn hier, Sergeant. Da haben wir’s, sehen Sie, da fehlt ein Stift am Glockenanschlagsrad. Es greift in diese Rädchen hier, und das Getriebe hier erledigt den Rest.« Der Major blickte auf, doch der sonderbare Sergeant mit dem zuckenden Gesicht war verschwunden. Es machte nichts, denn die Uhr war weitaus interessanter.
    Sergeant Hakeswill verließ die Waffenkammer und wandte sich zu den Kasernengebäuden, wo er ein vorübergehendes Quartier hatte. Das 33. Regiment des Königs war jetzt in Hurryhur, etwa hundertfünfzig Meilen nördlich, untergebracht, und seine Aufgabe war es, die Straßen im westlichen Maisur von Banditen frei zu halten. So bewegte es sich in diesem Gebiet auf und ab und befand sich in der Nähe von Seringapatam beim Hauptarsenal, und Colonel Gore hatte eine Abteilung losgeschickt, um Munition zu beschaffen. Captain Morris von der Leichten Kompanie hatte die Aufgabe, mit der Hälfte seiner Männer und Sergeant Obadiah Hakeswill für die Sicherheit der Ladung zu sorgen, die am nächsten Morgen die Stadt verlassen würde. Mit Ochsenkarren würden die Waffen nach Arrakerry transportiert werden, wo das Regiment gegenwärtig biwakierte. Ein leichter Job, der Sergeant Hakeswill eine Gelegenheit bot, die er lange gesucht hatte.
    Der Sergeant stoppte bei einer der Trinkstuben und bestellte Arrak. Die kleine Gaststube war leer bis auf den Besitzer und einen Bettler ohne Beine, der dem Sergeant die Arme entgegenreckte und für seine Mühe einen Tritt erhielt.
    »Raus hier, du schäbiger Bastard!«, rief Hakeswill. »Du bringst die Fliegen rein. Hau ab. Verpiss dich.«
    Als der Laden zu seiner Zufriedenheit geleert war, setzte sich Hakeswill in eine düstere Ecke und dachte über sein Leben nach. »Ich hadere mit mir«, murmelte er vor sich hin, und in seinem Gesicht zuckte es. Der Besitzer der Trinkstube wagte ihn kaum anzusehen, denn er fürchtete den finsteren Mann im roten Rock.
    »Deine eigene Schuld, Obadiah!«, sagte Hakeswill. »Das hättest du schon vor Jahren erkennen müssen. Vor Jahren! Er ist reich wie ein Jude, das ist er.« Er blickte zu dem Kneipenwirt. »Belauschst du mich, du heidnischer

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