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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Bauch des Mannes und riss ihn heraus. Er schrie wie der Teufel, wechselte das Entermesser wieder in die Linke und vertrieb einen französischen Offizier, der über den sterbenden britischen Seesoldaten stolperte und außer Reichweite stürzte.
    Die Toten waren wie eine Barrikade, die Sharpe und Chase schützte, doch ein französischer Seesoldat kletterte hinüber zu einem der Geschütze. Chase rappelte sich auf, stieß seinen Säbel nach einem Angreifer und feuerte dann mit seiner Pistole über die andere Kanone. Sharpe schwang wieder das Entermesser, dann stieß er einen Freudenschrei aus, als britische Seesoldaten und Seeleute vom Mast aufs Deck der Revenant sprangen.
    »Hier lang!« Sharpe sprang über die Toten hinweg und verlagerte den Kampf zum Vordeck des Schiffes. Die französischen Verteidiger waren zahlreich, doch der Weg nach achtern war durch ebenso viele Männer blockiert. Musketen krachten vom Achterdeck, und weitere feuerten vom Vordeck, und mindestens ein Verteidiger wurde von seinen eigenen Leuten in diesem wilden Feuer getötet.
    Die Männer der Revenant waren den Enterern zahlenmäßig weit überlegen, doch die britische Zahl stieg mit jeder Minute, und die Mannschaft der Pucelle wollte Rache für den Beschuss durch die Revenant. Sie kämpfte wild und erbarmungslos. Ein Kanonier schwang eine Handspake, fegte einen Säbel zur Seite und zerschmetterte einem Franzosen den Schädel, dann wurde er von den nachfolgenden Männern weiter vorwärts geschoben. Chase rief den Männern zu, ihm zum Achterdeck zu folgen, während Sharpe einen Trupp nach vorne führte. »Tötet sie!«, brüllte er. »Tötet sie!«
    Danach konnte er sich kaum noch an diesen Kampf erinnern. Solche Kämpfe waren zu wild und leidenschaftlich, zu laut, voller Horror, dass er beschämt war, wenn er sich an die Freude daran erinnerte. Es war, als wären alle Fesseln der Zivilisation gesprengt. In solchen wilden Abenteuern war Richard Sharpe gut. Deshalb trug er eine Offiziersschärpe, anstatt des Koppels eines einfachen Soldaten, weil fast in jeder Schlacht der Moment kam, an dem sich die disziplinierten Reihen auflösten und ein Mann mit allen Mitteln ums Überleben kämpfen und töten musste.
    Um in eine solche Art Kampf zu gehen, musste man entweder zornig, wahnsinnig oder verzweifelt sein. Einige Männer waren das nie, und sie schreckten vor der Gefahr zurück, und Sharpe konnte es ihnen nicht verdenken, denn nichts war an Zorn, Wahnsinn oder Verzweiflung bewundernswert. In einem solchen Kampf zählten allein Gnadenlosigkeit und die Entschlossenheit zu siegen. Die Bastarde zu schlagen, zu beweisen, dass der Feind unterlegen war. Der gute Soldat war wie der Hahn auf einem blutgetränkten Misthaufen, und Richard Sharpe war ein guter Soldat.
    Sein Zorn erkaltete bei einem Kampf. Zu Beginn mochte ihn Furcht quälen, und für einen Augenblick hätte er fast einen Vorwand gesucht, um die Brücke aus dem zersplitterten Mast nicht zu betreten, nicht mitten zwischen die Feinde zu springen, aber nachdem er sich überwunden hatte, kämpfte er mit tödlicher Präzision. Er hatte das Gefühl, dass die Zeit sich verlangsamte, sodass er deutlich voraussagen konnte, was jeder Gegner vorhatte. Ein Mann zu seiner Rechten zog eine Pike zurück, sodass diese Bedrohung ignoriert werden konnte, weil es schließlich Sekunden dauern würde, bis die Pike wieder zustieß. Unterdessen holte ein bärtiger Mann vor Sharpe bereits mit seinem Entermesser aus, und Sharpe drehte die Spitze seiner eigenen Klinge in den Hals dieses Mannes, dann wechselte er sein Entermesser in die Rechte und parierte den Stoß mit der Pike, obwohl er noch nach links blickte. Er sah keine augenblickliche Gefahr, sein Blick zuckte wieder nach rechts, stieß die Klinge in das Gesicht des Angreifers mit der Pike, sah wieder nach vorne, rammte den Mann mit der Schulter, sodass er gegen eine Kanone fiel. Sharpe hob das Entermesser mit beiden Händen und trieb es dem Mann in den Bauch. Die Spitze der Klinge blieb im Holz der Lafette stecken, und Sharpe verlor eine Sekunde, um sie herauszureißen.
    Britische Seeleute rannten an ihm vorbei, zwangen die Franzosen, ein paar Schritte auf ihrem Deck zurückzuweichen, und Sharpe kletterte auf die Kanone und sprang auf der anderen Seite wieder hinunter. Dort wollte sich ihm ein Franzose ergeben, doch Sharpe wollte keinen Mann in seinem Rücken haben, und so stach er dem Franzosen ins Handgelenk, damit er nicht die Axt benutzen konnte, die er fallen

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