Sharpes Zorn (German Edition)
die Zeitung zu legen, einen nach dem anderen, als teile er Karten aus.
»Das sind Ihre Briefe, Sir«, sagte Sharpe noch immer im hölzernen Ton eines Sergeants, »und wir haben die Presse zerstört, mit der sie gedruckt werden sollten, Sir. Wir haben die Zeitung verbrannt, und wir haben den Bastarden gezeigt, dass sie sich besser nicht mit uns anlegen sollten, Sir. Hier, Sir.« Er legte den letzten Brief auf den Tisch.
»Heiliger Herr Jesus«, sagte Henry Wellesley und starrte die Briefe an.
»Gott im Himmel«, fügte Lord Pumphrey mit leiser Stimme hinzu.
»Sie mögen ja noch Kopien haben, Sir«, erklärte Sharpe, »aber ohne die Originale können sie die Echtheit nicht beweisen. Außerdem haben sie jetzt keine Druckerpresse mehr.«
»Heiliger Herr Jesus«, seufzte Wellesley erneut und schaute zu Sharpe.
»Dieb, Mörder und Brandstifter«, sagte Sharpe stolz.
Der Botschafter schwieg und starrte ihn nur an.
»Haben Sie eigentlich schon mal von einem spanischen Offizier mit Namen Galiana gehört, Sir?«, fragte Sharpe.
Wellesley hatte den Blick wieder auf die Briefe gerichtet. Er schien Sharpe nicht gehört zu haben. Dann zuckte er plötzlich zusammen, als hätte man ihn geweckt. »Fernando Galiana? Ja, er war Verbindungsoffizier bei Sir Thomas’ Vorgänger. Ein wirklich feiner junger Mann. Sind das alle Briefe?«
»Alle, die sie hatten, Sir.«
»Heiliger Herr Jesus«, sagte der Botschafter erneut. Dann stand er abrupt auf, nahm die Briefe und die Zeitung und trug beides zum Feuer. Er warf sie auf die Kohlen und schaute zu, wie sie verbrannten. »Wie …?«, begann er und kam dann zu dem Schluss, dass man manche Frage lieber nicht stellte.
»Wäre das dann alles, Sir?«, fragte Sharpe.
»Ich muss Ihnen danken, Sharpe«, sagte Wellesley und starrte weiter auf die brennenden Briefe.
»Und meinen Männern, Sir, allen fünf. Ich werde sie jetzt wieder auf die Isla de Leon bringen, Sir, und auf ein Schiff warten.«
»Natürlich, natürlich.« Der Botschafter eilte zu seinem Sekretär. »Ihre fünf Männer haben geholfen?«
»Sogar sehr, Sir.«
Eine Schublade wurde geöffnet, und Sharpe hörte das Geräusch von Münzen. Er tat so, als würde ihn das nicht interessieren. Der Botschafter, der nicht wollte, dass seine Großzügigkeit oder der Mangel daran allzu offensichtlich war, wickelte die Münzen in ein Blatt Papier und brachte sie zu Sharpe. »Wären Sie wohl so freundlich, Ihren Männern meinen Dank zu übermitteln?«
»Natürlich, Sir, danke, Sir.« Sharpe nahm die Münzen.
»Sie sehen übrigens so aus, als sollten Sie jetzt wirklich ins Bett gehen«, bemerkte Wellesley.
»Sie auch, Sir.«
»Ich bin jetzt hellwach. Lord Pumphrey und ich werden aufbleiben. Es gibt immer genug zu tun!« Nun brach sich die Erleichterung und die Erkenntnis endgültig Bahn, dass der Albtraum vorüber war. »Und natürlich werde ich meinem Bruder schreiben und Sie in den höchsten Tönen loben. Dessen können Sie sicher sein, Sharpe.«
»Danke, Sir.«
»O Gott! Es ist vorbei.« Der Botschafter schaute zu, wie die Flammen die letzten Fetzen Papier verschlangen. »Es ist vorbei!«
»Nicht ganz, Sir«, widersprach ihm Sharpe. »Da ist noch die Dame. Caterina. Sie hat noch einige Briefe, nicht wahr?«
»O nein«, widersprach ihm der Botschafter glücklich, »o nein. Es ist wirklich vorbei! Ich danke Ihnen, Sharpe.«
Sharpe ließ sich selbst hinaus. Er ging in den Hof und roch die Luft. Es war ein trüber Morgen, und man konnte immer noch den Regen riechen. Der Wetterhahn auf dem Turm der Botschaft verriet, dass der Wind nach wie vor aus Westen kam. Eine Katze rieb sich an Sharpes Bein, und er beugte sich vor, um sie zu streicheln. Dann packte er die Münzen aus. Fünfzehn Guineas. Sharpe nahm an, das er jedem seiner Männer eine geben und den Rest für sich behalten sollte. Er steckte sie in die Tasche, nicht sicher, ob das nun eine großzügige Belohnung war oder nicht. Vermutlich nicht, dachte er, doch seine Männer würden glücklich damit sein. Er würde jedem von ihnen zwei Guineas geben, und damit konnten sie sich jede Menge Rum kaufen. »Geh und such dir eine Maus«, sagte er zu der Katze, »denn das werde ich jetzt auch machen.«
Sharpe ging durch den Torbogen und auf den kleineren Hof, wo die Diener die Treppen fegten und die Botschaftskuh gemolken wurde. Die Hintertür zu Lord Pumphreys Haus stand offen, und eine Frau kam die Stufen herunter, um Milch zu holen. Sharpe wartete, bis sie ihm den Rücken
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