Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
irgendwo, irgendwie ein gutes Leben aufbauen können. (Und unter Trauer und Schuld lag in einer Tiefe meines Inneren, in die ich nicht hineinblicken wollte, eine Spur von Erleichterung, dass ich von der furchtbaren Aufgabe befreit war, ihn auf die Alton-Gabe zu testen, dass ich sein Leben nicht aufs Spiel setzen musste, wie mein Vater es bei mir getan hatte …)
    »Jetzt hast du keine andere Wahl mehr, als in die AltonRäume der Comyn-Burg zu ziehen«, meinte Jeff, und ich nickte seufzend. Das Haus war wenigstens im Augenblick unbewohnbar. Gabriel war mit einem weiteren Trupp Gardisten erschienen, der das Feuer gelöscht hatte. Er bot mir an, Männer dazu abzustellen, die Ruine zu bewachen und Plünderungen zu verhindern, bis wir das Dach reparieren und das Haus wieder wetterfest machen lassen konnten. Jedes Zimmer war mit Rauch gefüllt, überall lagen geschwärzte Möbeltrümmer. Vergeblich versuchte ich, Augen und Nase vor dem Anblick und dem Geruch zu verschließen. Gegen Feuer bin ich … allergisch, und eins stand fest: Wenn ich die geistige Kontrolle für einen Augenblick lockerte, dann war es wieder da, das Feuerbild, flammend, tobend, bereit zu zerstören … und mich mit zu zerstören.
    Doch das wäre mir jetzt verdammt egal …
    Andres sah um zwanzig Jahre älter aus. Er trat zu mir und fragte zögernd: »Wohin… wohin sollen wir Marius bringen?«
Das war eine gute Frage, dachte ich, eine verdammt gute Frage, aber eine Antwort darauf wusste ich nicht. Seit er alt genug gewesen war, um sich seiner Existenz bewusst zu sein, hatte es nie einen Platz für ihn in der Comyn-Burg gegeben. Die Comyn hatten von seinem Leben keine Kenntnis genommen, und sein Tod würde sie nicht kümmern. Gabriel sagte leise: »Lass ihn in die Kapelle der ComynBurg tragen.« Ich blickte überrascht auf und wollte schon protestieren, aber er fuhr fort: »Gönne ihm wenigstens das im Tod, Verwandter, auch wenn er es im Leben nicht gehabt hat.«
Ich sah mir sein totes Gesicht nur einmal an. Die Kugel hatte sein Leben ausgelöscht, doch sein Gesicht unversehrt gelassen, und nun sah er wieder wie der kleine Bruder aus, an den ich mich erinnerte.
Jetzt war ich tatsächlich allein. Ich hatte meinen Vater auf Vainwal zur Ruhe gebettet, neben meinem Sohn. Er hatte niemals gelebt, außer in den Träumen, die ich mit Dio vor seiner Geburt geteilt hatte. Mein Bruder würde, wie es der Brauch war, in ein nicht gekennzeichnetes Grab am Ufer des Sees von Hali gelegt werden, wo alle Angehörigen der Hastur-Sippe ihre letzte Stätte fanden. Jeder Schritt in meinem Leben führte mich weiter weg von Dio.
Ich hätte niemals nach hier zurückkehren sollen! Ich blickte auf die Straße und den leise fallenden Schnee hinaus, und mir wurde klar, dass es gar keine Rolle spielte, wo ich mich befand, sei es hier, sei es an einem anderen Ort. Andres, niedergeschmettert und alt … Jeff, der die Welt seiner Adoptiveltern für Darkover aufgegeben hatte … und Gabriel, der eine eigene Familie hatte, aber jetzt mangels eines anderen Kandidaten Alton war. Sollte er die Domäne haben; ich hätte Marius zu mir kommen lassen, ihn wegholen sollen, bevor es dazu kam …
Nein. Auf diesem Weg lag endlose Reue, lag eine Zukunft, in der ich sehnsüchtig auf die Stimme meines Vaters in meinem Geist lauschen würde, weil sie alles darstellte, was mir von der Vergangenheit übrig geblieben war. Sollte ich mich mit einem Leben voller Geister und Leid und Schuld zufrieden geben? Nein! Das Leben ging weiter, und eines Tages wurde mir all das vielleicht gleichgültig … und jetzt gab es zweierlei, das erledigt werden musste.
»Kadarin ist irgendwo in der Stadt«, sagte ich zu Gabriel. »Er muss gefunden werden. Ich kann nur immer wieder darauf hinweisen, wie gefährlich er ist. So gefährlich wie ein Banshee oder ein vor Hunger wahnsinnig gewordener Wolf…«
Und er hatte die Sharra-Matrix! Und irgendwie mochte es ihm gelingen, Sharra von neuem heraufzubeschwören, das tobende Feuerbild , das die Comyn-Burg und die Mauern von Thendara wie Kienholz bei einem Waldbrand vernichten würde … Und schlimmer als das … auch ich trug das Siegel Sharras …
Darüber konnte ich mit Gabriel nicht sprechen. Nicht einmal mit Jeff. Ich versuchte, mir einzureden, Kadarin werde allein nichts zu Stande bringen. Selbst wenn er es schaffte, allein oder zusammen mit Thyra - die ebenfalls noch am Leben sein musste
- die Sharra-Gewalten zu entfesseln, würden die Flammen sich gegen sie selbst

Weitere Kostenlose Bücher