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Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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offener Jacke, vom Rauch beschmutztem Gesicht und einem nicht zugeschnürten Stiefel die Treppe herunter und beugte sich über Lew. Jeff kam und half Lew, sich aufzusetzen.
Mit schwacher, verlorener Stimme fragte Lew: »Habt ihr ihn gesehen?«
Regis drückte ihn zurück. »Bleib liegen!« Aus einem Schnitt an der Stirn strömte Blut über Lews Gesicht. Er versuchte, es sich mit seiner guten Hand aus den Augen zu wischen. »Mir fehlt nichts«, sagte er und mühte sich aufzustehen. »Was ist geschehen?«
Jeff Kerwin starrte auf das Messer in seiner Hand. Es war nicht einmal blutig. »Es ging alles so schnell. Eben noch war alles still, und dann waren überall Räuber, und eine der Dienerinnen rief, das Haus brenne … und ich kämpfte um mein Leben. Ich hatte seit meinem ersten Jahr in Arilinn nie mehr ein Messer in der Hand gehabt!«
Lew rief. »Marius! Götter der Hölle, Marius! Wo ist mein Bruder?« Von neuem fuhr er hoch, und diesmal ließ er sich von Andres nicht halten. Das Entsetzen stand wieder in seinen Augen, und Regis sah in seinen Gedanken das große flammende Bild, Sharra. Höher und höher erhob sie sich über Thendara … aber da war nichts. Die Straße lag ruhig da, die Gardisten hatten das Feuer gelöscht. Doch in den oberen Stockwerken hatte etwas wie eine Explosion stattgefunden, und im Dach klaffte ein großes Loch. So fehl am Platz der Gedanke war, Regis schoss es durch den Kopf, dass Lew jetzt keine andere Wahl blieb, als in die Suite der Comyn-Burg zu ziehen, die seit grauer Vorzeit der Alton-Domäne vorbehalten war. Jeff betastete mit behutsamen Händen die Schnittwunde auf Lews Stirn.
»Schlimm«, sagte er. »Wird genäht werden müssen …«
Aber Lew riss sich von ihm los. Regis fasste ihn, legte ihm die Hand über die Augen und griff mit seinen Gedanken hinaus, kämpfte darum, das tobende Feuerbild aus Lews Geist zu vertreiben …
Langsam, langsam erstarben die Flammen in Lews Kopf, und sein Blick zeigte, dass er in die Wirklichkeit zurückkehrte. Er taumelte und stützte sich auf Jeffs Arm.
»Hast du ihn gesehen?«, fragte er noch einmal wie gehetzt. »Kadarin! Es war Kadarin! Haben sie die Sharra-Matrix?«
Die Frage, in panischem Entsetzen hervorgestoßen, traf Regis wie ein Schlag. Jetzt war ihm klar, was Callina gefürchtet hatte. Lew rief: »Marius! Marius …« Dann erstickte seine Stimme vor Schluchzen.
Gnädige Götter! Nicht auch das noch! Mein Bruder, mein Bruder … Er brach auf den Stufen zusammen, seine Schultern bebten vor Schock und Leid. Jeff trat zu ihm und hielt ihn wie ein Kind. Zusammen mit Andres gelang es ihm irgendwie, ihn die Treppe hinaufzubringen. Doch Regis blieb stehen, überwältigt von einem unfassbaren Grauen.
Kadarin hatte die Sharra-Matrix.
Und Marius Alton lag tot irgendwo in dem brennenden Haus mit einer terranischen Kugel im Herzen.
    Lew Altons Erzählung
    6
    Hier.« Jeff drückte mir einen Spiegel in die Hand. »Nicht so gut, wie es ein terranischer Arzt gemacht hätte - ich bin aus der Übung -, aber jedenfalls ist die Blutung gestillt, und darauf kommt es an.«
    Ich schob den Spiegel weg. Manchmal konnte ich mich dazu zwingen, das anzusehen, was Kadarin von meinem Gesicht übrig gelassen hatte - gerade jetzt konnte ich es nicht. Aber Jeff war daran völlig unschuldig, und so versuchte ich, einen leichten Ton anzuschlagen. »Das war genau das, was ich gebraucht habe: Noch eine Narbe, damit der obere und der untere Teil meines Gesichts in Harmonie miteinander stehen.«
    Jeff hatte mich sehr sorgfältig untersucht, um sich zu vergewissern, dass die Kopfwunde keine Nachwirkungen hinterlassen hatte. Doch der Schnitt ging nicht tief und hatte glücklicherweise mein Auge verfehlt. Mein Kopfschmerz hatte ungefähr die Größe der Comyn-Burg, und sonst schien ich keinen Schaden genommen zu haben.
    Durch das alles gellte der mich verfolgende Schrei, der sich nicht ersticken ließ … nach Darkover, kämpfe für deines Bruders Rechte … Und nun konnte ich ihn nie mehr zum Schweigen bringen. Marius war tot, und mein Leid war bodenlos. Ich trauerte nicht nur um den kleinen Bruder, den ich verloren hatte, sondern auch um den Mann, der er angefangen hatte zu sein und den ich niemals mehr kennen lernen würde. Dazu kam ein Gefühl der Schuld, denn während meiner Abwesenheit war Marius zwar vielleicht vernachlässigt worden, aber sein Leben war nicht bedroht gewesen. Vielleicht hätte er die Domäne nicht zugebilligt bekommen, aber als Terraner hätte er sich

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