Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
meinte dann: »Ich würde es dir lieber allein sagen …« Verlegen streifte er Regis mit einem Blick.
»Was du mir auch mitzuteilen hast, ich habe keine Geheimnisse vor Regis«, erklärte Lew brüsk.
Regis dachte: Ich verdiene so viel Vertrauen nicht. Aber er schloss seine Barriere, denn er wollte keine verirrten Gedanken mehr empfangen, die sich fern zu halten ihm plötzlich schwer fiel.
»Es war keine Frau hier, die sich um sie kümmern konnte«, sagte Rafe. »Da ging ich zu deiner Pflegeschwester. Sie war einverstanden.«
»Womit in Gottes Namen?«, wollte Lew wissen. Dann zog sein Verstand mit einem Mal Schlüsse.
»Dies angebliche Kind, über das in der Garde geklatscht wird?«
Rafe nickte und ging voran. Doch es war nicht Linnell, die sie empfing, sondern Callina.
»Ich wusste es«, gestand sie mit leiser Stimme. »Ashara hatte es mir gesagt … Es gibt nicht viele kleine Mädchen in den Domänen, die ausgebildet werden könnten, wie ich es wurde, und ich glaube … ich glaube, Ashara will sie haben …« Die Stimme versagte ihr. Sie wies auf einen Innenraum. »Da ist sie … sie hatte Angst an diesem fremden Ort, und deshalb sorgte ich dafür, dass sie einschlief…«
In einem Bettchen lag ein kleines Mädchen, fünf oder sechs Jahre alt. Ihr Haar war rot wie frisch gemünztes Kupfer. Es fiel über ein dreieckiges, mit blassgoldenen Sommersprossen übersätes Gesicht. Fest schlafend, murmelte sie vor sich hin.
Regis spürte, dass es Lew wie ein starker elektrischer Schlag durchlief.
Ich habe sie schon einmal gesehen … ein Traum, eine Vision, eine Vorausschau … sie ist mein! Kein Kind meines Vaters, kein Kind meines toten Bruders,mein Kind .. mein Blut erkennt sie …
»Ja, so ist es«, sagte Regis leise. Als er zum ersten Mal in das Gesicht seines neugeborenen Nedestro-Sohns geblickt hatte, war auch ihm sofort klar gewesen: Dies ist mein eigener Sohn, geboren aus meinem eigenen Samen … In ihm hatte sich nie eine Frage erhoben, er hatte keine Überwachung gebraucht, um sich zu vergewissern, dass es wirklich sein Kind war.
»Aber wer war ihre Mutter?«, fragte Lew. »Oh, es hat ein paar Frauen in meinem Leben gegeben, doch warum hat sie es mir nie gesagt?« Er brach ab, weil das kleine Mädchen die Augen öffnete …
Goldene Augen, bernsteinfarben, eine seltsame Farbe, eine Farbe, die er nie zuvor gesehen hatte, außer in einem einzigen Gesicht … Regis hörte den heiseren Aufschrei, den Lew nicht unterdrücken konnte.
»Nein!«, rief er. »Es kann nicht sein! Marjorie starb … sie starb … starb, und unser Kind mit ihr … Gnädige Evanda, ich werde wahnsinnig!«
Rafes Augen, so ähnlich den Augen, an die Lew sich erinnerte, sahen mitleidig auf sie beide. »Nicht Marjorie, Lew. Dies ist Thyras Kind. Thyra ist ihre Mutter.«
»Aber … aber nein, es kann nicht sein«, keuchte Lew. »Ich habe sie nie … nie berührt - ich hätte nicht einmal die Fingerspitzen dieser Höllenkatze angefasst …«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, was geschehen ist«, meinte Rafe. »Ich war noch sehr jung, und Thyra … hat mir nicht alles erzählt. Aber es hat auf Aldaran eine Zeit gegeben, als du mit Drogen betäubt warst … und dir nicht bewusst, was du tatest …«
Lew verbarg das Gesicht in den Händen, und Regis, nicht im Stande, irgendetwas auszuschließen, empfing seine Gedanken mit voller Wucht.
    0 ihr Götter, gnädige Evanda, ich dachte, das alles sei ein Traum gewesen … brennend, brennend vor Wut und Lust … Marjorie in meinen Armen, doch dann verwandelte sie sich auf die verrückte Art, wie es in Träumen geschieht, in Thyra, als ich sie küsste … Kadarin hat mir das angetan … und ich erinnere mich, dass Thyra in meinem Traum weinte, wie sie nicht einmal geweint hatte, als ihr Vater starb … Auch bei ihr war es nicht freier Wille, auch sie ist Kadarins Spielzeug gewesen …
    »Sie ist ein paar Jahreszeiten nach dem Brand von Caer Donn geboren worden«, erklärte Rafe. »Mit Thyra geschah irgendetwas nach der Geburt; ich glaube, sie verlor für einige Zeit den Verstand … Ich erinnere mich nicht, ich war sehr jung, und ich war nach dem Brand lange Zeit krank. Natürlich dachte ich, es sei Kadarins Kind, er und Thyra waren so lange zusammen gewesen …«
    Und Regis folgte auch Rafes Gedanken, dem Furcht erregenden Bild einer Frau, die sich in eine tobende Wahnsinnige verwandelte und sich gegen das Kind kehrte, das sie durch einen schändlichen Trick von einem unter Drogeneinfluss stehenden Mann

Weitere Kostenlose Bücher