Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Banshee-Vögeln entgangen waren. Nein, ernstlich geschlagen hatte er uns nie. Einmal allerdings hatte ich mein Reitpferd nicht selbst abgerieben und versorgt, sondern es einem halb ausgebildeten Stalljungen überlassen, und da drohte er mir an, wenn ich mein Tier noch einmal vernachlässigte, müsse ich ohne Abendbrot in meinen nassen Reitsachen auf dem Fußboden schlafen - statt ein heißes Bad und ein gutes Bett zu bekommen.
So hart er gewesen war - und es hatte Zeiten gegeben, wo ich ihn hasste -, es kam mir erst jetzt angesichts meines eigenen Todes voll zum Bewusstsein, wie sehr er uns geliebt hatte, wie alle seine Pläne für uns in Trümmer gefallen waren. Ich wollte sagen: »Linnie, weißt du noch …«, und erinnerte mich, dass Linnell tot und das Mädchen an meiner Seite, das ganz mit Linnells Geste einen Mantel um sich zog, eine Fremde war, eine terranische Fremde.
Aber ich sah an ihr vorbei zu Callina hin, und unsere Blicke trafen sich. Callina war wirklich, Callina war die alte Zeit in Arilinn, Callina war die Zeit, als ich glücklich gewesen war und im Turm eine Arbeit getan hatte, die ich liebte. Das kupferne Armband an ihrem linken Handgelenk, das Symbol einer Verbindung mit Beltran, war ein Witz, eine Obszönität, hatte überhaupt nichts zu bedeuten. Ich ließ mich in einen Traum von dem Tag gleiten, wenn ich es ihr abreißen und Beltran ins Gesicht werfen würde …
Callina war Bewahrerin, durfte niemals berührt werden, nicht einmal mit einem begehrlichen Gedanken … aber jetzt ritt sie an meiner Seite und hob mir ihr blasses, lächelndes Gesicht entgegen. Und ich dachte: Sie ist keine Bewahrerin mehr, die Comyn haben sie mit Beltran verheiratet, wie sie über eine Zuchtstute verfügen würden. Kann Callina Beltran überantwortet werden, darf niemand Einspruch erheben, wenn sie sich - nachdem sie Witwe geworden ist, denn solange ich lebte, würde Beltran sie nicht als sein Weib nehmen - mir schenkte.
Und dann … Armida und die Kilghardberge … und unsere eigene Welt, die auf uns wartete. Sie lächelte mir zu, und es drehte mir das Herz um. Dann zwang ich mich, die Wirklichkeit zu akzeptieren. Der Weg hinaus führte durch Sharra, und es war sehr zweifelhaft, dass ich den nächsten Sonnenaufgang noch erlebte. Wenigstens würde Beltran, der wie ich das Siegel Sharras trug, mit mir in die Dunkelheit gehen! Doch immer noch suchten Callinas Augen die meinen, und entgegen aller Vernunft war ich glücklich.
Jetzt lagen die bleichen Ufer von Hali unter uns, die langen Reihen der Bäume im Nebel verblassend. Hier, so berichtete die Legende, war der Sohn Aldones’ vom Himmel gefallen und hatte am Ufer des Sees gelegen, so dass von da an der Sand spiegelte und schimmerte … Ich sah mir den Sand an und erkannte, dass er aus einem glänzenden Stein entstanden war, Glimmer oder Granat, zermahlen von den Wellen eines großen Binnensees, lange bevor auf dem Planeten Leben entstand. Doch das Wunder blieb bestehen; an diesen schimmernden Ufern hatte Hastur gelegen, und hier hatten sich Camilla die Verdammte und die Gesegnete Cassilda, die Urmutter der Comyn, seiner angenommen …
Die Schatten wurden länger; der Tag war weit fortgeschritten, und einer der Monde, der große violette Liriel, erhob sich gerade über den See, ein wenig über die volle Phase hinaus. Wir hatten noch vielleicht zwei Stunden bis Sonnenuntergang, und ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich gar keine Lust hatte, im Dunkeln nach Thendara zurückzukehren. Nun, das Fohlen würden wir reiten, wenn es groß genug für den Sattel war. Unsere Aufgabe erwartete uns innerhalb der rhu fead, der alten Kapelle, dem heiligen Ort der Comyn. Sie erhob sich vor uns, ein weißer, schwach leuchtender Steinhaufen. Einmal hatte hier ein Turm gestanden. Er war im Zeitalter des Chaos gefallen, in jener schlechten alten Zeit von einer Laran Waffe, neben der die Sharra-Matrix ein Kinderspielzeug war, bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden. Wir hielten die Pferde nahe am See an, wo sich weiße Nebelschwaden am Ufer entlangzogen. Das magere, rötliche Gras verlor sich im Sand. Ich stieß einen Stein los; er sank, sich langsam überschlagend, durch die Wolkenoberfläche.
»Das ist kein Wasser, nicht wahr?«, fragte Kathie erschrocken. »Was ist es?«
Ich wusste es nicht. Hali war der nächste des halben Dutzends von Wolkenseen, deren Tiefen kein Wasser sind, sondern irgendein träges Gas … Es erhält sogar das Leben. Einmal bin ich ein Weilchen auf

Weitere Kostenlose Bücher