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Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dem Grund dieses Sees spazieren gegangen und habe mir die seltsamen Geschöpfe angesehen, weder Fisch noch Vogel, die in dem Wolkenwasser schwimmen oder fliegen. Der Legende nach sollen diese Seen früher Wasser wie andere enthalten haben, doch im Zeitalter des Chaos habe irgendein Zauberer sie unter Anwendung des damaligen Laran mit ihrer eigentümlichen gasartigen Beschaffenheit und den Fisch-Vogel-Mutationen geschaffen … Das hielt ich für ebenso wahrscheinlich wie die Ballade, in der erzählt wird, wie Camillas Tränen ins Wasser gefallen seien und sie in Wolken verwandelt hätten, als Hastur zu seiner Gemahlin Cassilda erwählte.
Jetzt war nicht die Zeit für Kindermärchen und Balladen!
Kathie meinte verwirrt: »Aber ich … ich muss hier schon einmal gewesen sein …«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Du hast einige meiner Erinnerungen, das ist alles.«
»Alles!« In ihrer Stimme klang Hysterie mit. Ich sagte: »Mach dir darüber keine Gedanken«, und klopfte ungeschickt ihr Handgelenk. »Komm hier entlang.«
Zwillingspfeiler erhoben sich vor uns, dazwischen ein wie Eis glitzernder Rundbogen. Das war der Schleier, der wie der Schleier von Arilinn jeden fern hält, der nicht zu den Comyn gehört.
Wenn Kathies Gene identisch mit denen Linnells waren, hätte sie im Stande sein müssen, diesen Schleier zu durchschreiten - aber das war nicht allein ein körperlicher Test, sondern auch ein geistiger; niemand ohne das Laran der Comyn … und Kathie war hergeholt worden, eben weil sie immun gegen die mentale Beschaffenheit der Comyn war.
»Auch mit der Blockierung«, erklärte ich Kathie, »würde dein Gehirn ausgebrannt. Ich muss deinen Geist vollständig in der Gewalt des meinen halten.« Das schien ich aus einer seltsamen inneren Sicherheit heraus zu sprechen. Ich wusste genau, was ich zu tun hatte, und in einem kleinen Winkel meines Verstandes wunderte ich mich über mich selbst. Kathie wich vor der ersten Berührung meines Willens zurück, und ich warnte tonlos: »Ich muss es tun. Der Schleier ist eine Art von Kraftfeld, abgestimmt auf das Comyn-Gehirn; du würdest keine zwei Sekunden am Leben bleiben.«
Ich bückte mich und hob sie hoch. »Mir macht das nichts, aber kämpfe nicht gegen mich an.«
Ich stellte den Kontakt mit ihrem Geist her, überschwemmte ihn, bezwang den Widerstand - irgendwo im Hintergrund meiner Gedanken erinnerte ich mich, wie ich mich gefürchtet hatte, Marius das anzutun. Es war wie eine Vergewaltigung, und mir grauste davor. Aber ich sagte mir, dass Kathie ohne diese Überschattung ihr Leben verlieren würde …
Das erste Gesetz eines Telepathen ist, dass man nicht in einen unwilligen Geist eindringt …
Aber sie hatte zugestimmt! Ohne länger zu zögern, überwand ich ihr letztes Widerstreben. Kathies Geist verschwand, war in meinen völlig eingehüllt und in ihm verborgen. Dann trat ich durch den zitternden Regenbogen …
Eine Million kleiner Nadeln prickelte auf meiner Haut, namenlose Energien stachen auf mich ein wie ein merkwürdig durchdringender Regen… Ich war drinnen, hinter dem Schleier. Ich stellte Kathie auf die Füße und zog mich zurück, so behutsam ich konnte. Trotzdem brach sie kraftlos auf dem Boden zusammen. Callina kniete neben ihr nieder und rieb ihr die Hände. Da öffnete Kathie die Augen wieder.
Vor uns lagen Türen und lange Gänge, verschwommen, als sei die rhu fead mit den gleichen Gaswolken gefüllt wie der See. Ich rechnete beinahe damit, die seltsamen Fischvögel herumschwimmen zu sehen. Hier und da waren Nischen mit so fremdartigen Dingen gefüllt, dass ich nicht zu erraten vermochte, was sie vorstellten. Hinter einem in allen Farben glitzernden Schleier sah ich eine Bahre, auf der eine Frau … oder ein Wachsbild … oder ein Leichnam lag, ich konnte es nicht erkennen, nur das lange, blassrötliche Haar. Mir kam der Körper der Frau zu wirklich für jede Unwirklichkeit vor. Ihre Brüste schienen sich im Schlaf sanft zu heben und zu senken, doch der Regenbogenschimmer blieb ungestört. Sie hatte hier jahrtausendelang in unveränderlichem Tod oder Schlaf geruht. Hinter einem anderen Regenbogen lag ein Schwert auf einem großen alten Schild - aber Heft und Schild erstrahlten in Farben, und ich wusste, es war weder einfach eine Waffe noch das, was wir suchten. Regis hätte mit uns kommen sollen. Woran soll ich Aldones’ Schwert erkennen?
»Ich werde es erkennen«, sagte Callina ruhig. »Es ist hier.«
Der Durchgang bog in scharfem Winkel ab und öffnete

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