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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Sees gelegen, so dass von da an der Sand spiegelte und schimmerte … Ich sah mir den Sand an und erkannte, dass er aus einem glänzenden Stein entstanden war, Glimmer oder Granat, zermahlen von den Wellen eines großen Binnensees, lange bevor auf dem Planeten Leben entstand. Doch das Wunder blieb bestehen; an diesen schimmernden Ufern hatte Hastur gelegen, und hier hatten sich Camilla die Verdammte und die Gesegnete Cassilda, die Urmutter der Comyn, seiner angenommen …
    Die Schatten wurden länger; der Tag war weit fortgeschritten, und einer der Monde, der große violette Liriel, erhob sich gerade über den See, ein wenig über die volle Phase hinaus. Wir hatten noch vielleicht zwei Stunden bis Sonnenuntergang, und ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich gar keine Lust hatte, im Dunkeln nach Thendara zurückzukehren. Nun, das Fohlen würden wir reiten, wenn es groß genug für den Sattel war. Unsere Aufgabe erwartete uns innerhalb der rhu fead , der alten Kapelle, dem heiligen Ort der Comyn. Sie erhob sich vor uns, ein weißer, schwach leuchtender Steinhaufen. Einmal hatte hier ein Turm gestanden. Er war im Zeitalter des Chaos gefallen, in jener schlechten alten Zeit von einer Laran -Waffe, neben der die Sharra-Matrix ein Kinderspielzeug war, bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden. Wir hielten die Pferde nahe am See an, wo sich weiße Nebelschwaden am Ufer entlangzogen. Das magere, rötliche Gras verlor sich im Sand. Ich stieß einen Stein los; er sank, sich langsam überschlagend, durch die Wolkenoberfläche.
    »Das ist kein Wasser, nicht wahr?«, fragte Kathie erschrocken. »Was ist es?«
    Ich wusste es nicht. Hali war der nächste des halben Dutzends von Wolkenseen, deren Tiefen kein Wasser sind, sondern irgendein träges Gas … Es erhält sogar das Leben. Einmal bin ich ein Weilchen auf dem Grund dieses Sees spazieren gegangen und habe mir die seltsamen Geschöpfe angesehen, weder Fisch noch Vogel, die in dem Wolkenwasser schwimmen oder fliegen. Der Legende nach sollen diese Seen früher Wasser wie andere enthalten haben, doch im Zeitalter des Chaos habe irgendein Zauberer sie unter Anwendung des damaligen Laran mit ihrer eigentümlichen gasartigen Beschaffenheit und den Fisch-Vogel-Mutationen geschaffen … Das hielt ich für ebenso wahrscheinlich wie die Ballade, in der erzählt wird, wie Camillas Tränen ins Wasser gefallen seien und sie in Wolken verwandelt hätten, als Hastur zu seiner Gemahlin Cassilda erwählte.
    Jetzt war nicht die Zeit für Kindermärchen und Balladen!
    Kathie meinte verwirrt: »Aber ich … ich muss hier schon einmal gewesen sein …«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Du hast einige meiner Erinnerungen, das ist alles.«
    »Alles!« In ihrer Stimme klang Hysterie mit. Ich sagte: »Mach dir darüber keine Gedanken«, und klopfte ungeschickt ihr Handgelenk. »Komm hier entlang.«
    Zwillingspfeiler erhoben sich vor uns, dazwischen ein wie Eis glitzernder Rundbogen. Das war der Schleier, der wie der Schleier von Arilinn jeden fern hält, der nicht zu den Comyn gehört. Wenn Kathies Gene identisch mit denen Linnells waren, hätte sie im Stande sein müssen, diesen Schleier zu durchschreiten – aber das war nicht allein ein körperlicher Test, sondern auch ein geistiger; niemand ohne das Laran der Comyn … und Kathie war hergeholt worden, eben weil sie immun gegen die mentale Beschaffenheit der Comyn war.
    »Auch mit der Blockierung«, erklärte ich Kathie, »würde dein Gehirn ausgebrannt. Ich muss deinen Geist vollständig in der Gewalt des meinen halten.« Das schien ich aus einer seltsamen inneren Sicherheit heraus zu sprechen. Ich wusste genau, was ich zu tun hatte, und in einem kleinen Winkel meines Verstandes wunderte ich mich über mich selbst. Kathie wich vor der ersten Berührung meines Willens zurück, und ich warnte tonlos: »Ich muss es tun. Der Schleier ist eine Art von Kraftfeld, abgestimmt auf das Comyn-Gehirn; du würdest keine zwei Sekunden am Leben bleiben.«
    Ich bückte mich und hob sie hoch. »Mir macht das nichts, aber kämpfe nicht gegen mich an.«
    Ich stellte den Kontakt mit ihrem Geist her, überschwemmte ihn, bezwang den Widerstand – irgendwo im Hintergrund meiner Gedanken erinnerte ich mich, wie ich mich gefürchtet hatte, Marius das anzutun. Es war wie eine Vergewaltigung, und mir grauste davor. Aber ich sagte mir, dass Kathie ohne diese Überschattung ihr Leben verlieren würde …
    Das erste Gesetz eines Telepathen ist, dass man nicht in

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