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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einen unwilligen Geist eindringt …
    Aber sie hatte zugestimmt! Ohne länger zu zögern, überwand ich ihr letztes Widerstreben. Kathies Geist verschwand, war in meinen völlig eingehüllt und in ihm verborgen. Dann trat ich durch den zitternden Regenbogen …
    Eine Million kleiner Nadeln prickelte auf meiner Haut, namenlose Energien stachen auf mich ein wie ein merkwürdig durchdringender Regen … Ich war drinnen, hinter dem Schleier. Ich stellte Kathie auf die Füße und zog mich zurück, so behutsam ich konnte. Trotzdem brach sie kraftlos auf dem Boden zusammen. Callina kniete neben ihr nieder und rieb ihr die Hände. Da öffnete Kathie die Augen wieder.
    Vor uns lagen Türen und lange Gänge, verschwommen, als sei die rhu fead mit den gleichen Gaswolken gefüllt wie der See. Ich rechnete beinahe damit, die seltsamen Fischvögel herumschwimmen zu sehen. Hier und da waren Nischen mit so fremdartigen Dingen gefüllt, dass ich nicht zu erraten vermochte, was sie vorstellten. Hinter einem in allen Farben glitzernden Schleier sah ich eine Bahre, auf der eine Frau … oder ein Wachsbild … oder ein Leichnam lag, ich konnte es nicht erkennen, nur das lange, blassrötliche Haar. Mir kam der Körper der Frau zu wirklich für jede Unwirklichkeit vor. Ihre Brüste schienen sich im Schlaf sanft zu heben und zu senken, doch der Regenbogenschimmer blieb ungestört. Sie hatte hier jahrtausendelang in unveränderlichem Tod oder Schlaf geruht. Hinter einem anderen Regenbogen lag ein Schwert auf einem großen alten Schild – aber Heft und Schild erstrahlten in Farben, und ich wusste, es war weder einfach eine Waffe noch das, was wir suchten. Regis hätte mit uns kommen sollen. Woran soll ich Aldones’ Schwert erkennen?
    »Ich werde es erkennen«, sagte Callina ruhig. »Es ist hier.«
    Der Durchgang bog in scharfem Winkel ab und öffnete sich auf eine weiß überkuppelte Kapelle mit etwas wie einem Altar am hinteren Ende. Darüber hing – ein sehr altes Mosaik – ein Bild der Gesegneten Cassilda mit einer Sternenblume in der Hand. Eine Nische in einer der Wände war wieder mit einem zitternden Regenbogen verhüllt, aber als ich näher herantrat, spürte ich einen stechenden Schmerz. Also war dieser Platz für Comyn gesperrt … Jetzt würden wir sehen, ob Kathie diese gesicherten Gegenstände tatsächlich erreichen konnte. Callina streckte neugierig die Hände aus; sie zuckten von selbst zurück. Als habe sie meine Gedanken gehört – und vielleicht hatte sie das –, fragte Kathie: »Berührst du meinen Geist immer noch?«
    »Ein bisschen.«
    »Geh hinaus. Vollständig …«
    Das hatte Sinn und Verstand. Wenn das Kraftfeld darauf eingestellt war, die Comyn abzuweisen, musste die leiseste Berührung meiner Gedanken Kathie in Gefahr bringen. Ich zog mich völlig zurück, und sie ging schnell auf den Regenbogen zu und hindurch.
    Kathie verschwand in einem Strudel sich verdunkelnden Nebels. Dann schoss eine Flamme bis zur Decke hoch – ich wollte Kathie zurufen, sie brauche keine Angst zu haben, es sei nur ein Trick … eine Illusion. Aber nicht einmal meine Stimme würde durch das Kraftfeld dringen. Als undeutliche Silhouette bewegte Kathie sich durch das Feuer; vielleicht wusste sie gar nicht, dass es da war.
    Dann hallte ein Donnerschlag durch die Kapelle und erschütterte den Fußboden wie ein Erdbeben. Kathie kam aus dem Regenbogen. In der Hand hielt sie ein Schwert.
     
    Also war Aldones’ Schwert doch ein richtiges Schwert, lang und schimmernd und tödlich und so fein getempert, dass mein eigenes dagegen wie das Bleispielzeug eines Kindes aussah. Auf dem Heft funkelten durch eine dünne Schicht isolierender Seide blaue Edelsteine.
    Es war Sharras Schwert so ähnlich, dass mich ein Schauder überlief. Aber das Sharra-Schwert schien jetzt ein minderwertiges Stück Schmiedekunst zu sein, eine nichts sagende Kopie des herrlichen Dings, das ich betrachtete. Es steckte in einer Scheide von feinem, gefärbtem Leder, über das sich mit dünnem Kupferdraht gestickte Worte hinzogen.
    »Was heißt das?«, fragte Kathie, und ich beugte mich vor, um die Schrift zu lesen. Doch es war ein so alter Dialekt der Casta, dass auch ich ihn nicht verstand. Callina warf einen Blick darauf und übersetzte:
    Dieses Schwert soll nur gezogen werden, wenn für die Kinder Hasturs alles andere zu Ende ist, und dann wird das, was entfesselt war, gebunden werden .
    Ja, auf die eine oder andere Art war die Welt, die wir gekannt hatten, zu Ende, und

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