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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Andenken an seinen Verrat behalten.«
    »Ich glaube, du siehst die Sache falsch, Geremy«, ergriff Lerrys das Wort. »Lew ist nicht schlecht; ich war zusammen mit ihm in der Garde. Wie ich hörte, hat er sein Äußerstes getan, um die Feuer-Erscheinung zu bändigen, als sie außer Kontrolle geriet. Sein Mädchen starb dabei. Er soll übrigens mit ihr verheiratet gewesen sein. Eine der Überwacherinnen in Arilinn erzählte mir, wie viel Mühe sie sich gegeben haben, um sie zu retten. Aber sie war schon zu weit hinüber, und Lews Hand …« Er zuckte die Schultern. »Man sagt, er habe Glück gehabt, so billig davongekommen zu sein. Zandrus Höllen, was muss er durchgemacht haben! Er war einer der stärksten Telepathen, die sie je in Arilinn hatten, aber ich kenne ihn am besten aus der Zeit in der Garde. Ein ruhiger Bursche, ziemlich zurückhaltend, recht nett, wenn man ihm mit der Zeit näher kam. Aber es war schwer, ihm näher zu kommen. Er hatte eine Menge Schwierigkeiten zu überwinden, weil manche Leute dachten, ihm stehe das Recht, in der Garde zu dienen, nicht zu, und ich glaube, das hat ihn wunderlich gemacht. Ich mochte ihn – besser gesagt, ich hätte ihn gemocht, wenn er es zugelassen hätte. Er war höllisch empfindlich, und wenn man halbwegs höflich zu ihm war, hielt er das für Herablassung und wehrte sich.« Lerrys lachte tonlos.
    »Um Frauen schlug er einen solchen Bogen, dass ich irrtümlich annahm, er sei – sagen wir – einer, der meine eigenen Neigungen teile, und so machte ich ihm einen gewissen Vorschlag. Oh, gesagt hat er nicht viel, aber ich habe ihm die Frage nicht noch einmal gestellt!« Lerrys kicherte. »Trotzdem, ich wette, auch für dich hat er kein nettes Wort gehabt, nicht wahr, kleine Schwester? Das ist eine ganz neue Erfahrung für dich, ein Mann, der nicht innerhalb von wenigen Minuten zu deinen Füßen liegt!« Neckend fasste er ihr unter das Kinn.
    Dio erklärte verdrießlich: »Ich mag ihn nicht; er ist ungehobelt. Hoffentlich hält er sich von mir fern.«
    »Meiner Meinung nach könntest du schlechter abschneiden«, überlegte Geremy. »Er ist schließlich Erbe von Alton, und Kennard ist nicht mehr jung; er hat spät geheiratet. Er mag nicht mehr lange auf dieser Welt weilen. Edric würde es gefallen, dich als Lady von Alton zu sehen, Schwester.«
    »Nein.« Schützend legte Lerrys einen Arm um Dio. »Unsere Schwester hat etwas Besseres verdient. Der Rat wird Lew nach dieser Sache mit Sharra nie mehr akzeptieren. Kennards zweiter Sohn ist überhaupt nie anerkannt worden, trotz allem, was Ken getan hat, und Marius ist doppelt so viel wert wie Lew. Ist Kennard einmal nicht mehr, wird sich der Rat anderswo nach einem Oberhaupt der Alton-Domäne umsehen – Bewerber gibt es genug! Nein, Dio …« – sanft drehte er ihr Gesicht zu sich herum – »… ich weiß, hier gibt es nicht viele junge Männer deiner eigenen Art, und Lew ist Darkovaner und, wie ich annehme, sieht er in den Augen einer Frau auch gut aus. Aber halte dich von ihm fern. Sei höflich, mehr jedoch nicht. Ich mag ihn auf gewisse Weise, aber er bedeutet Schwierigkeiten.«
    »Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, versicherte Dio. »Ich kann den Mann nicht ausstehen.«
    Doch in ihrem Inneren, da, wo es wehtat, fühlte sie ein schmerzhaftes Verwundern. Sie dachte an das unbekannte Mädchen, das Lew geheiratet hatte und das gestorben war, um sie alle vor der Bedrohung durch die Feuergöttin zu retten. Also war es Lew gewesen, der den Brand erst heraufbeschworen und dann Tod und Verstümmelung riskiert hatte, um ihn zu ersticken? Wieder erschauerte sie vor Furcht. Welche Erinnerungen mochte er haben, mit welchen Alpträumen musste er bei Nacht und bei Tag leben? Vielleicht war es kein Wunder, dass er sich mit finsterem Gesicht abseits hielt und weder für einen Mann noch für eine Frau ein freundliches Wort oder ein Lächeln hatte.
     
    Rund um das Null-Schwerkraft-Feld hingen kleine Kristalltische in der Luft, und die Sitze schwebten scheinbar an juwelenbesetzten Sternenketten. In Wirklichkeit waren sie alle von Energienetzen umgeben. Selbst wenn ein Gast von seinem Stuhl kippte (und wo Wein und stärkere Getränke so reichlich flossen, geschah das zuweilen), konnte er nicht fallen. Aber die Illusion war atemberaubend und zauberte sogar auf Lew Altons verschlossenes Gesicht einen flüchtigen Ausdruck von Staunen und Interesse.
    Kennard war ein großzügiger und gewandter Gastgeber. Er hatte Plätze dicht am

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