Sheanthee (German Edition)

großen Kopf.
    Langsam öffnete es die Augen. Es fokusierte einen Blick und starrte Caya, die es gebannt beobachtete an. Dann legte es den Kopf schief.
    „ Hallo, kleiner Shea Vogel,- willkommen zu Hause!“
    Das schien ein genetisch verankertes Kommando für das Küken zu sein. Es sperrte seinen Schnabel auf und ließ ein markerschütterndes Krächzen ertönen.
    Caya fuhr zusammen.
    „ Mein Gott! Du bist kaum größer als eine Kastanie,- wie kannst du nur solch einen Krach machen?“
    „ Das hieß Hallo, Mami! Fütter mich! “
    Krähte Broc gutgelaunt.
    „ Gott, wie süß!“ flötete DeeDee, als sie sich über den Brutkasten beugte.
    „ Mit was füttern wir ihn denn?“
    „ Nimm ihn erstmal raus und mach ihm ein Nest, damit er es kuschelig hat. Eine alte Socke von dir machts,“ sagte Broc.
    „ Ich besorg in der Zwischenzeit ein paar Würmer“, damit verschwand er durch das Giebelfenster und überließ Drusilla die Sicherheitshoheit.
    Drusilla betrachtete das Kleine, dass wieder laut brüllte.
    „ Also, Aussehen tuts als ob Broc sein Papa wär.“
    Caya und Dee kicherten.
    „ Stimmt! Vor allem die Frisur ist identisch.“
    „ Die drei Fussel auf dem Kopf sehen zum Schreien witzig aus!“
    „ Ich glaub, so nenn ich ihn.“
    „ Wie?“
    „ Fussel , das passt zu ihm.“
    Caya nahm in vorsichtig in die hohle Hand und setzte ihn in eine zusammengerollte Socke, die sie mit ein paar Wattepads ausgepolstert hatte.
    Er schien zufrieden mit dem neuen Wohngemach zu sein.
    Lautstark plärrte er vor sich hin.
    „ Hoffentlich kommt Broc bald mit Würmern, bevor uns der Kopf platzt mit dem Schreihals hier“.
    „ Bin schon da!“ Broc ließ sich auf den Boden plumpsen und drückte Caya eine Hand voll, sich windender Würmer in die Hand“.
    „ Ugh!“ meinte diese und hätte sie gerne von sich geschüttelt, aber sie nahm sich zusammen.
    „ Das sind Mehrwürmer,- hab sie von Professor Fitzpatrick bekommen.“
    Caya hielt ihm einen Wurm hin und das Kleine schnappte gierig danach.
    „ Ja, so ists gut Fussel, schön happi,happi machen!
    „ Fussel ? Fussel ??- was ist das denn für ein Name?“
    „ Wegen der Frisur,“ sagte Caya.
    „ Aber, Bürste wär auch eine Option gewesen“.
     
    Broc schüttelte den Kopf über das allgemeine Gelächter.
     
     
                                               
                                   Irrungen und Wirrungen
     
     
    Die Aufzucht von Fussel erwies sich als reichlich anstrengend und zeitintensiv.
    Er musste ständig gefüttert werden, sonst brüllte er wie ein Berserker. Da Caya ihn ,mitsamt seiner Socke , überall hin mit nahm,- auch in den Unterricht-, schob sie ihm alle fünf Minuten einen Wurm in den Schnabel, um ihn bei Laune zu halten.
    Broc sorgte für den Würmer Nachschub und die Lehrer zeigten alle Verständnis, schon weil Shea Vögel äußerst selten waren und alle an seinem Wohlergehen Anteil nahmen.
    Einen kleinen Zwischenfall gab es beim Glamourunterricht. Moiras Äskulap Schlange hatte sich unbemerkt an Fussels Socke, die vor Caya auf ihrem Pult stand, herangeschoben und fixierte gierig den kleinen Vogel. Er ließ ein Mordgeschrei vom Stapel und Caya fegte sie mit ihrem Schreibheft vom Tisch.
     
    Sie fuhr herum, außer sich vor Zorn und ging auf Moira los.
    Nur das beherzte Eingreifen von Professor Mallory bewahrte sie vor einem blauen Auge oder einer blutigen Lippe.
     
    Moira war kreidebleich und zuckte erschrocken zurück.
    „ Tut mir leid, Caya! Ich hab nicht gesehen, dass Sheila sich selbsständig gemacht hat, ehrlich!“ Sie sammelte die Schlange ein und steckte sie in ihre Tasche.
    Caya drehte sich wieder um und stopfte Fussel hastig einen Wurm in den Schnabel, um ihn zu beruhigen.
     
    Der kleine Shea Vogel war die allgemeine Attraktion auf der Insel. Jeder wollte ihn sehen. Besonders Seamus schien einen Narren an ihm gefressen zu haben. Bei jeder Gelegenheit suchte er Cayas Gesellschaft und beschäftigte sich mit Fussel.
    „ Mein Gott! Man könnte meinen, er habe noch nie einen Jungvogel gesehen!
    Bald campiert er vor eurer Hüttentür, wenn das so weitergeht“, brummte Eonan mürrisch.
    „ Eifersüchtig? Ein Shea Vogel ist nun mal selten und Seamus liebt Tiere“, meinte Caya belustigt und gleichzeitig geschmeichelt.
    „ Ist mir noch nicht aufgefallen. Seinen Zwerggreiff überschüttet er nicht gerade mit Zuneigung.“
    „ Komm, lass uns ein bisschen spazierengehen und