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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
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mir gefiel’s. Und ich lackierte mir die Nägel und kaufte falsche Wimpern, die ich mir anklebte, die aber nicht hielten. Und was noch?
    Was unternimmt man als Erstes, nachdem man dreizehn Pfund verloren hat? Man tätigt seine Samstagseinkäufe. Ein New Yorker Ritual. New Yorkerinnen wissen genau, wo sie einkaufen und was sie einkaufen. Zumindest Linda wusste das, und sie wies mir den Weg.
    Bei Ohrbach’s gab’s Taschen und pelzgefütterte Handschuhe, auf dem zweiten Stock auch Stiefel, wenn einem die bei Lord & Taylor zu teuer waren, aber auch teuer aussahen. Billig und gut geht selten Hand in Hand. Ohrbach’s war für Strümpfe, Sak’s für Gürtel und Accessoires. Und Sak’s für Schnäppchen. Und Sak’s für Faltencremes. Ja, ich gehörte inzwischen zu der Zielgruppe für Feuchtigkeitscremes. Altman’s kam eigentlich nicht in Frage, und wenn, dann nur für Maßgeschneidertes. Die Straße etwas weiter hoch kommen Bonwit’s und gleich anschließend Bloomingdale’s. Gott segne Bloomingdale’s, wo man alles findet, was man sonst nicht findet. Vom Schnäppchenkeller bis zu den Boutiquen haben wir alles durchstöbert – jedes einzelne Regal. Unterwegs verschlang ich fünf Butterbretzeln. Und legte wieder zwei Pfund zu.
    Linda wurde stets fündig … und immer waren es tolle Schnäppchen. Ich hingegen musste für die einfachsten Sachen wie schwarze Slacks stundenlang wühlen. Linda kaufte Accessoires, die sie schick fand, ich kaufte welche, die ich brauchte – in praktischen Farben. Und einen Hut, der schnee- und wasserfest war, einen Pullover, der zwar nicht umwerfend, aber waschbar war.
    Wir schleppten unsere Tüten nach Hause, wir gingen zu Fuß, und ich dachte:
    »Mein Gott, ich hätte nicht so viel ausgeben dürfen … Aber was soll’s, ich lass abbuchen. Die Rechnungen seh ich dann erst in einem Monat … Ja, schon, aber ich sollte das nicht tun … Es ist Augenwischerei … die Rechnungen kommen, und was dann? … Ich stottere sie ab … Nein, geht nicht … Das bedeutet Schulden … Ich will mich nicht verschulden, nie … Vielleicht sollte ich meine Kreditkarten sperren lassen und nur bar bezahlen … Warum zerbrech ich mir eigentlich den Kopf? Linda zerbricht sich auch nicht den Kopf, wenn sie sich eine Gucci Aktentasche für zwanzig Dollar kauft … Wieso rege ich mich wegen ein paar Rechnungen auf? Schließlich hab ich einen Job … Aber angenommen, ich verlier ihn und kann mir die Wohnung nicht mehr leisten und verhungere … Diese Slacks sehen wirklich sehr gut aus … Vielleicht sollte ich am Donnerstagabend zu Bloomingdale’s gehen und nach einem passenden Oberteil schauen … Ich lass abbuchen.«
    Ich konnte mein Gewicht nicht halten. Nach zwei Wochen passte von all dem, was ich mir gekauft hatte, nur noch der Hut. Warum kann man Menschen auf den Mond schießen, aber nicht von ihrem Speck befreien?
    Im April, sechs Wochen vor der Hochzeit, zog Linda aus, um sich mit einem fünfzigjährigen französischen Pelletier zusammenzutun (wie im Film), und Joshua zog ein. Nachdem er diesen Typen »geheiratet« hatte, war Joshua über ein Jahr lang verschwunden. Eines Nachts tauchte er dann wieder auf, anscheinend hat er gerochen, dass in unserer Wohnung ein Plätzchen frei war. Ich empfing ihn mitoffenen Armen und kaufte statt ein paar Hähnchenteilen gleich ganze Hähnchen.
    Armer Joshua. Er landete auf dem Klappsofa, kurz bevor ich alle Hoffnung fahren ließ. Er sah in mir eine nette Schwester, eine Freundin, eine Tante, eine Mutter. Rührend. Ich sah in ihm eine Art Strohmann.
    Es ist schon merkwürdig, dass ich Joshua Norman vorzog. Auf einer Skala von eins bis zehn hätte ich beiden viereinhalb Punkte gegeben. Norman war langweilig im Bett. Joshua schlief nicht mit mir, auch wenn wir uns einen Raum teilten. Norman hatte eine langweilige, schlecht bezahlte Arbeit. Wenn ich ihn heiratete, könnte ich meine Kinder nicht bei Sak’s einkleiden. Joshua ging überhaupt keiner Arbeit nach. Er hatte aber immer zwei Dollar in der Tasche, die er weiß der Himmel wo auftrieb. Aber auch wenn er keinen Job hatte, würde er vielleicht eines Tages ein Star sein, und ich könnte dann in die Vollen gehen. Norman war nicht attraktiv. Joshua sah einfach toll aus, aber er verbrachte auch Stunden vor dem Spiegel, um sich das zu bestätigen.
    Norman mied Leute. Joshua nahm sie aus. Joshua stellte keine Fragen. Norman stellte die falschen Fragen. Norman lachte über obszöne Witze. Joshua lachte

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