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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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sagte White Mason. »Das dort rechts neben der Zugbrücke. Es ist offen, genau so, wie ich es letzte Nacht vorgefunden habe.«
    »Es sieht für einen Mann zum Hindurchklettern ziemlich schmal aus.«
    »Nun, ein fetter Mann war's gewiß nicht. Um das festzustellen, brauchen wir Ihre Gedankenarbeit nicht, Mr. Holmes. Sie und ich kämen da gerade noch hindurch.«
    Holmes trat an den Rand des Burggrabens und schaute hinüber. Dann untersuchte er die Steinkante und den Grasstreifen.»Ich habe mir alles genau angesehen, Mr. Holmes«, sagte White Mason. »Da ist nichts, kein Zeichen, daß da jemand aus dem Graben gekommen ist. Aber warum sollte er auch ein Zeichen
    hinterlassen?«
    »Sehr richtig, warum sollte er? Ist das Wasser immer so trüb?«
    »Es hat meistens diese Farbe. Der Bach bringt Lehm mit.«
    »Wie tief ist es?«
    »Einen halben Meter auf beiden Seiten und noch nicht einen in der Mitte.«
    »Dann können wir wohl ausschließen, daß der Mann beim Versuch hinüberzugelangen ertrunken ist.«
    »Unmöglich. Ein Kind würde hier nicht ertrinken.«
    Wir gingen über die Zugbrücke und wurden von einem alten knorrigen Mann begrüßt, dem Butler Ames.
    Der arme alte Mann war ganz weiß im Gesicht und zitterte noch vom Schock. Der Dorfpolizist, ein
    großer, steifer, melancholischer Mann, hielt noch immer Wache in dem Zimmer des Schreckens. Der
    Doktor war gegangen.
    »Etwas Neues, Sergeant Wilson?« fragte White Mason.
    »Nein, Sir.«
    »Dann können Sie jetzt nach Hause gehen. Sie haben genug getan. Wir können Sie ja holen lassen, wenn wir Sie hier brauchen sollten. Der Butler wartet besser draußen. Sagen Sie ihm noch, er möchte Cecil Barker, Mrs. Douglas und der Haushälterin Bescheid sagen, daß wir sie gleich brauchen werden. Meine Herren, nun darf ich Ihnen wohl meine Ansicht der Vorgänge vortragen, und Sie werden sich dann Ihre eigene Meinung bilden können.«
    Er beeindruckte mich schon, dieser Kriminalist aus der Provinz. Er hatte eine solide Art, die Fakten in den Griff zu bekommen, und dazu einen kühlen, klaren, praktischen Verstand, der ihn in seiner Karriere gewiß noch weit bringen würde. Holmes hörte ihm aufmerksam zu, ohne eine Spur von Ungeduld, die
    offizielle Vertreter der Kriminalpolizei nur zu oft in ihm hervorriefen.
    »Ist es Selbstmord oder ist es Mord - das ist unsere erste Frage, nicht wahr, meine Herren? Wenn es Selbstmord war, dann
    müssen wir annehmen, daß der Mann zunächst seinen Ehering abnahm und ihn versteckte. Dann kam er
    in seinem Morgenmantel herunter, trampelte Schmutz in eine Ecke hinter dem Vorhang, um
    vorzutäuschen, daß dort jemand auf ihn gewartet hat, öffnete das Fenster und schmierte Blut auf das...«
    »Das können wir sicherlich vergessen«, sagte MacDonald.
    »Das denke ich auch. Selbstmord kommt nicht in Frage. Also ist ein Mord geschehen. Was wir feststellen müssen ist dann, ob die Tat von jemand im Haus verübt wurde, oder ob der Mörder außerhalb des Hauses zu suchen ist.«
    »Nun, lassen Sie uns Ihre Argumente hören.«
    »In beiden Fällen gibt es beträchtliche Schwierigkeiten, aber eines von beiden muß es gewesen sein. Wir wollen zunächst einmal annehmen, daß eine oder mehrere Personen aus dem Hause diese Tat begingen.
    Sie haben den Mensch hierher gelockt, als alles still war, jedoch noch keiner schlief. Dann vollbrachten sie die Tat mit der seltsamsten und lautesten Waffe, die es gibt, so daß jeder im Haus hören mußte, was geschah. Eine Waffe übrigens, die niemals vorher im Haus gesehen worden ist. Dies sieht nicht nach einem vielversprechenden Anfang aus, nicht wahr?«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Dann stimmen alle darin überein, daß spätestens eine Minute nach dem Alarm der gesamte Haushalt —
    nicht nur Mr. Cecil Barker allein, obgleich er vorgibt, der erste gewesen zu sein, sondern auch Ames und alle anderen — zur Stelle waren. Wollen Sie mir sagen, daß in dieser kurzen Zeit die schuldige Person es schaffte, in der Ecke Fußabdrücke zu produzieren, das Fenster zu öffnen, Blut auf das Fensterbrett zu schmieren und den Ehering vom Finger des Toten zu ziehen und so weiter? Es ist unmöglich!«
    »Sie haben das sehr klar dargelegt«, sagte Holmes. »Ich neige zu Ihrer Auffassung.«
    »Gut. Dann müssen wir zu der Theorie zurückkehren, daß es jemand gewesen sein muß, der von draußen kam. Wir stehen noch immer vor großen Schwierigkeiten, aber sie sind keine Unmöglichkeiten mehr. Der Mann gelangte zwischen vier Uhrdreißig und

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