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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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habe ich es gesehen. Ich habe mich oft gefragt, was es zu bedeuten hat.«
    »Dann hat es nichts mit dem Verbrechen zu tun«, sagte Sergeant Wilson. »Aber eine seltsame Sache ist es schon. Alles in diesem Fall ist seltsam. Ja, was ist nun los?«
    Der Butler hatte einen Ausruf des Erstaunens von sich gegeben, dann wies er auf die ausgestreckte Hand des Toten.
    »Man hat seinen Ehering gestohlen!« rief er.
    »Was?«
    »Ja, bestimmt. Der Chef trug immer seinen goldenen Ehering am kleinen Finger der linken Hand. Der Ring mit dem unbearbeiteten Goldkorn war darüber und der verschlungene Schlangenring am dritten
    Finger, aber der Ehering ist weg.«
    »Er hat recht«, sagte Barker.
    »Wollen Sie mir erzählen«, fragte der Sergeant, »daß der Ehering unter dem anderen saß?«
    »So hat er ihn immer getragen.«
    »Dann hat der Mörder, oder wer es sonst war, zuerst diesen Ring mit dem Goldkorn abgezogen, dann den Ehering und hinterher den Ring mit dem Goldkorn wieder angesteckt.« Der gute Landpolizist schüttelte den Kopf. »Mir scheint, je schneller wir die Leute aus London herkriegen, desto besser«, sagte er. »White Mason ist ein tüchtiger Mann. Kein Fall hier am Ort war je zuviel für White Mason. Es wird nicht lange dauern, bis er hier ist, um uns zu helfen. Aber ich glaube, wir müssen trotzdem nach London um Hilfe ausschauen, wenn wir dies hier klarkriegen wollen. Jedenfalls schäme ich mich nicht zuzugeben, daß dies hier für unsereinen ein zu dicker Brocken ist.«
    4. KAPITEL

Dunkelheit
    Auf die dringende Bitte von Sergeant Wilson traf um drei Uhr in der Frühe in einem Dog-Cart hinter einem schweißbedeckten Pferd der Chef der Kriminalpolizei von Sussex ein. Dem Fünfuhrvierzig-Zug
    hatte er seine Nachricht an Scotland Yard mitgegeben, und um zwölf Uhr stand er am Bahnhof von
    Birlstone, um Holmes und mich zu begrüßen. White Mason war ein ruhiger, gemütlich aussehender Mann in einem groben Tweedanzug, mit glattrasiertem, rötlichen Gesicht, einem recht beleibten Körper und kräftigen O-Beinen, die in Gamaschen steckten. Er sah aus wie ein Bauer oder ein pensionierter
    Wildhüter. Alles mögliche konnte man in ihm vermuten, nur nicht einen sehr tüchtigen Vertreter der Kriminalpolizei dieser Provinz.
    »Das ist mal ein dicker Hund, Mr. MacDonald!« wiederholte er immer wieder. »Die Zeitungsleute werden hier herumschwärmen wie die Fliegen, wenn sie erst Wind davon bekommen. Ich hoffe nur, daß wir mit unserer Arbeit fertig sind, ehe sie ihre Nase hier hereinstecken und uns alle Spuren verwischen. Soweit ich mich erinnern kann, hat es so etwas noch nicht gegeben. Der Fall hat ein paar Aspekte, die Sie interessieren werden, Mr. Holmes, oder ich müßte mich sehr irren. Und auch Sie, Mr. Watson, werden auf Ihre Kosten kommen, denn die Mediziner werden ein Wort mitzureden haben, bevor wir den Fall
    abschließen. Ich habe Sie im Gasthof >Westville Arms< untergebracht. Es gibt nichts anderes hier am Ort, aber es soll sauber und ordentlich sein. Der Mann wird Ihr Gepäck hinbringen. Hier herum, meine Herren, wenn ich bitten darf.«
    Sehr umsichtig und freundlich um uns besorgt war dieser Sussex-Detektiv. In zehn Minuten hatten wir unser Quartier bezogen. Es waren noch nicht zehn weitere Minuten vergangen, da saßen wir unten in der Gaststube und erhielten einen raschen Überblick über die Ereignisse, die ich im vorangehenden Kapitel in großen Zügen dargestellt habe. MacDonald machte sich hin und wieder Notizen, während Holmes ganz
    hingerissen dasaß
    und lauschte, mit jenem Ausdruck überraschter und ehrfurchtsvoller Bewunderung, mit dem ein
    Botaniker eine seltene und kostbare Blüte betrachtet.
    »Erstaunlich!«, sagte er am Ende des Berichtes. »Höchst erstaunlich ! Ich kann mich kaum an einen Fall erinnern, in dem die Einzelheiten merkwürdiger gewesen wären.«
    »Das habe ich mir gedacht, daß Sie das sagen würden, Mr. Holmes«, sagte White Mason strahlend vor Vergnügen. »Wir haben keine Zeit verloren hier in Sussex. Ich habe Ihnen jetzt erzählt, wie die Dinge standen bis zu dem Zeitpunkt, wo ich Sergeant Wilson abgelöst habe, zwischen drei und vier Uhr heute morgen. Mein Wort, ich habe meiner alten Stute Dampf gemacht, aber wie sich dann herausstellte, hätte ich mich gar nicht so zu beeilen brauchen, denn da war nicht viel, was ich im Augenblick tun konnte.
    Sergeant Wilson hatte alle Fakten schon ermittelt. Ich habe sie überprüft und darüber nachgedacht und einiges von mir noch

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