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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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er
    herunterkam, begleiteten er und seine Leute McMurdo zur Polizeistation. Es war dunkel geworden, und ein eisiger Wind blies, so daß die Straßen beinahe verlassen waren, aber ein paar Bummler riefen, ermutigt durch die Dunkelheit, Verwünschungen hinter dem Gefangenen her.
    »Lyncht den verfluchten Scowrer\« riefen sie. »Lyncht ihn!« Sie lachten und höhnten, als er in die Polizeistation hineingestoßen wurde. Nach einer kurzen, formellen Untersuchung durch den
    diensthabenden Inspektor wurde er in die allgemeine Sammelzelle gebracht. Hier fand er Baldwin und drei andere Verbrecher der vergangenen Nacht vor, die alle an diesem Nachmittag verhaftet worden
    waren und ihr Verhör am nächsten Morgen erwarteten.
    Aber selbst in diese innere Burg des Gesetzes reichte der lange Arm der Freimaurer. Spät in der Nacht kam ein Wärter mit einem Bündel Stroh, auf dem sie schlafen sollten. Daraus hervor zog er zwei Flaschen Whisky, einige Gläser und ein Päckchen Spielkarten. Sie verbrachten eine vergnügliche Nacht, ohne einen ernsthaften Gedanken an das Verhör zu verschwenden, das ihnen bevorstand.
    Und sie hatten auch keinen Grund dazu, wie das Ergebnis zeigen sollte. Dem Haftrichter war es nicht möglich, sie auf Grund der Zeugenaussagen für ein Gerichtsverfahren festzuhalten. Einerseits mußten die Drucker und Setzer zugeben, daß das Licht schlecht war und sie selber sehr verstört gewesen waren, sodaß es schwierig für sie war, die Identität der Angreifer zu beschwören, obgleich sie glaubten, daß die Angeschuldigten darunter waren. Als der gerissene Verteidiger, der vermutlich von McGinty bezahlt worden war, sie ins Kreuzverhör nahm, wurden ihre Aussagen noch nebulöser.
    Der verletzte Mann hatte inzwischen ausgesagt, daß er so sehr von dem Angriff überrascht worden sei, daß er weiter nichts aussagen könne als die Tatsache, daß der erste Mann, der ihn geschlagen hatte, einen Schnurrbart trug. Er fügte hinzu, er wisse, daß es die Scowrer gewesen seien, denn niemand anders in der Stadt könne ihm derart feindlich gesinnt sein, und man habe ihm schon lange wegen seiner offenen
    Artikel gedroht. Andererseits war durch eine übereinstimmende, unerschütterliche Zeugenaussage von sechs Bürgern, darunter die des mit hohen Ämtern geehrten Councillors McGinty, klar bewiesen, daß die Männer beim Kartenspiel im Logenhaus zusammengesessen hatten, und zwar weit über die Zeit hinaus, in der der Überfall stattgefunden hatte.
    Kaum nötig zu erwähnen, daß sie beinahe noch mit einer Entschuldigung des Richters für das Ungemach, das sie erlitten hatten, aus der Anklagebank entlassen wurden, während Captain Marvin und die Polizei für ihren Übereifer eine Rüge bekamen.
    Der Urteilsspruch wurde mit großem Applaus vom Publikum begrüßt, unter dem McMurdo manch
    bekanntes Gesicht entdeckte. Die Brüder der Loge lächelten und winkten. Aber es gab auch andere, die mit zusammengepreßten Lippen dasaßen und finster vor sich hinbrüteten, als die Männer, einer nach dem anderen, die Anklagebank verließen. Einer von ihnen, ein kleiner dunkelbärtiger, resoluter Geselle, faßte seine und seiner Kameraden Gedanken in Worte, als die Exgefangenen an ihm vorbeikamen.
    »Ihr verdammten Mörder!« sagte er. »Wir kriegen euch noch!«
    5. KAPITEL

Die dunkle Stunde
    Wenn es noch eines Umstandes bedurft hätte, um Jack McMurdos Beliebtheit bei seinen Kameraden zu
    steigern, dann wäre das sein Arrest und seine Entlassung gewesen. Daß ein Mann noch am gleichen
    Abend, nachdem er der Loge beigetreten war, etwas getan hatte, was ihn vor den Richter brachte,
    bedeutete einen neuen Rekord in den Annalen dieser verbrecherischen Vereinigung. Er hatte schon den Ruf gehabt, ein fröhlicher Gesellschafter zu sein, ein vergnügter Zechbruder und bei allem ein Mann mit viel Temperament, der nicht einmal eine Beleidigung vom allgewaltigen Boß eingesteckt hätte. Aber außerdem gewannen seine Kameraden nun den Eindruck, daß es unter ihnen kein Gehirn gab, das so
    schnell dabei war, einen blutrünstigen Plan zu ersinnen, keine Hand, die tüchtiger gewesen wäre, diesen auch auszuführen. »Er ist der Junge, der die sauberste Arbeit liefern wird«, sagten die Älteren einer zum anderen und sahen der Zeit entgegen, wo sie ihn für eine Arbeit einsetzen konnten.
    McGinty hatte schon genug willige Werkzeuge, aber er erkannte, daß dies ein überaus tüchtiges war. Er kam sich vor wie ein Mann, der einen wilden Bluthund mühsam an der

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