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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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schafft er dir einen besseren herbei, glaube mir. Nun ist dein Herz wieder leichter, nicht wahr?«
    »Wie kann es jemals leicht sein, Jack, wenn ich doch weiß, daß du ein Verbrecher unter Verbrechern bist.
    Muß ich nicht immer Angst davor haben, daß man mir eines Tages sagt, daß du wegen Mordes vor
    Gericht stehst? >Mr. McMurdo, der Scowrer<, hat dich gestern einer unserer Gäste genannt. Es ging mir durchs Herz wie ein Messer!«
    »Harte Worte brechen keine Knochen.«
    »Aber sie waren wahr.«
    »Na gut, mein Liebling. Es ist nicht so schlimm, wie du es dir ausmalst. Wir wollen nur zu unserem Recht kommen.«Ettie schlang die Arme um den Hals ihres Liebsten.
    »Gib es auf, Jack! Um meinetwillen, um Gottes willen, gib es auf! Ich wollte dich darum bitten, deswegen bin ich hergekommen. O Jack, sieh her, ich bitte dich auf Knien. Ich knie vor dir und flehe dich an, gib es auf!«
    Er hob sie auf, ihren Kopf gegen seine Brust gelehnt, und streichelte sie beruhigend.
    »Mein Schatz, ganz sicherlich weißt du nicht, worum du bittest. Wie könnte ich es aufgeben, wenn es doch bedeutete, daß ich meinen Schwur bräche und meine Kameraden im Stich ließe. Wenn du wüßtest, wie die Dinge wirklich stehen, würdest du mich niemals darum bitten. Du glaubst doch nicht etwa, daß die Loge einen Mann freigibt, der all ihre Geheimnisse kennt?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht, Jack. Ich habe einen Plan. Vater hat etwas Geld gespart. Er ist diese Stadt leid, wo die Angst vor diesen Leuten ständig unser Leben verdunkelt. Er ist bereit fortzugehen. Wir könnten zusammen nach Philadelphia oder New York fliehen, wo wir vor ihnen sicher wären.«
    McMurdo lachte. »Die Loge hat einen langen Arm. Glaubst du, sie könnte uns nicht auch in Philadelphia oder New York erreichen?«
    »Gut, dann eben weiter, in den Westen, oder nach England, oder nach Deutschland, woher Vater kommt
    — irgendwohin, bloß heraus aus dem Tal der Furcht!«
    McMurdo dachte an den alten Bruder Morris. »Das ist jetzt das zweite Mal, daß ich jemanden dieses Tal so nennen höre«, sagte er. »Seine Schatten scheinen einige von euch wirklich schwer zu drücken.«
    »Sie verdunkeln jeden Augenblick unseres Lebens. Glaubst du etwa, daß Ted Baldwin uns je vergeben hat? Wenn er nicht Angst vor dir hätte, was meinst du, was mit uns geschehen würde? Wenn du bloß mal den Ausdruck in seinen dunklen, hungrigen Augen sehen könntest, wenn er mich ansieht.«
    »Bei Gott, ich würde ihm besseres Benehmen beibringen, wenn ich ihn dabei erwischte. Aber sieh einmal her, mein kleines Mädchen. Ich kann nicht weg von hier. Begreif das bitte ein für allemal. Aber wenn du mir Zeit läßt, meine eigenen Wege zu finden, will ich nach einem Ausweg suchen, um ehrenhaft aus
    allem herauszukommen.«
    »Da, wo du drinsteckst, gibt es keine Ehre.«
    »Na ja, das kommt ganz auf den Standpunkt des Betrachters an. Aber wenn du mir sechs Monate
    zubilligst, dann will ich es wohl bewerkstelligen, daß ich den Ort verlassen kann, ohne mich schämen zu müssen, anderen ins Gesicht zu sehen.«
    Das Mädchen lachte vor Freude. »Sechs Monate!« rief sie. »Ist das ein Versprechen?«
    »Nun ja, es können auch sieben oder acht werden. Aber spätestens in einem Jahr lassen wir das Tal hinter uns.«
    Das war alles, was Ettie erreichen konnte, aber es war schon etwas. Es gab nun ein Licht in der Ferne, das die Düsternis der unmittelbaren Zukunft erhellte. Sie kehrte mit leichterem Herzen nach Hause zurück.
    Ihr war froher zumute denn je, seit Jack McMurdo in ihr Leben getreten war.
    McMurdo hatte gedacht, daß er als Mitglied der Loge von allen Vorgängen erfahren würde, fand aber bald heraus, daß die Organisation weiter verzweigt und komplizierter war als eine gewöhnliche Loge.
    Sogar Boß McGinty wußte viele Dinge nicht, denn es gab da einen Vorgesetzten, den man >County-
    Delegierten< nannte und der in Hobson's Patch wohnte, einer Stadt etwas weiter unten an der
    Eisenbahnlinie. Er hatte Macht über mehrere Logen, die er auf eine plötzliche und willkürliche Art ausübte. McMurdo hatte ihn nur einmal gesehen: ein Mann, der wie eine verschlagene, kleine,
    grauhaarige Ratte wirkte, mit schleichendem Schritt und einem Seitenblick voller Bösartigkeit. Evans Pott war sein Name, und selbst der große Boß von Vermissa war ihm gegenüber voller Abneigung und
    einer Angst, wie sie der riesige Danton gegenüber dem schmächtigen, aber gefährlichen Robespierre gefühlt haben muß.
    Eines

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