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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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und Beschäftigung in der Religion gefunden. Dr. Schlessingers erstaunliche Persönlichkeit, seine völlige Hingabe an seinen Beruf, die Tatsache, daß er sich von einer Krankheit erholte, die er sich in der Aus übung seiner apostolischen Pflichten zuge-zogen hatte, machten tiefen Eindruck auf sie. Sie half Frau Schlessinger, den kranken Heiligen zu pflegen. Wie mir der Manager erzählte, verbrachte er seine Tage damit, auf einem bequemen Sessel auf der Veranda zu liegen, an jeder Seite eine Dame, die sich um ihn kümmerte. Er arbeitete an einer Karte des Heiligen Landes unter besonderer Berücksichtigung des Reiches der Midianiter, über das er eine Monographie zu schreiben gedachte. Schließlich war seine Gesundheit so weit wieder hergestellt, daß er zusammen mit seiner Frau nach London reisen konnte. Lady Carfax war in ihrer Gesellschaft ebenfalls aufgebrochen. Dies sei gerade drei Wochen her, und seither habe der Manager auch nichts mehr gehört. Was die Zofe Marie anbelangte, so war sie ein paar Tage vorher gega ngen. Sie sei in Tränen aufgelöst gewesen und hätte den anderen Mädchen verkündigt, daß sie den Dienst der Dame für immer verlassen würde. Dr. Schlessinger hatte für die ganze Gesellschaft die Rechnung bezahlt, bevor sie alle zusammen abreisten.
    »Übrigens«, sagte der Manager abschließend, »Sie sind nicht der einzige Freund der Dame, der sich nach ihr erkundigt. Vor etwa drei Wochen kam ein Mann hierher und stellte die gle ichen Fragen.«
    »Hat er seinen Namen hinterlassen?«
    »Nein, aber er war Engländer, wenn auch ein etwas ungewöhnlicher Typ. «
    »Ein - Wilder?« fragte ich und versuchte, die Fakten zu verknüpfen, wie mein berühmter Freund es tat.
    »Richtig, das beschreibt ihn gut. Ein riesiger, bärtiger Mann, sonnenverbrannt, und sieht aus, als ob er eher auf einem Bauernhof zu Hause sei als in einem vornehmen Hotel. Ein harter Mann, ein richtiger Feuerkopf, mit dem man sich lieber nicht anlegt, sonst tut es einem bestimmt leid. «
    Schon sah ich der Lösung des Rätsels entgegen. Je mehr der Nebel sich hob, desto klarer sah ich die Gestalten vor mir. Eine fromme, anständige Dame wird von einem bösen, aufdringli-chen Menschen von Stadt zu Stadt verfolgt. Sie hat Angst vor ihm, sonst wäre sie nicht aus Lausanne geflohen. Aber er folgte ihr trotzdem. Hatte er sie inzwischen eingeholt? Was steck-te hinter dem Geheimnis ihres vollständigen Schweigens? Konnten die guten Leute, mit denen sie reiste, sie nicht vor seiner Zudringlichkeit schützen? Oder erpreßte er sie? Was für ein schrecklicher Plan lag dieser Verfolgungsjagd zugrunde? Welches Ziel hatte er? Das war das Problem, das ich zu lösen hatte.
    Ich schrieb an Holmes und bewies ihm, daß ich sicher und zügig an die Wurzel des Übels gelangte. Als Antwort bekam ich ein Telegramm, in dem er um eine Beschreibung von Dr.
    Schlessingers linkem Ohr bat. Holmes hatte einen recht seltsamen Humor, und manchmal konnte er etwas beleidigend sein. Ich beachtete seinen schlecht angebrachten Witz gar nicht -
    ja, bevor seine Botschaft kam, war ich bereits in Montpellier auf der Suche nach dem Mädchen Marie.
    Ohne Schwierigkeiten fand ich die Wohnung der ehemaligen Zofe. Geduldig hörte ich mir ihre Geschichte an. Sie war ihrer Herrin treu ergeben und hatte den Dienst nur gekündigt, weil sie sie bei ihren neuen Freunden in guten Händen wußte. Ihre eigene Heirat hätte die Trennung ja auch ohnehin notwendig gemacht. Während ihres Aufenthalts in Baden-Baden hatte es leider Unstimmigkeiten gegeben, erzählte sie bekümmert. Die Lady sei ihr gegenüber oft sehr ungeduldig, reizbar und zornig gewesen, was sie sonst nicht von ihr gewohnt gewesen sei, ja, sie habe sie einmal sogar in einer Weise verhört, als habe sie Zweifel an der Ehrlichkeit ihrer Zofe. Diese Kränkung habe die Trennung leichter gemacht. Die fünfzig Pfund habe Lady Frances ihr als Hochzeitsgeschenk gegeben. Marie hegte wie ich ein tiefes Mißtrauen gegenüber dem Fremden, der die Dame aus Lausanne vertrieben hatte. Mit ihren eigenen Augen habe sie gesehen, wie er die Dame brutal am Handgelenk gepackt habe, als sie auf der öffentlichen Promenade am See spazierengegangen seien. Er sei ein unzivilisierter, wilder Mensch. Die Lady hatte zu Marie nie über ihn gesprochen, aber kleine Anzeichen ha tten die Zofe davon überzeugt, daß ihre Dame in einem Zustand ständiger nervöser Anspannung lebte und offensichtlich besorgt war. So weit war sie mit ihrer Geschichte

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