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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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er wohl vorgeben, ich hätte ihm etwas gestanden, was seinen blödsinnigen Verdacht stützen kann. Aber er hat sich alles ausgedacht. Sie können lügen, so viel Sie wollen, Holmes - Ihr Wort ist so gut wie meines.«
    »Gott im Himmel!« rief Holmes. »Ich habe ihn total vergessen. Mein lieber Watson, ich muß mich tausendmal entschuldigen. Zu denken, daß ich Sie übersehen habe! Ich brauche Ihnen Mr. Culverton Smith nicht mehr vorzustellen, denn Sie haben sich ja am frühen Abend getroffen. Haben Sie nicht eine Droschke unten? Ich werde Ihnen folgen, wenn ich angezogen bin, denn ich kann auf der Polizeistation sicher von einigem Nutzen sein. Ich habe es niemals nö-
    tiger gehabt«, sagte Holmes, als er sich mit einem Glas Weißwein und etwas Zwieback er-frischte, während er sich anzog. »Aber Sie wissen ja, daß meine Lebensgewohnheiten nicht sehr regelmäßig sind. So ist mir vermutlich das Fasten leichter gefallen als den meisten Menschen. Es war einfach notwendig, daß Mrs. Hudson den Eindruck einer wirklich schweren Krankheit bekam, denn sie sollte ja Sie herbeiholen und Sie wiederum ihn. Sie sind nicht mehr gekränkt, Watson? Mein Lieber, Sie haben so viele Talente, aber verstellen können Sie sich nicht. Wenn Sie mein Geheimnis geteilt hätten, hätten Sie es niemals geschafft, Smith zu überzeugen, daß seine Anwesenheit notwendig ist. Und das war der Hauptpunkt in dem ga nzen Spiel. Ich kannte seine bösartige Natur. Es war ganz klar, daß er kommen und sein Werk betrachten würde.«
    »Aber Ihr Aussehen, Holmes, Ihr gespenstisches Gesicht?«
    »Drei Tage Fasten bessert die Schönheit nicht sonderlich auf, und den Rest habe ich mit Schwamm und Wasser schon wieder beseitigt. Mit Vaseline auf der Stirn, Belladonna in den Augen, Rouge auf den Wange nknochen und einer Kruste von Bienenwachs um die Lippen kann man ganz zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Krank spielen ist eine Sache, über die ich vielleicht einmal eine Monographie schreiben werde. Gelegentliches Geschwafel über halbe Kronen oder Austern und andere merkwürdige Dinge produziert einen herrlichen Effekt von Delirium.«
    »Aber warum wollten Sie mich nicht an sich heranlassen, wenn Sie doch keinen Infekt ha tten?«
    »Können Sie das noch fragen, mein lieber Watson? Meinen Sie wirklich, ich hätte keinen Respekt vor Ihrem medizinischen Können? Sie hätten sofort gemerkt, daß Puls und Temperatur völlig normal waren. Auf zwei Meter Abstand konnte ich Sie täuschen. Wenn mir das nicht gelungen wäre, wie hätte ich dann Smith herkriegen sollen? Nein, Watson, das Kästchen erschien mir von Anfang an verdächtig, ich wollte es nicht berühren. Wenn Sie es aber von der Seite betrachten, können sie die scharfe Feder wahrnehmen, die wie der Zahn einer Schlange herausschnellt, wenn man das Kästchen öffnet. Ich möchte behaupten, daß der arme Savage, der zwischen dem Monster und seinem Erbe stand, auf diese Weise den Tod gefunden hat.
    Wie Sie wissen, bekomme ich die verschiedenste Post. Ich bin immer auf der Hut, besonders wenn mich Päckchen mit obskuren Absendern erreichen. Es war mir klar, daß ich eine Beichte aus ihm herauslocken konnte, wenn ich ihn in dem Glauben wiegte, er habe Erfolg gehabt.
    Und diese Aufgabe habe ich wie ein Berufsschauspieler durchgeführt. Danke, Watson. Jetzt dürfen Sie mir in den Mantel helfen. Ich denke, wenn wir auf der Polizeistation fertig sind, könnte uns etwas Nahrhaftes von Simpson nichts schaden. «

    Das Verschwinden der Lady Frances Carfax

    »Aber warum türkisch?« fragte Sherlock Holmes und schaute auf meine Stiefel. Ich hatte mich in einem Korbsessel zurückgelehnt, und sein stets wacher Blick war an meinen vorge-streckten Füßen hängengeblieben.
    »Englisch«, antwortete ich überrascht. »Ich habe sie bei Latimers in der Oxford Street gekauft.«
    Holmes lächelte müde und geduldig.
    »Das Bad!« sagte er. »Das Bad! Warum entspannen Sie sich in einem teuren türkischen Bad, statt die ebenfalls stärkenden heimischen Gegebenheiten zu benutzen?«
    »Weil ich mich in den letzten Tagen alt und rheumatisch gefühlt habe. Das Türkische Bad ist eine alternative Medizin, ein neuer Start, eine Reinigung des ganzen Körpers.
    Und übrigens, Holmes«, fügte ich hinzu, »für einen scharfen Verstand muß es wohl zwischen meinen Stiefeln und einem Türkischen Bad eine logische Verbindung geben. Aber ich wäre Ihnen doch dankbar, wenn Sie mir einen Hinweis geben würden. «
    »Vernünftige

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