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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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weiß wie Schnee.
    Sie konnte auch nicht den Schatten eines Unrechts ertragen. Als sie also ein paar unschöne Dinge über mich hörte, wollte sie nicht einmal mehr mit mir reden. Und doch liebte sie mich -
    das ist das Wunder -, sie liebte mich so sehr, daß sie unverheiratet blieb, um meinetwillen.
    Jahre sind inzwischen vergangen, ich habe mir in Barberton ein Vermögen erworben. Da dachte ich, vielleicht würde sie jetzt noch meine Frau werden wollen. Ich wußte, daß sie immer noch unverheiratet war. Ich fand sie in Lausanne und versuchte alles. Aber sie hat einen starken Willen, und als ich sie wieder besuchen wollte, hatte sie die Stadt verlassen. Ich habe ihre Spur nach Baden-Baden verfolgt. Nach einiger Zeit hörte ich, daß ihre Zofe hier lebt. Ich bin ein rauher Geselle, komme frisch aus einem rauhen Leben, und als Dr. Watson mich auf diese Weise provozierte, sah ich rot. Aber sagen Sie mir um Gottes willen, was aus Frances geworden ist.«
    »Das wollen wir ja herausfinden«, sagte Sherlock Holmes sehr ernst. »Wie lautet Ihre Londoner Adresse, Mr. Green?«
    »Ich wohne im Langham Hotel.«
    »Dann möchte ich Ihnen empfehlen, dorthin zurückzukehren und zur Stelle zu sein für den Fall, daß ich Sie brauchen sollte. Ich möchte keine falschen Hoffnungen in Ihnen erwecken, aber Sie dürfen sicher sein, daß alles, was für Lady Frances' Sicherheit getan werden kann, auch getan wird. Mehr kann ich im Augenblick nicht versprechen. Ich gebe Ihnen meine Karte, damit Sie jederzeit mit uns Kontakt aufnehmen können. Nun, Watson, packen Sie Ihre Taschen und schicken Sie Mrs. Hudson ein Telegramm. Sie soll ihr Bestes tun, morgen zwei hungrige Reisende in Empfang zu nehmen, die um 7.30 Uhr ankommen werden.«
    In unserer Wohnung in der Baker Street erwartete uns schon ein Telegramm. Holmes las es mit einem interessierten Ausruf und reichte es mir herüber. »Gezackt oder gerissen«, lautete die Botschaft, und sie kam aus Baden-Baden.
    »Was bedeutet das?« fragte ich.
    »Es bedeutet alles«, antwortete Holmes. »Sie erinnern sich doch an eine scheinbar irrelevante Anfrage betreffs des linken Ohres dieses geistlichen Herrn. Sie haben sie mir nicht beantwo rtet.«
    »Ich hatte Baden-Baden verlassen, und so konnte ich mich nicht erkundigen.«
    »Genau. Und aus diesem Grunde habe ich die gleiche Frage dem Manager des Hotels Englischer Hof gestellt. Und hier ist die Antwort. «
    Und was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, mein lieber Watson, daß wir es mit einem ganz besonders gerissenen und ge-fährlichen Menschen zu tun haben. Der ehrenwerte Dr. Schlessinger, Missionar in Südamerika, ist niemand anders als Holy Peters, einer der skrupellosesten Gangster, die Australien je hervorgebracht hat. Für ein so junges Land ist er ein sehr vollkommener Verbrecher. Seine Spezialität ist es, sich an einsame junge Frauen heranzumachen und mit ihren religiösen Ge-fühlen zu spielen. Seine sogenannte Gattin, eine Engländerin namens Fraser, ist ihm eine würdige Gehilfin. Er hat so eine typische Art zu taktieren, daß ich ihn gleich im Verdacht ha t-te. Dazu kommt noch eine physische Besonderheit - er ist einmal bei einer Rauferei in Adelaide 1889 schrecklich gebissen worden. Mein Verdacht hat sich bestätigt. Die arme Lady ist in den Kla uen eines wahrhaft teuflischen Paares, das vor nichts Halt macht, Watson. Vie lleicht ist sie längst tot. Wenn nicht, wird es ihr unmöglich gemacht, an Miß Dobney oder ihre anderen Freunde zu schreiben. Es ist möglich, daß sie London gar nicht erreicht hat oder daß sie längst mit ihr weitergefahren sind und sie woanders versteckt halten. Aber das erste ist unwahrscheinlich. Auf dem Kontinent haben sie ein System der Registrierung, das es Ausländern schwer macht, die Polizei auszutricksen. Das zweite kann ich mir auch nicht gut vorstellen, denn nirgendwo finden diese Verbrecher leichter einen Unterschlupf, wo sie eine Person verstecken können, als hier. Mein ganzer Instinkt sagt mir, daß sie in London ist. Aber im Augenblick wissen wir nicht, wo wir mit der Suche beginnen sollen. Wir können nur das Nächstliegende tun, Abendbrot essen und uns mit Geduld zu wappnen. Später am Abend werde ich mal einen Spaziergang nach Scotland Yard machen und ein Wort mit Lestrade reden. «
    Aber weder die offizielle Polizei noch Sherlock Holmes' eigene kleine, aber sehr tüchtige Organisation war in der Lage, das Geheimnis aufzuklären. Inmitten der vielen Millionen Menschen von London waren die drei

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