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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Personen, die wir suchten, so vollkommen verschwunden, als hätten sie niemals gelebt. Anzeigen wurden aufgegeben, aber keine Antwort kam. Hinweise wurden verfolgt, führten aber zu nichts. Jeder Unterschlupf, in dem sich Schlessinger hätte verstecken können, wurde durchsucht. Seine alten Bekannten wurden beschattet, aber er hielt sich von ihnen fern. Plötzlich, nach Wochen hilflosen Wartens, erschien ein Licht am Horizont. Bei Bovingtons, einem Leihhaus in der Westminister Road, war ein Ohrgehänge aus Silber und Diamanten, offensichtlich alte spanische Arbeit, versetzt worden. Der Kunde, der das Schmuckstück beliehen hatte, war ein großer, glattrasierter Herr von klerikalem Aussehen. Name und Adresse waren sicherlich falsch. Sein Ohr war niemandem aufgefallen, aber die Beschreibung paßte auf Schlessinger.
    Dreimal war unser bärtiger Freund schon vom Langham Hotel gekommen, um sich bei uns nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Das dritte Mal kam er eine Stunde nach dieser ne u-en Entwicklung. Seine Kleider schlotterten inzwischen lose um seine riesige Gestalt, er schien von Sorgen aufgezehrt zu werden. »Wenn Sie mir doch nur etwas zu tun gäben«, stöhnte er ständig. Nun konnte Holmes ihm helfen.
    »Er hat begonnen, Lady Frances' Schmuck zu verpfänden. Jetzt können wir ihn kriegen.«
    »Aber das kann doch nur bedeuten, daß -- Frances etwas geschehen ist!«
    Holmes schüttelte sehr ernst den Kopf.
    »Wenn wir annehmen, daß sie bis jetzt von ihnen gefangengehalten wird, so ist klar, daß sie sie nicht freilassen können, ohne sich selbst zu vernichten. Wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten.«
    »Was kann ic h tun?«
    »Kennen Schlessinger und seine Frau Sie von Ansehen? «
    »Nein. «
    »Vielleicht gehen Sie in Zukunft zu einem andern Pfandleiher. In dem Fall müßten wir ganz von vorne wieder beginnen. Andererseits hat Bovington ihnen einen guten Preis gezahlt und keine Fragen gestellt. Warum sollte er es dort nicht wieder versuchen, wenn er Bargeld braucht? Ich werde Bovington ein paar Zeilen schreiben, dann wird er Ihnen erlauben, sich in seinem Laden auf die Lauer zu legen. Wenn der Kerl kommt, können Sie ihm folgen. Aber bitte, keine Unvorsichtigkeit! Und vor allem, keine Gewaltanwendung! Ich vertraue darauf, daß Sie keinen Schritt ohne mein Wissen und Einverständnis unternehmen.«
    Zwei Tage lang bekamen wir keine Nachricht von Philipp Green (er war, wenn ich das bemerken darf, der Sohn des berühmten Admirals gleichen Namens, der die Azof Flotte im Krimkrieg befehligte). Am Abend des dritten Tages kam er jedoch zu uns ins Zimmer ge-stürzt, blaß und bebend. Jeder Muskel seiner großen Gestalt zitterte vor Erregung.
    »Wir haben ihn! Wir haben ihn!« rief er. In seiner Aufregung war er unfähig, sich klar und verständlich auszudrücken. Holmes beruhigte ihn mit ein paar besänftigenden Worten.
    »So, nun erzählen Sie mal der Reihe nach«, sagte er.
    »Sie ist vor einer Stunde in den Laden gekommen. Diesmal war es die Frau, aber das Ohrgehänge, das sie versetzt hat, war das Gegenstück zu dem ersten. Sie ist eine große Frau, blaß, und hat Augen wie eine Ratte.«
    »Das ist sie«, sagte Holmes.
    »Als sie das Geschäft verließ, bin ich ihr gefolgt. Sie ging die Kensington Road hinauf, ich hinterher. Schließlich betrat sie wieder ein Geschäft. - Mr. Holmes, es war ein Beerdigungsinstitut! «
    Mein Gefährte fuhr auf. »Nun?« fragte er, und nur seine vibrierende Stimme verriet, welch brennendes Herz sich hinter seinem kühlen Äußeren verbarg.
    »Sie sprach mit der Frau hinter dem Ladentisch. Ich trat ebenfalls ein. >Sie halten nicht Wort, hörte ich sie sagen, oder so etwas Ähnliches. Die Frau entschuldigte sich. >Er hätte längst da sein sollen<, sagte sie wieder. >Es hat länger gedauert, weil er so außergewöhnliche Maße hat<, erklärte die andere Frau. Dann schwiegen beide und sahen mich an. Ich stellte ein paar Fragen und verließ daraufhin den Laden.
    »Das haben Sie ganz ausgezeichnet gemacht. Was geschah dann?«
    »Die Frau kam aus dem Laden heraus. Ich hatte mich im Gang versteckt. Sie war mißtrauisch geworden, denn sie sah sich ständig um. Dann winkte sie einen Wagen heran und fuhr fort.
    Glücklicherweise erwischte ich auch gleich einen Wagen und fuhr hinter ihr her. Am Poultney Square Nr. 36 in Brixton stieg sie schließlich aus. Ich fuhr vorbei, ließ meinen Wagen an der Ecke des Platzes halten und beobachtete das Haus.«
    »Haben Sie jemanden

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