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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Tat – all das deutete auf einen zerrütteten Geisteszustand hin. Trotzdem hätten die Buchmacher keinen Pfifferling auf Hunzickers Leben gegeben, war Merrick doch ein bekannter und einflussreicher Mann gewesen, das englische Justizsystem hart, aber gerecht.
    Aber jetzt stand Lestrade vor uns, ruinierte den Teppichboden und mir meine gute Laune und deutete mit einem hilflosen Schulterzucken seine völlige Ratlosigkeit hinsichtlich des Ausbrechens des ‚indischen Fakirs’ aus einer absolut ausbruchssicheren Zelle an.
    „Und ob Sie’s glauben oder nicht, er hat sogar noch damit geprahlt, dass er gar nicht aus der Zelle ausbrechen wolle. Der Geist ist sich selbst genug , hat er gesagt oder irgend so einen Unsinn, und: In der kleinsten Zelle erschafft er sich eine Welt .“
    „Und Sie haben ihm das abgenommen!“, warf ich ein.
    Sherlock Homes musterte mich mit einem seltsamen Blick.
    Lestrade raufte sich die Haare. „Es ist furchtbar – ganz Scotland Yard, unser komplettes Gefängnissystem wird der Lächerlichkeit preisgegeben, wenn man davon erfährt, dass ein sogenannter Zauberkünstler aus dem Hochsicherheitstrakt von Reading nicht bloß entflohen ist – nein, sich buchstäblich in Luft aufgelöst hat.“
    „Ich fürchte, Sie haben recht, Inspektor. Eine solche Nachricht wird das Vertrauen der britischen Ganoven in die Sicherheit unserer Gefängnisse aufs Nachhaltigste erschüttern. Bislang war eine Zelle die zuverlässigste Zustelladresse für nachgesandte Postsachen, aber nun ...“
    „Machen Sie sich nur lustig, Holmes, mir ist nicht nach Scherzen zumute.“
    „Schon gut, Lestrade. Sagen Sie, was genau war auf dem Foto zu sehen, das der ‚indische Fakir’ so unablässig angeschaut hat.“
    „Seine Frau und sein Sohn. Aufgenommen noch in Indien, wohl kurz vor ihrer Abreise, die Frau im blauen Sari, der Sohn an der Hand neben ihr.“
    „Sonst nichts? Erinnern Sie sich bitte genau. Der Hintergrund?“
    „Irgendwelche Palmen, wie sie wohl zu Dutzenden in Indien vorkommen, ein Stück Strand und Ozean, irgendeine Hütte oder ein Bauwerk, nichts weiter.“
    „Aha. Und das Buch, in dem er gelesen haben soll? Um welches genau handelt es sich?“
    „Ah, ich verstehe, Holmes. Aber das Buch wurde von unseren Experten untersucht, da war kein Hohlraum eingeschnitten, keine Feile im Einband versteckt, das Buch war einfach ein Buch.“
    „Ich bin natürlich nicht so ein großer Kenner wie Sie und die anderen Experten von Scotland Yard, mein lieber Lestrade, aber sind Bücher nicht auch manchmal zum Lesen da?“
    „Ha, ha, Holmes, sehr witzig. Wäre es nicht sinnvoller, wenn Sie die Zelle selbst mit Ihren – nun ja, speziellen Methoden in Augenschein nehmen würden? Auch wenn die Zelle von unseren Leuten schon auf den Kopf gestellt wurde und kein Krümelchen unbeachtet geblieben ist, so hat es sich doch früher schon ab und zu herausgestellt, dass gewissermaßen ein unvoreingenommener Blick auf die Sache, Sie verstehen, was ich meine?“ Lestrade stand ungeduldig auf den Teppich tropfend da. „Also, wollen wir?“
    „Nur Geduld, Lestrade. Der nächste Zug nach Reading geht erst in ungefähr vierzig Minuten. Bei Ihren läuferischen Fähigkeiten können wir den nicht verpassen. Außerdem soll uns Mrs Hudson eine Droschke bestellen.“

    Kaum zwei Stunden später standen wir dann tatsächlich in der Zelle, in der noch vor kurzem Hunzicker einsaß. Auch diesmal ging Holmes wie gewohnt vor. Er klopfte die Wände ab, bückte sich unter das Bettgestell, prüfte mit seinem Vergrößerungsglas die Gitterstäbe am Fenster sowie die eiserne Zellentür. Er blätterte in dem Buch, bei dem es sich um eine Sammlung chinesischer und indischer Legenden handelte, und betrachtete die Fotografie, die Hunzicker an einer Stelle als Lesezeichen darin hinterlassen hatte. Jeden Moment, so glaubte ich, würde sich Holmes mit einem triumphierenden Grinsen auf dem Gesicht zu uns umwenden und erklären, dass der Fall gelöst sei. Stattdessen wandte er sich schulterzuckend an Lestrade und meinte: „Ihre Experten haben tatsächlich ganze Arbeit geleistet.
    Ich kann nichts finden. Hunzicker kann unmöglich aus dieser Zelle entkommen sein.“
    Enttäuschung und schlecht verhohlene Schadenfreude mischten sich in Lestrades Gesichtsausdruck. „Sie geben also zu, dass auch Sie am Ende Ihrer Weisheit sind?“
    Holmes erwiderte nichts, sondern wandte sich an einen der beiden Wärter, die mit uns in die Zelle gekommen waren. „Sie waren für

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