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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Holmes. Er schlug ein Buch zu, in dem er gelesen hatte.
    „Wbbennich?“, stieß ich hervor.
    „Gott sei Dank, Watson, da sind Sie ja! Was? Wo Sie hier sind? Im alten Militärspital von Corfu. Ein Schlaganfall in der kleinen Kirche beim Hotel. Sie sind Vater Ermogen glatt vor die Füße gefallen. Aber jetzt brauchen Sie sich keine Sorgen mehr zu machen. Ich habe Ihrer Frau telegrafiert. Sie befindet sich bereits wieder auf dem Weg hierher.“
    Ich versuchte zu lächeln, denn eine Krankenschwester beugte sich über mich und flößte mir eine rötlichbraune Flüssigkeit ein. Das war sicher Cocotion! Ich versuchte, die Schwester abzuwehren.
    „Blltt“, versuchte ich hervorzustoßen, „Blttt“.
    „Nein!“Holmes lachte. „Das ist kein Blut, Watson. Das ist Tee mit einem Schuss Metaxa, einer griechischen Brandwein-Spezialität. Zur Stärkung.“
    „Mddusa!“Ich hatte das Gesicht der Krankenschwester schon einmal gesehen! Auf dem Schild! „Mddusa!“
    „Nein!“Holmes lachte wieder. „Das ist nicht Medusa. Das ist Schwester Victoria. Sie wird Sie pflegen, bis Sie wieder nach Hause dürfen. Trinken Sie ruhig.“
    Plötzlich fiel mir wieder ein, was ich Holmes Wichtiges hatte sagen wollen. Die Schwester hielt fragend inne.
    „Fffunknschtün“, sagte ich, und noch einmal „Fffun-kn-tschün.“
    „Ja, Watson, ich weiß! Während ich auf Ihr Wiedererwachen wartete, kam ich ebenfalls darauf. Ich hätte es eigentlich längst wissen müssen. Antrennewski ist ein Anagramm. Wenn Sie das W in ein F verwandeln und gut schütteln, kommt Frankenstein heraus. Kein Wunder, wenn er von der Idee besessen war, künstliche Menschen zu erschaffen. Er ermordete Menschen und nähte aus ihren Gliedern neue zusammen. Außerdem frönte er kannibalischen und vampirischen Neigungen und trank aus Blut gebraute Elixiere in der Hoffnung, sie würden ihm das ewige Leben verschaffen. Aber keine Angst, er hat sich geirrt! Als er mich mit einer Axt angriff, setzte ein umstürzender Leuchter erst einen Vorhang und dann die Festung in Brand. Ich konnte ihm nicht mehr helfen. Seine Tochter kam bei dem Versuch ihn zu retten ebenfalls in den Flammen um.“
    „T-t-t?“
    „Ja, er ist tot. Aber seine Elixiere, das muss ich sagen, wirken wunderbar belebend auf den Organismus. Ich fühle mich tatkräftig wie seit langem nicht mehr. Nur die Nebenwirkungen machen mir etwas zu schaffen!“
    Als sich Sherlock Holmes lächelnd vorbeugte, konnte ich erkennen, wie lang und spitz seine oberen Eckzähne geworden waren!
    „Aaah!“, schrie ich. Dann stürzte ich in eine lange Dunkelheit zurück.

 

Oliver Plaschka
    www.rainlights.net
    geboren 1975 in Speyer, Studium der Anglistik und Ethnologie in Heidelberg. Arbeit als Autor, Herausgeber und Übersetzer; freizeitlich Katzenliebhaber, Rollenspieler und Hobbymusiker.
    Aktueller Roman: Die Magier von Montparnasse

DER VERWUNSCHENE SCHÄDEL
    Oliver Plaschka
    Ich erzähle Ihnen diese Geschichte nur aus dem Grund, weil der schnauzbärtige Mann mich darum gebeten und mir hoch und heilig versprochen hat, dass außerhalb Londons niemand je davon erfahren wird. Zwar denke ich immer noch, man sollte um Vorfälle wie diesen kein Aufhebens machen; außerdem gibt es Menschen, die ich schützen muss. Was scheren mich da London, oder die Eitelkeiten eines schnauzbärtigen Mannes? Aber er und sein Freund haben Joël wieder gesund gepflegt – Joël, dem meinetwegen Schreckliches widerfuhr, und dafür schulde ich ihnen etwas. Selbst Aristide hat mir vergeben, was mir sehr wichtig ist, denn ohne ihn hätte ich niemanden in Port-au-Prince.
    Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich mag die Menschen, und sie kommen gerne zu mir. Von meiner Mutter reden sie noch in den höchsten Tönen; dennoch bin ich eine Außenseiterin, und muss mir meinen Platz unter ihnen erst noch verdienen. Aristide ist die Ausnahme – er ist Familie.
    Der schnauzbärtige Mann wirkte verzweifelt. Für ihn musste der Besuch in unserer Stadt ein einziger Alptraum gewesen sein. Dabei hat er hier sein wahres Gesicht gezeigt – die Götter tun das für einen, oft un-gefragt. Doch im Gegensatz zu seinem Freund wollte er nichts davon wissen. Schwitzend stand er in meinem Heim und duckte sich unter den Kräutern und gris-gris , den Amuletten und Windspielen, unsicher, ob all diese Pflanzen und Beutel, Flaschen und Dosen bloß Teil meiner Küche waren, oder Reliquien einer heidnischen Messe. Was genau das war, was er nicht verstand: In den meisten Fällen waren

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