Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
herum, um dem Mann besser in sein erregtes Gesicht blicken zu können.
    »Sehen Sie hier. Das hat meine Frau in ihrem Kropf gefunden.« Dabei streckte er die Hand aus, auf deren innerer Fläche ein prächtig funkelnder blauer Stein sichtbar wurde, etwas kleiner als eine Bohne, aber so klar und strahlend, dass derselbe in der dunklen Höhlung seiner Hand blitzte wie ein elektrischer Funke.
    Mit einem Ruck richtete sich Holmes auf. »Hui!«, rief er, »beim Himmel, Peterson, das heißt ja wahrhaftig einen Schatz finden. Ich denke, Sie wissen doch, was Sie da erwischt haben?«
    »Einen Diamanten. Einen kostbaren Stein. Er schneidet Glas, als ob es Kitt wäre.«
    »Es ist mehr als ›ein‹ kostbarer Stein. Es ist geradezu der kostbarste Stein.«
    »Doch nicht der blaue Karfunkel der Gräfin von Morcar?«, rief ich dazwischen.
    »Doch, freilich; ich muss ja ganz genau wissen, wie er aussieht, habe ich doch in letzter Zeit Tag für Tag die ihn betreffende Anzeige in der ›Times‹ gelesen. Er ist ganz einzig, und sein Wert lässt sich nur vermuten. Aber die Belohnung von tausend Pfund, die auf seine Wiederbringung ausgesetzt ist, stellt sicherlich noch nicht den zwanzigsten Teil seines Verkaufswertes dar.«
    »Tausend Pfund. Großer, gütiger Gott!«
    Peterson sank auf einen Stuhl und starrte uns der Reihe nach an.
    »Diese Belohnung ist darauf ausgesetzt, und ich habe Grund anzunehmen, dass dabei Erwägungen zarter Natur im Hintergrund stehen, denen zuliebe die Gräfin für die Wiederbringung des Steins gern ihr halbes Vermögen hingeben würde. Er kam, wenn ich mich recht erinnere, im Hotel Cosmopolitan abhanden«, bemerkte ich.
    »Gewiss; am 22. Dezember, genau vor fünf Tagen. Der Klempner John Horner wurde bezichtigt, ihn aus dem Schmuckkästchen der Dame entwendet zu haben. Die Anzeichen gegen ihn waren so schwer, dass der Fall vor die Geschworenen verwiesen wurde. Ich glaube, da kommt irgendwo ein Bericht darüber.« Er suchte unter seinen Zeitungen und fand auch wirklich den betreffenden Artikel.
    Dieser lautete:
    »Juwelendiebstahl im Hotel Cosmopolitan. – John Horner, 26 Jahre alt, Klempner, stand unter der Anklage, am 22. dieses Monats aus dem Schmuckkästchen der Gräfin von Morcar den unter dem Namen ›der blaue Karfunkel‹ bekannten kostbaren Stein entwendet zu haben. James Ryder, erster Hausdiener im Hotel, bezeugte, er habe Horner am Tag des Diebstahls zum Toilettenzimmer der Gräfin gewiesen, wo derselbe eine Stange des Kaminrostes, die los war, wieder anbringen sollte. Er war kurze Zeit bei Horner geblieben, jedoch schließlich abgerufen worden. Bei seiner Rückkehr fand er Horner nicht mehr vor und entdeckte gleichzeitig, dass der Schreibtisch aufgebrochen worden war und das kleine Maroquinkästchen, worin, wie sich später herausstellte, die Gräfin ihre Juwelen aufzubewahren pflegte, leer auf dem Tisch stand. Ryder schlug augenblicklich Lärm, und Horner wurde noch am selben Abend festgenommen, ohne dass jedoch der Stein bei ihm selbst oder in seiner Behausung gefunden worden wäre. Katharine Cusack, Kammermädchen der Gräfin, welche auf den Schrei, den Ryder bei seiner Entdeckung ausstieß, zu diesem ins Zimmer geeilt war, wusste lediglich Ryders Angaben über den dortigen Befund zu bestätigen. Polizeiinspektor Brad Street, über die Verhaftung Horners als Zeuge vernommen, erklärte, dass dieser sich dabei wie wütend gewehrt und seine Unschuld hoch und teuer versichert habe. Da gegen denselben eine Vorbestrafung wegen Diebstahls vorlag, lehnte der Untersuchungsbeamte eine summarische Behandlung der Anklage ab und verwies dieselbe an das Schwurgericht. Horner, der schon während des ganzen Verfahrens hochgradige Erregung gezeigt hatte, wurde bei der Schlussverhandlung ohnmächtig, sodass er aus dem Saal getragen werden musste.«
    »Hm! So viel, was die Gerichtsverhandlung betrifft«, fügte Holmes nachdrücklich bei, indem er die Zeitung wegschob. »Unsere Aufgabe ist es jetzt, den Faden aufzufinden, der uns von dem erbrochenen Schmuckkästchen, mit dem die Geschichte begann, bis zum Gänsekropf am Schluss leitet. Sie sehen, Watson, unsere kleinen Erhebungen haben mit einem Mal ein weit gewichtigeres und weniger unschuldiges Gesicht bekommen. Der Stein ist hier, der Stein stammt aus der Gans, und die Gans von Mr Henry Baker, dem Herrn mit dem schlechten Hut und all den besonderen Kennzeichen, mit denen ich Ihnen so viel zu schaffen machte. So müssen wir denn nun allen Ernstes darangehen,

Weitere Kostenlose Bücher