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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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diesen Herrn und die Rolle, die er in dieser geheimnisvollen Geschichte gespielt hat, zu ermitteln. Zu dem Ende müssen wir es zunächst mit dem einfachsten Mittel versuchen, und das wäre zweifellos eine Anzeige in sämtlichen Abendzeitungen. Schlägt dieses fehl, so werde ich zu anderen Mitteln greifen.«
    »Wie wollen Sie denn die Anzeige abfassen?«
    »Geben Sie mir einen Bleistift und diesen Streifen Papier. Also: ›Gefunden an der Ecke von Goodge Street eine Gans und ein schwarzer Filzhut. Mr Henry Baker kann die Gegenstände heute Abend um 6 Uhr 30 in Nr. 221 Baker Street abholen.‹«
    »Das ist klar und kurz beisammen.«
    »Allerdings; aber wird er es auch zu Gesicht bekommen?«
    »Nun, sicherlich wird er die Zeitungen mit Aufmerksamkeit verfolgen, denn für einen armen Mann wie ihn ist sein Verlust kein geringer. Offenbar war er durch sein Missgeschick mit dem Fenster so bestürzt, dass er bei Petersons Erscheinen an nichts als Flucht dachte, aber seither hat er ganz gewiss den raschen Entschluss, seine Gans fallen zu lassen, bitter bereut. Dann wird auch die Nennung seines Namens dazu beitragen, dass es ihm zu Gesicht kommt, denn jeder, der ihn kennt, wird seine Aufmerksamkeit darauf lenken. Da Sie gerade da sind, Peterson, laufen Sie doch mal schnell auf das Zeitungsbüro und lassen Sie das in die Abendblätter einrücken.«
    »In welche?«
    »Oh, in den ›Globe‹, den ›Star‹, die ›Pall Mall‹, ›St. James‹, ›Evening News‹, ›Standard‹, ›Echo‹ und sonst noch in einige, die Ihnen gerade einfallen.«
    »Ganz gut; und dieser Stein?«
    »Ach ja, den will ich bei mir behalten. Danke schön. Und dann, Peterson, bringen Sie mir auf dem Rückweg nur gleich eine Gans mit, wir müssen doch dem Eigentümer eine andere geben als Ersatz für die, welche eben bei Ihnen verzehrt wird.«
    Als Peterson fort war, nahm Elolmes den Stein und hielt ihn gegen das Licht. »Ein allerliebstes Ding!«, sagte er. »Sehen Sie nur, wie es blitzt und funkelt, der reinste Sammel- und Brennpunkt für Verbrechen. So ist es mit allen echten Steinen. Sie sind des Teufels Lieblingsköder. Bei den größeren älteren Steinen kann man für jede Facette eine Bluttat in Rechnung nehmen. Dieser ist noch keine zwanzig Jahre alt. Er stammt von den Ufern des Amoy-Flusses im Norden Chinas und zeichnet sich dadurch aus, dass er alle besonderen Merkmale eines Karfunkels hat, ausgenommen, dass er im Dunkeln einen blauen Schein wirft anstatt eines rubinroten. Trotz seiner Jugend hat derselbe schon eine recht traurige Geschichte. Zwei Mordtaten, eine Begießung mit Schwefelsäure, einen Selbstmord und mehrere Diebstähle hat dieses vierzig Gramm schwere Stückchen kristallisierten Kohlenstoffs auf dem Gewissen. Wer sollte in diesem niedlichen Schmuckgegenstand den eifrigsten Werber für Galgen und Zuchthaus vermuten? Ich will den Stein jetzt in meiner Sicherheitskassette verschließen und der Gräfin mit einer Zeile sagen, dass wir ihn haben.«
    »Halten Sie diesen Horner für unschuldig?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Nun, denken Sie dann, dass dieser andere, der Henry Baker, hinter der Sache steckt?«
    »Ich halte es für weit wahrscheinlicher, dass Henry Baker ein ganz unschuldiger Mensch ist, der keine Idee davon hat, dass die Gans, die er trug, ein Beträchtliches mehr wert war als wäre sie von purem Gold gewesen. Das werde ich übrigens auf ganz einfache Weise feststellen, wenn wir erst eine Antwort auf unsere Anzeige haben.«
    »Und bis dahin können Sie nichts tun?«
    »Nichts.«
    »Nun, dann werde ich meinen gewohnten Rundgang bei meinen Patienten machen und heute Abend zu der angegebenen Stunde wieder hier sein, denn ich möchte doch gerne sehen, wie dieser verwickelte Knoten sich auflöst.«
    »Wird mir sehr angenehm sein, also auf Wiedersehen. Um sieben Uhr ist das Abendessen fertig, ich glaube, es gibt Rebhühner. Eigentlich sollte ich, angesichts unserer neuesten Erlebnisse, der Köchin gleich den Auftrag geben, dass sie ihnen die Kröpfe vorher untersucht.«
    Ich hatte mich ein wenig verspätet, und es war etwas nach halb sieben Uhr, als ich mich wieder in der Baker Street einfand. Indem ich auf das Haus zuschritt, sah ich vor demselben einen großen Mann mit einer schottischen Mütze auf dem Kopf und einem bis unters Kinn zugeknöpften Rock innerhalb des halbkreisförmigen Scheins der Laterne stehen und warten. Jetzt wurde eben die Tür geöffnet, und wir traten beide gleichzeitig in Holmes’ Zimmer

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