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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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sind, waren Stadtware.«
    »Ich glaube es in meinem Leben nicht.«
    »Wollen wir wetten?«
    »Ich nehme Ihnen lediglich Ihr Geld ab, denn ich weiß, dass ich recht habe. Aber ich setze einen Sovereign dran, nur um Ihnen zu zeigen, dass ich nicht eigensinnig bin.«
    Der Händler lachte grimmig auf. »Bring mir die Bücher, Bill!«, rief er. Der kleine Junge brachte ein kleines, dünnes Buch und ein großes mit fettigem Rücken herbei und legte beide aufgeschlagen unter die Hängelampe.
    »Nun also, Sie eigensinniger Kauz«, sagte der Händler, »ich meinte, ich habe heut nichts mehr mit Gänsen zu tun, aber Sie sollen gleich sehen, dass doch noch eine hier im Laden ist. – Sie sehen das kleine Buch?«
    »Nun?«
    »Das enthält die Liste der Leute, von denen ich kaufe. Sehen Sie? Nun, also auf dieser Seite stehen die Leute vom Land, und die Nummern hinter ihren Namen zeigen an, wo in dem großen Buch ihre Konten stehen. Nun, und dann sehen Sie diese andere Seite in roter Tinte? Das ist die Liste meiner Stadtlieferanten. Jetzt suchen Sie den dritten Namen. Lesen Sie ihn mir einmal vor.«
    »Mrs Oakshott, 117 Brixton Road, 249«, las Holmes.
    »So ist’s. Nun schlagen Sie das im Kontobuch nach.«
    Holmes schlug die angegebene Seite auf.
    »Hier haben Sie’s wieder: Mrs Oakshott, 117 Brixton Road. Eier- und Geflügel-Lieferantin. Nun also, was ist der letzte Eintrag?«
    »22. Dez. 24 Gänse zu 7 sh und 6 d.«
    »So ist’s. Da haben Sie’s. Und drunter?«
    »Verkauft an Mrs Windigate vom ›Alpha‹ zu 12 Schilling.«
    »Na, was haben Sie jetzt noch zu sagen?«
    Holmes sah ganz niedergeschlagen aus, er zog einen Sovereign aus der Tasche, warf ihn auf den Tisch und ging hinaus mit einer Miene, als sei er zu tief entrüstet, um noch Worte zu finden. In einiger Entfernung blieb er unter einer Laterne stehen und brach in das ihm eigentümliche, herzliche und doch geräuschlose Lachen aus.
    »Wenn du einen Burschen dieses Schlages vor dir hast, so kannst du ihn stets mit einer Wette drankriegen«, sagte er; »ich behaupte fest, wenn ich hundert Pfund vor den Mann hingelegt hätte, er würde mir nie diese vollständige Auskunft gegeben haben, die ich jetzt von ihm erhielt durch die Aussicht, mir eine Wette abzugewinnen. Nun, Watson, ich glaube, wir nähern uns dem Ende unserer Forschungsreise, und es fragt sich jetzt nur noch, ob wir diese Mrs Oakshott heute Abend noch aufsuchen oder ob wir dies für morgen aufsparen wollen. Aus dem, was der grobe Geselle sagte, geht klar hervor, dass auch noch andere Leute außer uns sich mit der Angelegenheit beschäftigt haben, und ich würde …«
    Seine Bemerkungen wurden plötzlich durch ein lautes Geschrei unterbrochen, das von dem Laden, den wir soeben verlassen hatten, herklang. Wir kehrten um und sahen einen kleinen Burschen mit fahlem Gesicht mitten im hellen Schein der über der Ladentür hängenden Laterne stehen und sich vor dem Händler ducken, während dieser unter der Ladentür grimmig die Fäuste gegen ihn schüttelte.
    »Jetzt habe ich’s satt mit euch und euren Gänsen!«, schrie er dabei. »Ich wollte, Ihr wäret beim Teufel alle miteinander. Wenn du noch einmal kommst und mich mit deinem dummen Geschwätz kujonierst, so hetz ich den Hund auf dich! Mrs Oakshott soll selber kommen, dann will ich ihr schon Rede und Antwort geben, aber was geht’s denn dich an?«
    »Nun, eine davon gehörte doch mir«, wimmerte der kleine Mann.
    »Dann frage doch Mrs Oakshott darnach!«
    »Die hat mich ja an Sie gewiesen.«
    »Nun, so frag, wen du willst, ich schere mich nichts drum. Ich hab es dick! Hinaus da!« Er machte eine drohende Bewegung vorwärts, und der Frager verschwand in der Finsternis.
    »Ho, das erspart uns möglicherweise den Besuch in Brixton Road«, flüsterte Holmes, »kommen Sie mit mir, wir wollen sehen, was mit dem Burschen zu machen ist.«
    Rasch hatte sich mein Begleiter zwischen den Gruppen, die vor den beleuchteten Ladenfenstern standen, durchgewunden, den kleinen Mann eingeholt und klopfte ihm nun auf die Schulter. Blitzschnell fuhr derselbe herum, und im Schein des Gaslichts sah ich, dass jede Spur von Farbe aus seinem Gesicht gewichen war.
    »Nun, wer sind Sie? Was wollen Sie?«, fragte er mit unsicherer Stimme.
    »Entschuldigen Sie«, erwiderte Holmes freundlich, »aber ich konnte nicht umhin, bei Ihrem Gespräch mit dem Händler soeben zuzuhören; ich glaube, ich könnte Ihnen behilflich sein.«
    »Sie? Wer sind Sie? Wie können Sie etwas über die Sache

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