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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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wissen?«
    »Mein Name ist Sherlock Holmes. Es gehört zu meinem Geschäft, Dinge zu wissen, die andere Leute nicht wissen.«
    »Aber davon können Sie doch nichts wissen.«
    »Bitte um Entschuldigung, ich weiß alles. Sie möchten gerne ein paar Gänse ausfindig machen, die von Mrs Oakshott in Brixton Road an den Händler namens Breckinridge, von ihm wiederum an den Wirt Windigate zum ›Alpha‹, und von diesem an seine Stammgäste, zu denen ein Mr Henry Baker gehört, verkauft worden sind.«
    »Oh, Herr, Sie kommen mir wie gerufen«, rief der kleine Bursche mit ausgestreckten Händen und zitternden Fingern. »Sie glauben gar nicht, wie viel mir an der Sache liegt.«
    Holmes rief einen vorüberfahrenden Zweispänner heran.
    »In diesem Fall wird es besser sein, wir sprechen darüber im gemütlichen Zimmer als auf diesem windigen Marktplatz«, meinte er. »Aber, bitte, sagen Sie mir zuvor, wem ich das Vergnügen habe, meinen Beistand zu leihen.«
    Der Bursche zögerte einen Augenblick. »Ich heiße John Robertson«, antwortete er dann, indem er dabei auf die Seite blickte.
    »Nein, nein, den richtigen Namen«, sagte Holmes freundlich. »Mit zweierlei Namen macht man nie gute Geschäfte.«
    Eine plötzliche Röte übergoss die weißen Wangen des Burschen. »Nun denn«, sagte er, »mein richtiger Name ist James Ryder.«
    »So ist es; erster Hausdiener im Hotel Cosmopolitan. Bitte, steigen Sie nur ein, und ich werde Ihnen jede Auskunft geben können, die Sie wünschen.«
    Der kleine Mann blieb stehen und schaute einen um den anderen von uns mit halb ängstlichem, halb hoffnungsvollem Blick an, als wisse er nicht recht, gehe er einem unerwarteten Glücksfall oder einer Katastrophe entgegen. Dann stieg er in den Wagen ein, und eine halbe Stunde darauf befanden wir uns in der Wohnung meines Freundes. Kein Wort war während der Fahrt gewechselt worden, nur die scharfen, kurzen Atemzüge unseres Begleiters und ein nervöses Auf- und Zuklappen seiner Hände gaben Kunde von der Erregung seines Innern.
    »Da wären wir«, sagte Holmes heiter, während wir in das Zimmer traten.
    »Das Feuer mutet einem recht angenehm an bei diesem Wetter. Sie sehen erfroren aus, Mr Ryder; bitte, setzen Sie sich in den Sessel. Ich will nur meine Pantoffeln anziehen, ehe wir diese kleine Sache abmachen; nun also, Sie möchten gerne wissen, was aus den Gänsen geworden ist?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Oder besser gesagt aus der Gans, es war doch wohl eine Gans, an der Ihnen gelegen war – weiß, mit schwarzen Streifen auf dem Schwanz.«
    Ryder zitterte vor Erregung. »Ach, Herr«, rief er, »können Sie mir sagen, wo die hinkam?«
    »Kam hierher.«
    »Hierher?«
    »Jawohl. Und sie entpuppte sich als ein höchst merkwürdiger Vogel. Es wundert mich gar nicht, dass Sie Interesse für denselben zeigen. Er hat nach seinem Tod ein blaues Ei gelegt, das niedlichste, prächtigste kleine Ei, das je zu sehen war. Ich habe es hier in meiner Sammlung.«
    Unser Gast richtete sich unsicher auf und klammerte sich mit der rechten Hand am Kaminrand an.
    Holmes schloss seine Kassette auf und hielt den blauen Karfunkel empor, der wie ein Stern in kaltem, glänzendem, blitzendem Feuer strahlte.
    Ryder stand mit langem Gesicht da, unschlüssig, ob er den Stein als sein Eigentum ansprechen oder verleugnen sollte.
    »Das Spiel ist aus, Ryder«, sagte Holmes ruhig. »Jetzt nicht gefackelt, Mann – oder Sie kommen in Teufels Küche. Helfen Sie ihm wieder auf seinen Stuhl, Watson, er hat nicht Nerv genug zum Spitzbuben. Geben Sie ihm einen Schluck Cognac. So! Nun sieht er ein wenig menschlicher aus. Wahrhaftig, ein rechter Held!«
    Einen Augenblick hatte Ryder gewankt und wäre fast gefallen, aber der Branntwein brachte wieder eine Spur von Farbe in seine Wangen, und angstvoll heftete er nun von seinem Stuhl aus die Blicke auf seinen Ankläger.
    »Ich habe so ziemlich alle Trümpfe in der Hand und bin im Besitz aller Beweise, die ich etwa brauchen könnte; so können Sie mir eigentlich nur wenig sagen. Und auch dieses Wenige lässt sich auf anderem Weg aufklären, sodass der Zusammenhang vollständig ist. Sie haben doch von diesem blauen Stein der Gräfin Morcar gehört, Ryder?«
    »Ja, die Katharine Cusack erzählte mir davon«, erwiderte er mit heiserer Stimme.
    »Ach freilich, die Kammerzofe der Dame. Nun, die Versuchung, sich auf so leichte Weise mit einem Mal zum reichen Mann zu machen war zu groß für Sie, wie schon oft für bessere Leute als Sie; aber in der Wahl

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