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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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eine Zeit lang seine rechte Hand. Moriarty unterstützte ihn reichlich mit Geldmitteln und verwandte ihn nur ein oder zwei Mal bei ganz großen Sachen, die kein gewöhnlicher Verbrecher hätte durchführen können. Können Sie sich vielleicht noch auf den Tod der Mrs Stewart in Lander im Jahre 1887 besinnen? Ich bin fest überzeugt, dass Moran der Hauptbeteiligte dabei war, wenn ihm auch nichts nachgewiesen werden konnte. Auch als die Moriartysche Bande ergriffen wurde, verstand er sich so geschickt aus der Schlinge zu ziehen, dass wir ihm nichts ans Zeug flicken konnten. Erinnern Sie sich noch, wie ich dazumal, als ich in Ihrer Wohnung war, aus Furcht vor der Windbüchse die Fensterladen schloss? Sie hielten mich sicher für krankhaft erregt und übermäßig ängstlich. Ich wusste jedoch wohl, was ich tat, denn ich kannte die Existenz dieses eigentümlichen Gewehrs und wusste auch, dass einer der besten Schützen dahinter stand. Als wir in die Schweiz gingen, folgte er uns mit Moriarty, und es war kein anderer als er, der mich am Reichenbachfall fünf Minuten lang bombardierte.
    Sie können sich vorstellen, dass ich während meines Aufenthaltes in Frankreich die Zeitungen sehr aufmerksam studierte, um ihn bei irgendeiner Gelegenheit fassen zu können. So lange er sich auf freiem Fuß befand, würde ich in London keinen Augenblick meines Lebens sicher gewesen sein. Tag und Nacht hätte ich keine Ruhe gehabt, und früher oder später wäre ich ihm doch zum Opfer gefallen. Was hätte ich dagegen tun können? Ich konnte ihn nicht erschießen, wollte ich mich nicht selbst in Ungelegenheiten bringen. Mich an die Behörde zu wenden, hätte keinen Zweck gehabt, denn auf bloßen Verdacht hin darf sie nicht einschreiten. Ich war also vollständig machtlos. Ich verfolgte daher die Kriminalnachrichten, weil ich überzeugt war, ihn doch einmal erwischen zu können. Da kam die Meldung von der Ermordung des jungen Adair. Meine Stunde war endlich gekommen! Nach dem, was ich wusste, war es da nicht sicher, dass Moran der Mörder sein musste? Er hatte mit dem jungen Mann Karten gespielt, er war ihm vom Klub nach Hause gefolgt und hatte ihn durch das offene Fenster erschossen. Das unterlag für mich keinem Zweifel. Die Kugeln allein werden zu seiner Überführung genügen. Ich kehrte rasch zurück. Seine Wache sah mich und setzte ihn selbstverständlich sofort von meiner Anwesenheit in Kenntnis. Er musste meine schleunige Rückkehr unbedingt mit seinem Verbrechen in Zusammenhang bringen und darüber stark beunruhigt sein. Es war mir daher klar, dass er sofort mich aus dem Weg zu schaffen versuchen, und zu diesem Zweck sein Mordgewehr mitbringen würde. Ich hinterließ ihm am Fenster ein ausgezeichnetes Ziel. Ich unterrichtete die Polizei – Sie werden, nebenbei bemerkt, ihre Anwesenheit in jenem Torweg gewiss nicht vermutet haben – und nahm jenen Beobachtungsposten ein, der mir dazu besonders geeignet erschien; freilich ließ ich mir nicht träumen, dass er denselben Fleck zu seinem Angriff wählen würde. Ist Ihnen die Sache nun klar, mein Lieber?«
    »Nicht ganz«, antwortete ich.
    »Sie haben mir nicht erklärt, warum er den jungen Ronald Adair getötet hat.«
    »Ach so! Damit kommen wir auf das Gebiet, wo auch ein streng logisch denkender Mensch irren kann. Darüber mag sich jeder aufgrund der Tatsachen seine eigene Meinung bilden, und dabei gilt die eine so viel wie die andere.«
    »Haben Sie sich Ihre schon gebildet?«
    »Mir erscheint es nicht allzu schwer, ein Motiv zu finden. Es ist nachgewiesen, dass Moran und Adair nicht unbedeutende Summen im Spiel umgesetzt haben. Nun hat Moran zweifellos falsch gespielt – davon war ich schon lange überzeugt. Ich glaube, dass Adair am Tag der Ermordung den Betrug entdeckt und ihm höchstwahrscheinlich die vertrauliche Mitteilung gemacht hatte, dass er seine Ausschließung aus dem Klub veranlassen würde, wenn er nicht freiwillig austräte und vom Kartenspiel wegbliebe. Es ist kaum anzunehmen, dass ein junger Mann wie Adair sofort einen riesigen Skandal machen und einen bekannten und viel älteren Herrn in dieser Weise bloßstellen wollte. Meine Vermutung hat insofern viel für sich. Die Ausstoßung aus dem Klub bedeutete aber für Moran, der von den Erträgnissen des falschen Spielens lebte, zugleich den materiellen Ruin. Aus diesem Grund ermordete er Adair, als dieser gerade ausrechnete, wie viel Geld er selbst zurückzahlen müsste, um an dem Falschspiel seines Partners keinen

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