Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
furchtbares Verbrechen hin. Es fiel auf, dass der Besitzer des Grundstücks nicht aufzufinden und aus dem Haus verschwunden war. Die Untersuchung seines Schlafzimmers ergab, dass sein Bett unbenutzt, dass der hier stehende Geldschrank geöffnet war und zahlreiche Papiere auf dem Fußboden umherlagen, außerdem wiesen Blutspuren im Zimmer und ein mit Blut befleckter eichener Stock auf einen Kampf mit einem Mörder hin. Ferner weiß man, dass Mr Oldacre spät in der Nacht einen Besucher im Schlafzimmer hatte, und der Stock hat sich nachträglich als dieser Person gehörig herausgestellt: Es ist ein junger Londoner Advokat namens John Hector Farlane, Gresham Street 426. Die Polizei erblickt darin einen wichtigen Anhaltspunkt, und man kann auf sensationelle Enthüllungen gefasst sein.
    Nachtrag. – Während des Drucks geht uns die Nachricht zu, dass Mr Hector Farlane eben wegen Verdachts der Täterschaft verhaftet werden soll. Der Verhaftungsbefehl ist bereits ergangen. Die Polizei hat weitere Nachforschungen über den traurigen Fall am Tatort angestellt. Außer den Anzeichen des blutigen Ringens im Schlafzimmer, hat man jetzt auch gefunden, dass das Balkonfenster offen war, und auch eine Fährte, als ob ein schwerer Gegenstand nach dem Holzhaufen geschleift worden wäre; endlich ist in letzter Stunde festgestellt worden, dass die Asche verkohlte Leichenteile enthält. Die Polizei neigt zu der Ansicht, dass man es mit einem außergewöhnlichen Verbrechen zu tun hat, dass das Opfer in seinem Schlafzimmer ermordet, die Wertpapiere geraubt und die Leiche dann zu dem Holzstoß geschleppt worden ist, den der Mörder in Brand gesteckt hat, um auf diese Weise jede Spur seines Verbrechens zu verwischen. Die Leitung der polizeilichen Untersuchungen ist dem erfahrenen Inspektor Lestrade von Scotland Yard übertragen worden, der die Spuren mit der bekannten Energie und dem ihm eigenen Scharfsinn verfolgen wird.«
    Holmes hatte diesen merkwürdigen Bericht mit geschlossenen Augen angehört.
    »Der Fall bietet entschieden einige interessante Punkte«, sagte er in seinem gleichgültigen, geschäftsmäßigen Ton. »Darf ich vielleicht fragen, Mr Farlane, wieso Sie sich noch auf freiem Fuß befinden, obwohl scheinbar triftige Gründe zu Ihrer Verhaftung vorliegen?«
    »Ich wohne in Blackheath bei meinen Eltern, Mr Holmes, da ich aber gestern Abend sehr spät bei Mr Oldacre zu tun hatte, übernachtete ich in einem Hotel in Norwood und wollte von dort ins Büro fahren. Ich habe den Vorfall erst im Zug erfahren, als ich die Zeitung las. Ich erkannte sofort die schreckliche Gefahr, in der ich schwebte, und beeilte mich, Ihnen die Sache vorzutragen. Ich zweifle keinen Augenblick, dass man mich zu Hause oder im Büro schon arretiert haben würde. Vom Bahnhof London Bridge ist ein Mann hinter mir hergegangen und würde mich sicher – Herr des Himmels, jetzt kommen sie ...«
    Es klingelte, und auf der Treppe wurden alsbald schwere Tritte hörbar. Im nächsten Augenblick machte unser alter Freund Lestrade die Tür auf. Hinter ihm erblickte ich die Uniformen zweier Schutzleute, die draußen blieben und warteten.
    »Mr John Hector Farlane?«, fragte Lestrade.
    Unser unglücklicher Schützling fuhr entsetzt von seinem Stuhl auf.
    »Ich verhafte Sie wegen der Ermordung des Mr Jonas Oldacre in Lower Norwood.«
    Farlane warf uns verzweifelte Blicke zu und sank, wie vom Schlag getroffen, wieder auf seinen Stuhl nieder.
    »Einen Augenblick, Mr Lestrade«, sagte Holmes. »Eine halbe Stunde früher oder später macht keinen Unterschied. Der Herr war gerade dabei, uns eine Darstellung seiner höchst interessanten Angelegenheit zu geben. Sie kann uns bei ihrer Aufklärung vielleicht viel nützen.«
    »Diese Aufklärung wird, glaube ich, nicht sehr schwierig werden«, antwortete Lestrade ironisch.
    »Immerhin möchte ich, wenn Sie nichts dagegen haben, seine Aussagen gerne hören.«
    »Ich schlage Ihnen ungern etwas ab, Mr Holmes, denn Sie haben der Polizei schon verschiedentlich gute Dienste geleistet, und wir verdanken Ihnen manches in Scotland Yard«, erwiderte Lestrade. »Trotzdem muss ich meinen Gefangenen festhalten, und ich bin verpflichtet, ihn vor offenbar unwahren Angaben zu warnen.«
    »Ich wünsche nur die Wahrheit zu sagen«, fiel unser Klient ein: »Ich bitte nur, mich anzuhören, damit Sie die reine Wahrheit erfahren.«
    Lestrade sah nach der Uhr. »Ich will Ihnen eine halbe Stunde Zeit lassen.«
    »Ich muss vorausschicken«, begann Farlane,

Weitere Kostenlose Bücher