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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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hierher, die Polizei folgte ihm auf den Fersen und nahm ihn fort. Beppo hieß er – den Zunamen habe ich nie gekannt. Gott behüte mich davor, dass ich je wieder ’nen Menschen mit ’nem solchen Affengesicht einstelle. Aber er war ’n tüchtiger Arbeiter, einer von den besten.«
    »Wie viel Strafe hat er damals bekommen?«
    »Der Verletzte ist nicht gestorben, und so ist er mit einem Jahr davongekommen. Ich glaube, dass er jetzt wieder ’raus ist; er hat sich aber noch nicht wieder hier sehen lassen. Ein Vetter von ihm steht noch in unseren Diensten, ich nehme an, dass der Ihnen Näheres sagen kann.«
    »Nein, nein«, rief Holmes. »Sagen Sie seinem Vetter um Gottes willen kein Wort – kein Wort, ich bitte Sie darum. Die Sache ist von größter Wichtigkeit, und je weiter ich sie verfolge und je mehr ich darüber nachdenke, umso wichtiger erscheint sie mir. – Als Sie im Buch nachsahen, wann diese Büsten verkauft worden sind, bemerkte ich, dass es am dritten Juni vergangenen Jahres gewesen ist. Wissen Sie vielleicht noch das Datum von Beppos Verhaftung?«
    »Aus der Lohnliste lässt es sich ungefähr ersehen«, antwortete der Werkmeister. »Jawohl«, fuhr er fort, nachdem er eine Zeit lang nachgeblättert hatte, »zum letzten Mal hat er am zwanzigsten Mai Lohn bekommen.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Holmes. »Ich glaube nicht, dass ich Sie noch weiter zu bemühen brauche.« Nachdem er der Vorsicht halber nochmals gebeten hatte, über unsere Nachforschungen strengstes Schweigen zu bewahren, entfernten wir uns und lenkten unsere Schritte nach Westen zurück.
    Es war bereits am späten Nachmittag, als wir endlich Zeit fanden, in einem Restaurant einen Imbiss zu nehmen. Am Eingang desselben erblickten wir ein Extrablatt mit der Überschrift: ›Schreckenstat in Kensington. Mord eines Irrsinnigen.‹ Holmes ließ sich eines geben, um es beim Essen zu lesen. In zwei Spalten war in höchst sensationeller Weise das ganze Ereignis in den grellsten Farben geschildert. Ein paarmal musste Holmes lachen. »Unser Freund Harker hat seine Sache noch gut gemacht – sehr gut, Watson; hören Sie mal folgende Stelle:
    ›Zu unserer Befriedigung können wir feststellen, dass in diesem Fall keinerlei Meinungsverschiedenheit besteht, denn Mr Lestrade, einer der erfahrensten Beamten von Scotland Yard, und der bekannte Privatdetektiv Sherlock Holmes sind ganz unabhängig voneinander zu dem übereinstimmenden Ergebnis gelangt, dass die verschiedenen auffälligen Vorkommnisse der letzten Tage, die nun ein so tragisches Ende genommen haben, eher die Tat eines Irrsinnigen als eines überlegenden Verbrechers sind. Den Umständen nach kann nur ein Geisteskranker der Täter sein.‹«
    »Die Presse«, fügte er dann selbst hinzu, »ist eine sehr schätzenswerte Einrichtung, wenn man sie zu benutzen versteht. – Und nun wollen wir, sobald Sie mit dem Essen fertig sind, wieder nach Kensington zurück und sehen, was wir bei den Gebrüdern Harding über die Sache in Erfahrung bringen können.«
    Der Gründer dieses großen Kaufhauses war ein lebhafter kleiner Herr, körperlich und geistig gewandt.
    »Jawohl, mein Herr, ich habe den Bericht schon in den Abendblättern gelesen. Mr Harker ist ein Kunde von mir. Wir haben ihm den Kopf vor einigen Monaten geliefert. Wir hatten drei von Gelder & Co., sie sind alle verkauft. An wen? Das können wir Ihnen anhand unserer Bücher ganz leicht sagen. Jawohl, hier habe ich’s schon: eine an Mr Harker, eine an Mr Josiah Brown in Chiswick und eine an Mr Sandeford in Reading – wollen Sie sich bitte selbst überzeugen? Nein, das Gesicht auf der Fotografie habe ich nie gesehen. Man würde es wegen seiner auffallenden Hässlichkeit schwerlich vergessen, ich habe kaum jemals ein hässlicheres Bild gesehen. Ob bei uns irgendwelche Italiener in Diensten stehen? Ja, wir haben einige als Arbeiter und als Putzer. Dieselben konnten gut einen Einblick in das Verkaufsbuch nehmen, wenn sie Lust dazu hatten. Wir haben keinen Grund, es unter Verschluss zu halten. Ja, ja, es ist allerdings eine eigentümliche, verzwickte Sache. Ich will hoffen, dass Ihre Nachforschungen von Erfolg sind und dass Sie mir dann mal Nachricht geben.«
    Holmes hatte sich, während Mr Harding mit ihm sprach, einige Notizen gemacht, und ich konnte ihm ansehen, dass ihn der Verlauf der Angelegenheit vollauf befriedigte. Er sagte freilich nichts, sondern bemerkte nur, dass wir zu unserer Verabredung mit Lestrade zu spät kommen würden, wenn wir

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